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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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auf eigene Faust dingfest zu machen. Einer der drei Tatverdächtigen – alle entkamen trotz umgehend eingeleiteter Fahndung – war schneller als O’Toole und jagte ihm eine Kugel in den Kopf.
    Komisch, dachte Kurtz. Ein erfahrener Cop, sogar in Uniform, der versuchte, ein paar Drogendealer festzunehmen, ohne Unterstützung anzufordern? Das ergab keinen Sinn.
    Es gab einige weitere Berichte, unter anderem einen über Sergeant John O’Tooles feierliches Begräbnis – jeder Cop im westlichen New York schien daran teilgenommen zu haben –, und Kurtz erkannte auf einem Foto eine etwas jüngere und vielleicht auch schlankere Margaret O’Toole, die im Regen auf dem überfüllten Friedhof stand. Ihm fiel ein, dass sie früher einmal als Beamtin bei der Sitte gearbeitet hatte.
    Kurtz überflog die restlichen Unterlagen zu Pegs Vater – hauptsächlich Vorladungen, irgendwelcher Behördendreck, der teilweise über zehn Jahre alt war, und Zeitungsmeldungen über die erfolglose Suche nach seinen Mördern –, dann wandte er sich dem Schicksal vom älteren Bruder des Helden, Major Michael Francis O’Toole, zu.
    Getrennte Fotos – die beiden schienen nie gemeinsam abgelichtet worden zu sein – dokumentierten, dass die Brüder auf diese offenherzige irische Weise eine vage Ähnlichkeit besaßen, doch das Gesicht des Majors war breiter, härter und gemeiner als das von Big John. Arlene war irgendwie an seine Militärakten herangekommen – Kurtz fragte nie, wie sie so etwas fertigbrachte – und er druckte die Seiten aus, um sie bequemer lesen zu können.
    Michael Francis O’Toole, Jahrgang 1936, 1956 zur Army eingezogen, eine Reihe von Stationierungen in amerikanischen und europäischen Stützpunkten, dann sein erster Einsatz in Vietnam 1966. Dieser O’Toole hatte sich die Dienstgrade im Eiltempo hinaufgehangelt, besuchte Anfang der 60er die Offiziersschule und diente bei seinem ersten Kampfeinsatz bereits im Rang eines Captain. Es gab zahlreiche Belobigungen, Orden und Berichte über heldenhaften Einsatz unter Gefechtsbedingungen – einmal war er aus einem gelandeten Kommandohubschrauber gesprungen, unter feindlichem Feuer, um einen seiner verwundeten Männer zu retten, der bei einer chaotisch verlaufenen Evakuierung zurückgeblieben war.
    Als seine besondere Spezialität galt die Zusammenarbeit mit den Kit Carson Scouts der ARVN – der Armee der Republik Vietnam –, diesen kampferprobten, von Amerikanern ausgebildeten vietnamesischen Truppen, die die Army und die CIA im Inland durch Aufklärung, Verhöre und Übersetzungshilfe unterstützten. O’Toole wurde nach einer kleineren Verletzung in die Staaten zurückgeschickt. Dort beförderte man ihn zum Major und er meldete sich prompt freiwillig für einen weiteren Einsatz in Vietnam, wo er in einem der vorderen Frontabschnitte im Dan-Lat-Tal landete, auf eine Tretmine spazierte und seither seine Beine nicht mehr bewegen konnte.
    Das war das unfreiwillige Ende von Major O’Tooles aktiver Militärlaufbahn. Nach längerem Aufenthalt in einem Veteranenkrankenhaus in Virginia quittierte O’Toole den Dienst in der Army und kehrte nach Chappaqua, NY, die Heimatstadt seiner Familie, zurück. Dann gab es ein paar eingescannte Zeitungsausschnitte von 1972 über Major O’Toole in Neola, New York, einer Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern knapp 60 Meilen südlich von Buffalo an der Grenze zu Pennsylvania.
    Der Major hatte dort gemeinsam mit seinem vietnamesischen Kompagnon Colonel Vin Trinh eine Import-Export-Firma für den südostasiatischen Raum gegründet. Sie tauften ihre Unternehmung South-East Asia Trading Company, SEATCO, was für Kurtz nach einem dieser dämlichen Militärkürzel klang, von denen er in seiner Zeit bei der Military Police mehr als genug mitbekommen hatte.
    Okay, überlegte er. Die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden und Joe rieb sich die Schläfen. Was zur Hölle will uns das sagen? Mal davon abgesehen, dass die arme, im Sterben liegende Peg O’Toole einen hochdekorierten Cop (wenn auch nicht das hellste Licht im Adventskranz) als Vater und einen Vietnamveteranen als Onkel hat?
    Als könnte sie Kurtz’ Gedanken lesen, drückte Arlene ihre Zigarette aus und forderte ihn auf: »Lies die letzte Datei, bevor du mit den O’Toole-Brüdern weitermachst.«
    »Die Datei, die ›Wolke Sieben‹ heißt?«
    »Genau.«
    Kurtz schloss die übrigen Fenster und klickte auf ›Wolke Sieben‹. Es war ein enthusiastischer Artikel aus dem Neola Sentinel vom 10.

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