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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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meine Tür. Carolin war auch dabei.«
    »Klavier?«, fragte Phong.
    »Sie war begeistert von der Idee und wollte, ganz richtig, Klavier bei uns spielen. Sie kam oft zu mir in die Bar, allein. Ich gab ihr meine Telefonnummer, als sie mich nach der Band fragte, und sagte, es würde vermutlich eine Weile dauern, aber sie würde von mir hören.
    Packer nickte. »Sie spielt wunderbar.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Intuition.«
    Wenn Carolin als Kind Klavierstunden bekam, hatte er oft an der Tür gelauscht und gehört, wie sie besser und immer besser wurde, weil sie jeden Tag übte: Beethoven, Mozart, Tschaikowsky, am liebsten hörte er sie Passagen aus Schwanensee spielen, und wenn sie übermütig wurde, spielte sie ein Stück von Diana Ross und sang dazu.
    »Komme ich dahinter«, sagte Packer, »dass du mich angelogen hast, alter Freund, erscheine ich ganz bestimmt wieder, um das mit dir zu bereden. Wie wär’s außerdem mit ein paar Namen, Leuten, mit denen ich mich über die Bungees unterhalten könnte?«
    »Versuchen Sie es mit Theodor Faksen, dem stellvertretenden Leiter des Museums. Und Hakon Brendboe, er ist Präsident der Bergwerksgesellschaft. Was die Frauen selbst angeht, sprechen Sie am besten mit Frida Mörk. Es heißt, der Bungee-Club war ihre Idee. Sie arbeitet als Oberschwester im Krankenhaus. Aber von mir haben Sie diese Informationen nicht, kapiert, Mann? Ich muss mit den Leuten hier noch auskommen, wenn Sie längst wieder abgezwitschert sind.«
    Als wollte er einen Extravorhang einheimsen, fügte er hinzu: »Vergessen Sie Morton Paulsen nicht, den Direktor der Universität. Wenn man dem zuhört, könnte man denken, das Wichtigste auf Gottes weiter Welt sei Vögeln und noch mal Vögeln. In seiner Haut möchte ich nicht stecken, und wenn, würde ich mich aufhängen.«
    »Hat er auch seine Finger im Spiel?«
    »Mann, nicht nur seine Finger.«
    39
    Als Packer aus dem Hinterzimmer trat, ließ er seinen Blick die Theke hinunterwandern und kam zu dem Schluss, dass Jenna beim Anbandeln mit dem Trapper Fortschritte gemacht hatte. Sie stießen gerade mit ihren Biergläsern an und schienen sich prächtig zu amüsieren. Magnus Gahr versuchte ihre Hand zu greifen, aber sie entzog sie ihm.
    »Mir gefällt Ihre Frisur«, sagte er.
    »Eigentlich habe ich keine Frisur.«
    »Spricht für Ihre Unabhängigkeit.«
    »Da sind wir im bummeligen alten Longyearbyen«, sagte er, »und auf einmal kommt richtig Leben in die Bude. Wie lange werden Sie bleiben?«
    Ihr Duft stellte schwindelerregende Dinge in seinem Kopf an.
    »Ehrlich, Sie sind der erste Jäger, der mir über den Weg läuft«, sagte Jenna. »Das muss ein fantastisches Leben sein. Immer an der frischen Luft, jeden Tag ein neues Abenteuer. Für die Männer, die ich kenne, ist das nichts, die verkriechen sich lieber in ihrem Lesesessel am Kamin und schmökern in den Büchern über die Expeditionen von Fridtjof Nansen, Roald Amundsen und Umberto Nobile, an denen sie selber niemals teilgenommen hätten. Zu viel Schiss.«
    »Nachmittags tut mir manchmal das Knie weh, aber sonst bin ich in erstklassiger Form«, erwiderte Magnus.
    Im Dämmerlicht der Bar sah die fleckige Haut unter seinen Augen blau und geschwollen aus, als wäre sie mit den Abzeichen des Alkoholismus bedruckt.
    Jenna dachte: Hoppla, ich muss aufpassen, bloß nicht zu dick auftragen.
    Als der Trapper Anton bemerkte, der wieder seine Position hinter dem Tresen eingenommen hatte, rief er: »Was ist los, du Heini? Denkst du, mein nächstes Bier rutscht von alleine hier rüber, oder wie? Und sag dem Koch, er soll eine Gurke abmurksen. In fünf Minuten will ich einen verteufelt guten Salat vor mir auftauchen sehen.«
    »Das Bier ist unterwegs, aber mit dem Salat musst du bis morgen warten, Magnus. Der Koch liegt schon im Bett.«
    Der Trapper wandte sich Jenna zu.
    »Ich verklicker Ihnen mal was. Für umsonst. Polarfüchse zu jagen ist kein Zuckerschlecken«, sagte er, geschmeichelt von ihrem Interesse, und versuchte, in den Ausschnitt ihres Pullis zu schielen.
    »Und hören Sie mir bloß auf, das Trapperleben zu romantisieren. Ich komme so eben über die Runden, das ist aber auch alles. Von den Neuen, die sich darauf einlassen und anfangs große Sprüche klopfen, bleiben die meisten nur eine Saison lang, dann haben sie die Nase voll und hauen wieder ab. Dreckige Arbeit, beschissene Prämien und dazu die Einsamkeit. Entweder man wird irre, oder man gewöhnt sich daran. Mir gefällt’s, ich beklag mich

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