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Kalt wie ein Brilliant

Kalt wie ein Brilliant

Titel: Kalt wie ein Brilliant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Brillanten ausgesprochen zweckentfremdet, finden Sie nicht, Leutnant?
Kenne ich übrigens die Leiche?«
    »Es ist Louise Lamont!« Schell
verschlang die schöne Tamara beinahe mit seinen Augen. »Eins der Mädchen, die
in die Endausscheidung des Schönheitswettbewerbes von Poolside gekommen sind.«
    Tamara verdaute das einen
Augenblick. »Na, die anderen beiden Mädchen werden sich freuen, daß die Lamont
aus dem Rennen ist! Darf ich das Diadem jetzt einmal sehen?«
    Sie knöpfte die Nerzjacke auf
und warf sie nachlässig über einen Stuhl. Dann öffnete sie ihre Handtasche und
kramte darin herum. In meine Augen trat der gleiche starre Glanz, den die des
Leutnants angenommen hatten. Das Oberteil des Kleides, sehr knapp geschnitten
und nur durch schmale straßbesetzte Träger gehalten,
ließ in jeder Beziehung tief blicken.
    Schell nahm mit abwesendem
Gesichtsausdruck das Diadem aus der Manteltasche und reichte es ihr. Inzwischen
hatte Tamara in ihrer Handtasche das Gesuchte, eine Uhrmacherlupe, gefunden und
ins Auge geklemmt. Sie untersuchte das Diadem sorgsam und fachkundig. Zwanzig Sekunden
lang, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, herrschte tiefes Schweigen. Dann gab
sie den Schmuck an Schell zurück, nahm die Lupe aus dem Auge und steckte sie
wieder in die Handtasche, die sie mit einem energischen und ärgerlichen Klick
schloß.
    »Halten Sie das für einen sehr
gelungenen Scherz?« fragte sie kühl. »Wahrscheinlich stammt der Gedanke von Mr.
Boyd, er hat einen etwas unterentwickelten Sinn für Humor.«
    Schell sah sie fassungslos an.
»Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nach dem Telefongespräch mit
Mr. Boyd durfte Mr. Elmo wohl annehmen, daß Sie das echte Diadem gefunden
hätten«, sagte sie mit klirrender Kälte in der Stimme und sah mich an, als sei
ich ein Kalb mit zwei Köpfen.
    »Und was ist das hier? Eine
Fata Morgana?« Ich deutete auf den Schmuck.
    »Denkste, mein Junge!« sagte
sie schonungslos. »Was wir hier vor uns sehen, ist die Imitation!«
    »Was für ein haarsträubender
Unsinn«, wetterte Schell los. »Die Imitation liegt gut verschlossen in einem
Safe auf dem Polizeirevier, und zwar schon seit dem Tage, an dem das echte
Diadem verschwunden ist.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch!«
meinte Tamara spöttisch. »Jetzt gibt es also zwei Imitationen!«
    »Und das kann kein Irrtum
sein?« fragte Schell.
    »Allerdings nicht!« gab sie
ärgerlich zurück. »Wenn Sie an meiner Sachkenntnis zweifeln, können Sie sich
gern morgen früh bei Mr. Elmo erkundigen. Raten würde ich es Ihnen allerdings
nicht. Mit seiner Geduld ist er inzwischen ziemlich am Ende.«
    Sie nahm ihre Nerzjacke vom
Stuhl und knöpfte sie langsam und ordentlich zu. »Ich möchte Ihnen einen Rat
geben, Leutnant: Wenn Mr. Boyd wieder einmal glaubt, das echte Diadem gefunden
zu haben, würde ich mich an Ihrer Stelle nicht persönlich bemühen. Schicken Sie
statt dessen einfach zwei Männer mit einer Zwangsjacke. Gute Nacht!« Mit
schwingenden Hüften ging sie zur Tür. Ich war so niedergeschmettert, daß mich
nicht einmal dieser erfreuliche Anblick mehr reizen konnte. Die Tür fiel
krachend hinter ihr ins Schloß.
    »Zwei falsche Diademe!« Schell
sah mich hilfesuchend an.
    »Die Leiche jedenfalls ist
echt«, sagte ich mit einem gutgemeinten Versuch, ihn zu trösten. An seinem
Gesichtsausdruck und an den kurzen, aber prägnanten Worten, die er leise vor
sich hinmurmelte, merkte ich, daß dieser Trostversuch entschieden
danebengelungen war.
     
     
     

4
     
    Nach einer unruhig und einsam
verbrachten Nacht im Hotel stand ich am nächsten Morgen für meine Verhältnisse
früh auf und beschloß, die Leute, die für den Schönheitswettbewerb
verantwortlich zeichneten und damit die Kugel überhaupt erst ins Rollen gebracht
hatten, einmal unter die Lupe zu nehmen. Ich setzte mich also in mein
Leih-Cabrio und fuhr in den sonnigen Morgen hinaus. Trotz der Hitze fuhr ich
mit geschlossenem Verdeck. Nun gerade!
    Die Firma Poolside Plastics lag etwa 15 Kilometer südlich von Santo Bahia auf einem schönen,
fünfzehn Morgen großen Gelände, das früher einmal eine Orangenplantage gewesen
sein mochte. Als ich durch das offenstehende Gittertor — natürlich waren die
Gitterstäbe aus Plastikmaterial — die breite Auffahrt hinaufrollte, war es etwa
elf Uhr. Rechts der Auffahrt lag ein großes, mit grünen Kacheln ausgelegtes
Wasserbecken, in dem eine bunte Versammlung von aufblasbaren
Kunststoff-Pferden, -Enten, -Seehunden und -Elefanten

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