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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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nicht. Ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass es mir leichterfällt, jemanden zu töten, als übers Feuer zu laufen.«
    »Tiere zu töten, meinen Sie«, warf Jenna ein.
    »Auch«, erwiderte der Trapper.
    »Auch?«
    »Rührend«, sagte er. »Sie wissen wohl noch nichts über mich, hab ich recht?«
    »Sie trinken gern was und sind ein wenig raufboldig, hab ich das so weit richtig mitgekriegt?«
    »Und immer gut vorbereitet, darauf können Sie wetten.«
    40
    Er griff in die Jacke, die auf seinen Knien lag, und holte eine Pistole raus.
    »Das ist eine Glock 17, neun Millimeter Luger. Wollen Sie sie mal halten?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht will ich sie dann nicht mehr hergeben.«
    »Sie gefallen mir.«
    Er hob sein Glas in die Höhe und brachte breit grinsend einen Toast auf Jenna und Magnus und alle Schwerenöter dieser Welt aus.
    »Und sonst?«, fragte Jenna.
    »Was denn noch?«
    »Ich frage mich so dies und das. Macht es Ihnen überhaupt nichts aus, diese niedlichen Tiere umzubringen?«
    »Im Ernst, ich mag die Füchse, auch wenn sie wie Plüschtiere aussehen. Sie sind nämlich selbst hervorragende Jäger, haben einen exzellenten Geruchssinn, mit dem sie ihre Beute noch durch zentimeterdicken Schnee aufspüren. Im Notfall werden sie zu Allesfressern und halten sich mit Aas, Insekten und Beeren über Wasser. He, manchmal machen sie sich sogar über den fetthaltigen Kot von Eisbären her, aber am liebsten mögen sie Lemminge, Sumpfmäuse und Krebse.«
    »Wirklich wahr?«
    »Wirklich wahr.«
    »Uuuuh«, sagte Jenna. »Also ehrlich, igitt.«
    »Fantastische Burschen, diese Polarfüchse. Die haben die Eiskarte der gesamten nördlichen Hemisphäre im Kopf, und frieren tun sie erst bei minus siebzig Grad.«
    »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Felle vom Blaufuchs bringen am meisten. Die Damen von Welt sind scharf auf einen Pelz vom Blaufuchs. Für die spielt der Preis keine Rolle. Wollen Sie einen sehen?«
    Neben seinen Füßen stand eine taubengraue Isoliertasche, aus der holte er einen Fotoapparat hervor.
    »Panasonic FZ 150«, sagte er und fuhr mit dem Daumen liebevoll über das Gehäuse, »24-fach-Zoom, Brennweite 25 – 600 mm, mithilfe der Intelli-Funktion kann ich den Zoom auf 34-fach erweitern, muss dafür allerdings zwanzig Prozent Schärfeverlust in Kauf nehmen.«
    Er klappte das Display zur Seite und schaltete die Kamera ein.
    »Man muss sie warm halten«, sagte er, »wie ein Baby, sonst fährt der Zoom nicht mehr sanft und reibungslos aus, und der Akku ist in null Komma nichts leer. Die Mechanik wird träge, du drückst auf den Auslöser und wunderst dich, dass nichts passiert, nach einer Weile macht es endlich klick.«
    »Ein toller Bursche sind Sie, wissen Sie das?«
    Ihm derart zu schmeicheln war ihr peinlich, aber dem Trapper schien es zu gefallen, und gesprächig machte es ihn allemal.
    »Bei Kälte und schneebedeckter Umgebung spielen die Beleuchtungsautomatik und der automatische Weißabgleich verrückt, besonders bei strahlendem Sonnenschein, also schön aufpassen und wärmen, das Baby immer einsatzbereit halten, wer weiß, was einem so über den Weg läuft.«
    Jenna sagte: »Gut zu wissen.«
    »Und nicht mal auswendig gelernt.«
    Er drückte auf den Knöpfen rum, bis auf dem Bildschirm die Aufnahme einer eingeschneiten Hütte erschien, aus dem Schornstein stieg Rauch auf.
    »Da wohne ich. Und hier«, er scrollte zurück, »haben wir ihn. Ein Prachtexemplar. Soll ich ihn näher ranholen?«
    »Gott, ist der süß«, sagte Jenna entzückt und beugte sich vor, um sich den Blaufuchs aus der Nähe anzusehen.
    »Hab ihn letzten Sommer erwischt, drüben bei Sveagruva. Der schlich um seine Alte rum, die steckte in einer Falle fest, als ich hinkam.«
    Er zeigte ihr noch mehr Fotos, dann wechselte die Location, statt Blaufüchsen leuchtete auf dem Display eine Aufnahme vom Sysselmann auf, der rauchend vor einem Container stand und sich mit einem Mann in Uniform unterhielt.
    Jenna sah gebannt auf die Szene, der Trapper bemerkte es.
    »Das geht Sie nichts an«, sagte er schnell, klappte das Display zu und schaltete die Kamera aus.
    Seine leutselige Stimmung drohte umzuschlagen. Also drückte Jenna noch ein bisschen auf die Tube.
    »Was würde man mir erzählen, wenn ich jemanden nach Ihnen fragen würde?«
    Magnus setzte sein Glas ab, das er an die Lippen heben wollte. War seine Pechsträhne mit Frauen etwa zu Ende?
    Er schien ernsthaft über ihre Frage nachzudenken, rieb seine rissigen Hände

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