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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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fragte: »Willst du sie ausziehen?«
    »Nicht nötig, die kriegen auch so das große Zittern.«
    Tarassow rührte sich, bewegte den Kopf hin und her, um den Krampf aus seinem Nacken zu kriegen, stützte sich auf die Unterarme und kam langsam hoch. Er befühlte sein geschwollenes Gesicht, spuckte auf den Boden und sagte, ohne sie anzusehen: »Ihr seid tot.«
    »Frag ihn«, sagte Magnus, »wo die beiden Frauen sind, jetzt, wo er schon mal wach ist.«
    »Er hat mir gesagt, er weiß es nicht«, meinte Packer.
    »Dann lügt er.«
    Tarassow sagte: »Das werdet ihr wohl nie herausfinden.«
    »Du könntest ihm in den Fuß schießen«, sagte Kokina zu dem Trapper.
    »Könnte ich, ja.«
    Magnus Gahr fuhr auf die Idee ab, fragte sich, ob er vielleicht sogar zweimal schießen durfte.
    »Da blüht dir was«, sagte Kokina und sah Tarassow in die Augen. »Willst du uns vorher noch was sagen? Der da«, er deutete auf den Trapper, »redet nämlich nicht nur, der tut auch was.«
    »Wenn es hier knallt, habt ihr meine Männer auf dem Hals. Also fickt euch.«
    »Hast du das gehört?«, fragte Kokina.
    »Hab ich, ja«, antwortete Magnus.
    Er zog einen Schalldämpfer aus der Tasche – ein Ausdruck der Verwunderung trat in Tarassows schief lächelndes Gesicht –, schraubte ihn auf den Lauf und schoss ihm – plopp – in den linken Fuß.
    »So viel zum Thema Lärm«, sagte er.
    Tarassow krümmte sich auf dem Boden. Aus dem Loch in seinem Stiefel quoll Blut.
    »Die Kleine hier«, Magnus tätschelte seine Waffe, »bringt dir Glück, muss wohl erst ein bisschen warm werden. Außer ein bisschen Haut und Fleisch ist noch alles wie vorher, kein Knochen kaputt, alle Sehnen intakt, sieh nach, wenn du mir nicht glaubst.«
    Er hielt sich die Pistole ans Ohr.
    »Aber jetzt flüstert sie mir, alles paletti, beim nächsten Schuss trifft sie genau da, wo ich will.«
    »Also noch mal von vorn«, sagte Packer. »Was weißt du über die Frauen?«
    »Ich könnte ihm in die Hand schießen«, schlug Magnus vor. »Zuerst in die Hand, wenn er das Maul dann immer noch nicht aufkriegt, verpasse ich ihm eine Kugel in den Kopf.«
    »Genau in dieser Reihenfolge«, pflichtete Kokina ihm bei. »Sag ihm, er soll sich beeilen. Wir müssen los.«
    Der Trapper hob die Waffe und zielte.
    »Ich hab die Frauen nur ein Mal gesehen«, sagte Tarassow, »als wir sie uns geschnappt haben. Seitdem kümmern sich Choma und sein Leibwächter persönlich um sie. Was da läuft? Keine Ahnung. Bei der einen hat es offenbar mit den Frachtschiffen ihres Vaters zu tun. Ich hörte, wie Vollmer ihn fragte, ob das Schiff wirklich ein so gutes Versteck für die Frauen sei.«
    »Welches Schiff?«, fragte Packer.
    »Die Carte Blanche , nehme ich an. Sie liegt im Hafen von Tromsö. Jedenfalls lag sie gestern noch da. Chomas Luxusspielzeug, mit eigenem Hubschrauberlandeplatz und einem Riesenbauch, dass ein ganzes Flugzeug reinpasst.«
    »Letzte Frage«, sagte Packer. »Haben deine Leute auf mich und meine Begleiterin geschossen?«
    »Den Befehl dazu hat Choma gegeben.«
    Der Trapper fuchtelte mit seiner Waffe vor Tarassows Gesicht herum.
    »Soll ich den Schweinehund abknallen?«
    »Bring ihn eine Weile zum Schweigen, das genügt.«
    82
    Sie verriegelten die Tür des Containers und liefen los, die Lichthöfe der Lampen meidend, die von den hohen Masten strahlten.
    Packer sagte zu Magnus: »Wir müssen einen Piloten und einen Hubschrauber auftreiben.«
    Magnus schüttelte den Kopf.
    »In so ein Ding steige ich nicht.«
    »Unser Hubschrauber steht auf dem Landeplatz und wird garantiert überwacht, die Skidoo-Route nach Longyearbyen auch, überall Russen. Die suchen dich«, sagte Packer zu Kokina.
    »Was denken die? Dass es nur einen Weg nach Longyearbyen gibt?«, fragte der Trapper.
    »Etwa nicht?«
    »Liegt Barentsburg am Meer?«
    »Wo sonst?«
    »Und Longyearbyen?«
    »Heute Morgen noch.«
    »Wir brauchen keinen Hubschrauber, wir brauchen keine Skidoos – wir brauchen ein Boot.«
    Die zwingende Logik dieser Erkenntnis erfüllte sie mit neuer Zuversicht.
    Bis Packer fragte: »Und wo kriegen wir das her?«
    »Gejagt«, sagte Magnus, »wird nicht nur auf dem Land. Nicht weit von hier wohnt ein Freund von mir, ein Sonderling namens Kristian. Er hat sich auf den Fang von Kabeljau spezialisiert. Inzwischen ist er so alt wie der Vater von König Harald – wenn der noch leben würde. Der Staat zahlt ihm eine kleine Ehrenrente, weil er der Nachfahre eines berühmten Helden der Nation ist. Sein

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