Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Stimme des früheren Direktors klang nicht länger freundlich. »Worauf wollen Sie wirklich hinaus, Mr. Kurtz? Das ist nicht nur müßige Neugier.«
»Man weiß nie, was die Leser interessant finden könnten, Dr. Charles«, sagte Kurtz mit penibler Artikulation. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Sir.« Er legte auf.
Kurtz lenkte den Buick nach Osten und dann nach Süden auf den vierspurigen Highway 400, dem er durch die dunklen Hügel folgte, nachdem er zum Highway 16 geworden war. Die kleinen Ortschaften flogen eine nach der anderen vorbei. Es herrschte fast kein Verkehr. In der winzigen Stadt Chaffee sah Kurtz ein paar verspätete Halloween-Monster von einem großen weißen Haus an der Allee zum nächsten ziehen. Tote Blätter wurden über die Straße geweht. Wolken flohen vor dem Wind über das Antlitz eines kalten Viertelmondes. Es sah aus, fühlte sich an und roch nach einer Nacht der Geister.
Kurtz hatte bei Gail die Abend- und Spätnachrichten verfolgt – er spürte, dass Gail ihn nicht mochte und in seiner Gegenwart nervös war, wusste aber nicht, warum. Noch immer wurde das Neola-Massaker mit keiner Silbe erwähnt. Es gab eine 15-Sekunden-Meldung, dass man auf eine Polizistin in Buffalo geschossen hatte. Die Beamtin war operiert worden und gegenwärtig gab es keine weiteren Informationen. Man ging davon aus, dass sie vollständig genesen würde.
Gail hatte Arlene den ganzen Tag über Rigbys Zustand auf dem Laufenden gehalten – der sich am Ende des Tages von kritisch auf ernst verbessert hatte. Die Schwestern der Intensivstation hatten Gail nur verraten, dass rund um die Uhr ein Wachtposten vor der Tür von Detective King postierte und den größten Teil des Tages ein schwarzer Polizist darauf wartete, dass die Patientin das Bewusstsein zurückerlangte.
Kurtz lauschte seinem bevorzugten Buffaloer Jazzsender, bis er in die tieferen Täler nahe Neola eintauchte und das Signal zu schwach wurde. Er döste am Lenkrad beinahe ein, als er unter der Interstate hindurchfuhr und sich sieben Meilen vor der Stadt auf dem vierspurigen Zubringer wiederfand.
Die Stadt schlief, die überbreite Main Street war ausgestorben und größtenteils dunkel. Wie es aussah, hatte es stark geregnet, und die orange-schwarzen Kreppdekorationen an einigen der Ladenfronten hingen schlapp und vom Wind zerfetzt herunter.
Kurtz fuhr langsam durch die Stadt. Er war ganz sicher, dass das Sheriffbüro nicht nach einem blauen Buick neueren Baujahrs Ausschau hielt. Obwohl einer der Hiesigen den Wagen schon einmal gesehen hat – oben am Rainbow-Einkaufszentrum.
Er passierte die Brücke über den Allegheny, bog nach links auf die Landstraße ab und schaltete die Scheinwerfer aus, als er von der asphaltierten Strecke abbog. Kurtz schob sich das Nachtsichtgerät vor die Augen, aktivierte es und konnte problemlos der Schotterstraße und dann dem Feldweg den Hügel hinauf folgen, so wie er es schon einmal getan hatte.
Er parkte vor der Straßensperre, nahm die Ausrüstung, die er brauchte, vom Rücksitz, legte einen Teil davon an, zog seinen Kapitänsmantel wieder über und füllte sich die Taschen mit Ersatzmagazinen für die Browning und zwei Blendgranaten. Dann schleuderte er die leere Umhängetasche achtlos auf den Rücksitz.
Joe wanderte den Hügel hinauf, kroch durch das Loch, das er am Tag zuvor in den Zaun geschnitten hatte, ging dann aber in weitem Bogen um den bewaldeten Hügel herum. Er wollte sich Wolke Sieben über die Kuppe von oben nähern. Durch sein Nachtglas wirkten der schwache Mondschein und das vereinzelte Sternenlicht taghell.
Er folgte den Schienen der Kindereisenbahn in der Nähe der Hügelkuppe, die Browning noch im Holster, als er die Geräusche hörte und die sich bewegenden Lichter sah.
Musik. Wie von einem Leierkasten oder einer alten Dampforgel. Sie erklang von dort, wo sich einst der Hauptplatz befunden hatte. Und Lichter bewegten sich dort. Ein teilweise erleuchtetes Riesenrad drehte seine Kreise.
Aber ein anderes Licht und ein lauteres Geräusch schoben sich unaufhaltsam den Hügel hinauf. Genau zu der Stelle, an der Kurtz wartete.
Die Eisenbahn kam.
KAPITEL 49
Die einzelne Stirnlampe der Lokomotive blendete ihn schon aus 50 Metern Entfernung, als der Zug um die Kurve des Hügels bog und über die glänzenden grün-weißen Schienen in seine Richtung tuckerte.
Kurtz nahm das Nachtsichtgerät ab und ließ es um seinen Hals baumeln, als er einige Meter den Hügel hinaufkletterte und sich hinter ein paar
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