Kalt wie ein Brilliant
schwer zu begreifen ist es
gar nicht«, gab ich gelassen zurück. »Ich spreche zum Beispiel von deinem
wichtigsten Requisit: einer blonden Perücke!«
»Ach, mach dich doch nicht
lächerlich, Danny!« Ihr Lachen war laut und grell, und in ihren Augen stand
derselbe unversöhnliche Haß, den sie ihrer Schwester entgegengebracht haben
mußte.
»Du konntest auf deinen Plan
stolz sein«, meinte ich. »Du hast für Louise ein Doppelleben geschaffen, von
dem sie keine Ahnung hatte. Sie hielt Byers für deinen Verehrer. Er wiederum
mußte annehmen, daß seine Freundin und Komplizin Louise Lamont hieß. Nachdem
das Diadem verschwunden war, konntest du also deine Schwester in der schönen
Gewißheit ermorden, daß Byers dafür seinen Kopf hinhalten würde. Als du mir deine
Sorgen wegen Louise anvertrautest, hast du mich auf die Spur von Byers gesetzt.
Angeblich hattest du ihn in Louises Wohnung gesehen. Sicherheitshalber hast du
auch Marty Estell erwähnt, aber es war klar, daß der
Hauptverdacht auf Willie fallen mußte. Schon das Bild an der Wand, das Louise
so ähnlich sah, belastete ihn schwer. Außerdem stand in der Kunstakademie
Louises Name auf der Schülerliste.«
»Du weißt ja nicht mehr, was du
redest, Danny«, zischte sie. »Was hast du gegen mich? Glaubst du, nur weil wir gestern nacht zusammen waren, könntest du dir alles
erlauben?«
»Auf der Fahrt zu deiner
Wohnung fiel mir ein, daß Marty bis jetzt weder das echte Diadem in Händen hält
noch den Mord an Louise gerächt hat«, erklärte ich nachdrücklich. »So wie ich
Marty einschätze, wird er sich nicht so schnell geschlagen geben. Ich bin sogar
davon überzeugt, daß er sich noch immer irgendwo in der Stadt verborgen hält.
Wo, frage ich mich, läuft er das geringste Risiko, aufgespürt zu werden? Wo
würde ihn niemand suchen?«
»Im Augenblick interessiere ich
mich nicht für Marty«, unterbrach sie mich rasch, »sondern für die
Lügengeschichten, die du...«
»Mir an deiner Stelle wäre es
sehr unangenehm, Liebling, wenn Marty herausfände, daß du nicht nur Louise
getötet, sondern ihn auch zu dem Mord an Byers angestiftet und ihn um das
Diadem betrogen hast.«
»Das ist nicht wahr!« In ihrer
Stimme schwang panische Angst. »Du lügst. Ich...«
Ich hatte keine Schritte
gehört, ja, nicht einmal einen Laut. Aber die Stimme war sehr nah. Sie erklang
direkt hinter mir. »Es wäre sehr unvorsichtig von dir, Kumpel, jetzt nach
deinem Schießeisen zu greifen«, sagte die Stimme im Plauderton.
Ich hob beide Hände in
Brusthöhe. »Ja, Marty«, bestätigte ich. »Das wäre wirklich sehr unvorsichtig!«
»Siehst du!« sagte er tonlos.
Er umkreiste uns langsam, bis er etwa zwischen mir und Patty stand. Ich hätte
es nicht für möglich gehalten, aber sein Gesicht schien in den letzten 24
Stunden noch hagerer geworden zu sein. Die Haut wirkte grau, und der rote
Haarschopf züngelte wie eine lebendige Flamme, die von der Substanz des Körpers
zehrt und ihn langsam aushöhlt,
»Marty!« Patty sah ihn mit
funkelnden Augen an. »Ich dachte, du würdest nie aus dem Schlafzimmer
herauskommen.«
»Wozu auch?« In seinem Gesicht
zuckte es. »Boyd hat sich ja mit dir vorzüglich unterhalten. Ich konnte jedes
Wort verstehen.«
»Er weiß nicht, was er redet«,
meinte sie verächtlich. »Scheinbar ist er größenwahnsinnig geworden, weil ich heute nacht mit ihm ins Bett gegangen bin.«
»Du bist ganz schön
eingebildet, Baby! Glaubst du wirklich, daß das für einen Mann wie Boyd so viel
bedeutet? Genausowenig wie für mich, wenn du’s genau
wissen willst. Bei einem Mädel wie Louise war das vielleicht was anderes. Wenn
die einen ansah, wurden einem die Knie weich. Aber bei dir...« Er schüttelte
langsam den Kopf. »Dir fehlt eben das gewisse Etwas, Baby! Du hast die gleiche
Figur wie Louise«, er musterte sie mit einem beleidigend gleichgültigen Blick.
»Aber auf die Figur allein kommt’s ja nicht an. Hab’ ich recht, Boyd?«
Ich nickte. » Gestern nacht habe ich gedacht, mit ihr wäre was
anzufangen, wenn man sie richtig anpackt; aber das war ein Irrtum.«
Patty erstickte fast vor Wut.
»Ihr Schweine«, flüsterte sie heiser. »Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu
reden? Ich bin doch kein Tier.«
»Aber es ist wichtig, Baby«,
sagte Marty, ohne die Stimme zu heben, »denn darin bestand der Unterschied
zwischen dir und Louise. Sie konnte jeden Kerl haben, den sie nur wollte, auch
hohe Tiere wie diesen Rutter. Na, und ich bin in meinen Kreisen
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