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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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sie ab bis Longyearbyen, drehten um. Tarassow ließ den Piloten die Strecke gleich noch einmal fliegen. Nichts. Noch immer nichts.
    Er dachte nach. Der Bambus-Mann war schnell. Und schlau war er auch.
    »Abdrehen!«, schrie er ins Bordmikrofon. »Sie versuchen es auf dem Wasser.«
    87
    Draußen zischte und fauchte der schwarze Ozean.
    Jedes Mal, wenn sie in ein Wellental tauchten, sprang die Gischt über das mit Beulen überzogene Vordeck und schlug donnernd gegen die Fenster des Steuerhauses. Die Scheibenwischer kämpften gegen die Wassermassen und schafften es kaum.
    Packer hockte neben dem Steuerrad auf dem Boden des Ruderhauses. Er versuchte, nicht nach draußen zu sehen und nicht daran zu denken, was um ihn herum war. Wie er es hasste, auf dem Wasser zu sein, immer wieder kamen die alten Bilder von der Hai long , den Wellen, die sie hochgehoben und runtergestürzt hatten.
    »Wie lange noch?«, fragte er.
    »Zeit genug, eine zu rauchen«, sagte der Kapitän.
    Kokina war unter Deck und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
    »Ich versteh das nicht«, sagte Packer. »Die Russen überrennen Spitzbergen, und da ist keiner, der ihnen sagt, so geht das nicht?«
    »Was hier passiert«, antwortete Selboskar, »interessiert niemanden. Wir sind viel zu weit weg. Das ist alles ziemlich neu für mich. Die Russen – das war jedenfalls das, was sie uns gesagt haben – wollten die Grube wieder aufmachen. Deshalb die Schiffe, deshalb die Wachen. Neue Geräte für die Zukunft der Energiegewinnung, in hübschen Einzelteilen, die erst noch zusammengeschraubt werden müssen. Carolin Riesenberg hab ich gekannt, sie ein Mal getroffen«, sagte er. »Eine aufregende Dame, aber unnahbar, Miss Ice Queen auf der Suche nach den Tropen, wenn ihr mich fragt. Einmal fuhr ich sie im Auftrag der Universität nach Nye-Alesund, zur Forschungsstation. Zwei Wochen später holte ich sie wieder ab, unterwegs fütterte sie unseren Schiffshund, Tord, mit ihrem Mettwurstbrot, deshalb mochte ich sie, eine Frau mit Herz, versteht ihr?«
    »Ich sehe keinen Hund«, meinte Packer.
    »Bei schwerem Wetter über Bord gegangen, der Dummkopf«, sagte der Kapitän. »Drei Monate her.«
    An der Steuerbordseite zog das Festland vorbei, im Mondlicht war es kaum vom Horizont zu unterscheiden.
    Stecknadelgroß, und deshalb zwischen den Sternen kaum zu erkennen, näherte sich am Himmel über dem Achterschiff ein schnell größer werdender heller Punkt. Ein Scheinwerfer strich über das Wasser, kam näher, erfasste die Nansen III. Kurz darauf dröhnten die Rotoren des Hubschraubers über ihren Köpfen.
    »Wir hätten ihn umlegen sollen«, sagte Kokina, der nach oben gestürmt war und sofort begriff, um wen es sich über ihnen handelte.
    »Zu spät«, erwiderte der Trapper und trat mit seinem Jagdgewehr aufs Deck.
    »Ich hab’s dir gesagt, etwa nicht?«, ereiferte sich Kokina und schaute Packer vorwurfsvoll an.
    Der Hubschrauber hielt jetzt die gleiche Geschwindigkeit wie das Schiff, senkte sich langsam nieder. Hinter den gebogenen Scheiben des Cockpits konnten sie die Silhouetten des Piloten und von Tarassow erkennen. Hinter ihnen saßen zwei Männer mit Maschinenpistolen.
    Kokina, der Afghanistan-Kämpfer, meinte mit Kennerblick: »Wenigstens haben sie keine Bordwaffen.«
    »Mit Maschinenpistolen werden sie den Kahn wohl kaum versenken«, sagte Packer. »Oder etwa doch?« Er sah den Kapitän an. »Oder etwa doch?«
    »Bisher hat’s noch keiner versucht«, entgegnete Selboskar und hielt unbeirrt Kurs.
    Tarassow schob die Tür des Cockpits auf und hielt sich ein Megafon an die Lippen. Seine Stimme knarzte und gellte: »Sofort umdrehen! Zurück nach Barentsburg. Wenn das Ruder nicht unverzüglich umgelegt wird, eröffnen wir das Feuer.«
    Magnus nahm den im Küstenwind hin und her schaukelnden Helikopter ins Visier.
    Eine Maschinenpistole schwang aus dem Cockpit.
    »Dreißig Sekunden!«, brüllte Tarassow. »Ich gebe euch dreißig Sekunden!«
    Packer überlegte, was er dazu sagen sollte, aber Tarassow hätte es ja doch nicht gehört.
    »Gehen wir rein«, sagte er zu Magnus. »Hier geben wir ein zu gutes Ziel ab.«
    »Die da oben auch«, antwortete Magnus. »Soll ich?«
    »Du bist ein guter Schütze«, sagte Packer. »Das hab ich ja im Container gesehen.«
    »Da hätte ich besser Ernst gemacht, dann wäre uns diese Begegnung erspart geblieben.«
    Er hob sein Gewehr, stemmte den Kolben gegen die Schulter und schoss. Die Kugel prallte Funken sprühend von einer Niete im

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