Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
bekam die Klappcouch und sie würden sich heute Abend Popcorn machen und »Das Ding aus einer anderen Welt« und »Der Tag, an dem die Erde stillstand« ansehen, um Halloween standesgemäß zu feiern. Rachel freute sich über die Gesellschaft, hatte Gail gesagt.
Kurtz wäre mit seinen Gedanken gerne noch ein wenig bei Rachel geblieben, doch sie schweiften zu einem anderen Thema ab und riefen ihm seine Unterhaltung mit Dr. Charles von der psychiatrischen Klinik in Erinnerung.
»Ja, natürlich erinnere ich mich an den Brand«, hatte der alte Gentleman versichert. »Eine furchtbare Tragödie. Wir fanden nie heraus, was die Ursache war. Mehrere Menschen starben in dieser Nacht.«
»Unter anderem Sean Michael O’Toole?«, fragte Kurtz.
»Ja.« Eine Pause. »Sagten Sie, Sie arbeiten für die Buffalo Evening News, Mr. Kurtz?«
»Nein, ich bin Freiberufler und recherchiere für einen Zeitschriftenartikel. Amokläufe an Schulen sind heutzutage ein heißes Thema und Sean Michael O’Toole war ein früher Vertreter dieser Gattung.«
»Ja«, erwiderte Dr. Charles mit trauriger Stimme. »Columbine ist allen frisch in Erinnerung, trotz der vielen Jahre, die seitdem vergangen sind.«
»Haben Sie jemals gehört, dass Ihr Patient – Sean – auch Dodger genannt wurde? Oder Artful Dodger?«
»Artful Dodger?« Der alte Mann gluckste. »Wie bei Dickens? Nein. Daran würde ich mich ganz sicher erinnern.«
»Sie sagten, Sean habe am Tag des Brands Gesellschaft gehabt. Das Feuer brach im Besucherflügel aus, während sich seine Gäste dort aufhielten.«
»Ja.«
»Wissen Sie noch, wer ihn besucht hat?«
»Nun, an einen erinnere ich mich noch genau«, antwortete Dr. Charles. »Es war Sean Michaels jüngerer Bruder.«
»Sein jüngerer Bruder«, wiederholte Kurtz und machte eine Pause, als würde er sich etwas notieren. Arlenes Küche blickte auf einen winzigen Hinterhof hinaus. Sean Michael O’Toole hatte keine Geschwister . »Ein oder zwei Jahre jünger als Sean?«, gab er einen Schuss ins Blaue ab. »Rothaarig?«
»Oh, nein«, widersprach Dr. Charles. »Ich traf ihn und seinen Freund, als sie sich in die Liste am Empfang eintrugen. Michael Junior war wesentlich jünger als unser Patient – maximal 20 Jahre alt. Sean hatte in der Woche gerade seinen 30. Geburtstag gefeiert. Sein jüngerer Bruder sah Sean überhaupt nicht ähnlich, das fiel mir direkt auf – dunklerer Hautton und deutlich attraktiver.«
»Ich verstehe«, log Kurtz, der überhaupt nichts verstand. »Und wer war der andere Besucher?«
»Das weiß ich nicht mehr. Er sagte während der ganzen Zeit, als ich mich mit Seans Bruder unterhielt, kein Wort. Er schien … abgelenkt. Fast wie unter Drogen.«
»Er hatte nicht zufällig in etwa Seans Größe, Alter und Gewicht?«
Der Doktor schwieg einen Moment, während er sich zu erinnern versuchte. »Ja, ich glaube, da könnten Sie recht haben. Es ist 15 Jahre her, wissen Sie, und – wie ich schon sagte – der andere Besucher sagte nichts, während ich mit Seans Bruder sprach.«
»Aber der Bruder und dieser andere Mann kamen aus dem Gebäude heraus?«
»Oh, ja.« Die Erinnerungen an den Brand schienen Dr. Charles selbst nach all diesen Jahren noch zu quälen. »Es herrschte natürlich ein großes Durcheinander – Feuerwehrwagen kamen, Patienten und Aufseher rannten panisch durch die Gegend, aber wir vergewisserten uns, dass sich alle Besucher in Sicherheit befanden.«
»Haben Sie Seans Bruder – Michael Junior – und diesen anderen Mann nach dem Brand selbst noch einmal zu Gesicht bekommen?«
»Nur kurz. Seans Bruder war in Ordnung und der andere Mann wurde mit Sauerstoff versorgt.«
»Wurde er ins Krankenhaus gebracht?«
»Ich glaube nicht, nein. Worauf wollen Sie hinaus, Mr. Kurtz?«
»Auf gar nichts, Dr. Charles. Ich bin lediglich neugierig. Sie sagen, dass bei dem Feuer keine Besucher ernsthaft zu Schaden kamen. Auch keine Aufseher. Nur die drei Insassen?«
»Wir ziehen es vor, sie Patienten zu nennen«, entgegnete Dr. Charles kühl.
»Natürlich. Nur die drei Patienten starben. Sean Michael O’Toole eingeschlossen.«
»Das ist korrekt.«
»Haben Sie selbst die Toten identifiziert, Dr. Charles?«
»Nur zwei von ihnen, Mr. Kurtz. Bei Sean Michael mussten wir uns auf die Kleiderreste, einen High-School-Ring, den er trug, und die zahnmedizinischen Unterlagen verlassen.«
»Die sein Vater zur Verfügung stellte?«, fragte Kurtz. »Major O’Toole aus Neola?«
»Ich glaube ja.« Die freundliche
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