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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Bore hatte eine Woche lang voller Hingabe gesoffen und Pläne geschmiedet. Es konnte nicht allzu schwierig sein, Kurtz zu töten, denn Big Bore besaß eine nagelneue Big Bore Redhawk 357er und ein 20 Zentimeter langes Bowiemesser. Außerdem wusste Kurtz nicht, dass er hinter ihm her war.
    Aber irgendwie fand der miese Schnüffler es heraus, fuhr mitten in einem Scheißblizzard in das Tuscarora-Reservat nördlich von Buffalo, überraschte Big Bore und forderte ihn zu einem fairen Kampf heraus. Kurtz schleuderte sogar seine Waffe weg. Big Bore grinste, zückte sein riesiges Messer und sagte irgendwas wie: »Jetzt zeig mir, was du in der Hose hast, Kurtz!« Und der antwortete so was wie: »Ich habe eine 45er«, holte eine zweite Pistole aus der Jacke und schoss Big Bore ins Knie.
    Das tat echt weh.
    Weil Kurtz gedroht hatte, auszuplaudern, wo seine beiden Frauen begraben lagen – Big Bore war im Knast ziemlich damit hausieren gegangen –, erzählte der Indianer den Cops, dass er sich versehentlich selbst ins Knie geschossen hatte, als er die Pistole eines Freundes reinigte. Die Beamten waren von seiner Geschichte nicht sonderlich beeindruckt, aber Big Bores ruiniertes Knie war ihnen so oder so scheißegal, also ließen sie die Sache auf sich beruhen.
    Zuerst wollte Big Bore es ebenfalls auf sich beruhen lassen – Kurtz war ein hinterhältiges kleines Arschloch – und plante, irgendwo nach Westen zu ziehen, nach Arizona oder Nevada oder Indiana. In einen der Bundesstaaten, wo richtige Indianer lebten. Dort konnte er sich der Kakteenzucht hingeben, irgendwo in einem Tipi mit Klimaanlage wohnen und Touristen nachgemachte Teppiche oder anderen Schund andrehen.
    Aber nach einigen Wochen, in denen er immer wieder ins Krankenhaus musste und die Docs an den kläglichen Knorpel- und Knochenresten seines Knies herumpfuschten, verpassten sie Big Bore eine Gelenkprothese – ein Knie konnte man es nicht nennen – aus Plastik und Stahl. Sie verdammten ihn zu vier Monaten Hölle auf Erden, besser bekannt als Physiotherapie. Jedes Mal, wenn Big Bore vor Schmerzen zusammenzuckte oder fluchte, was geschätzte 100 Mal am Tag der Fall war, dachte er an Joe Kurtz. Und daran, was er mit Joe Kurtz anstellen würde, wenn er den Kerl zwischen die Finger bekam.
    Letzten Monat, im September, kamen zwei von Big Bores AB-Kumpels aus Attica auf Bewährung raus. Die drei nutzten die Gelegenheit und begaben sich gemeinsam auf die Suche nach dem miesen Schnüffler. Aber die Jungs von der Arischen Bruderschaft – Moses und Pharao – waren chronisch unzuverlässig und die Hälfte der Zeit zugekifft, deshalb suchte Big Bore jetzt auf eigene Faust weiter. Seine geliebte Double-Action Big Bore Redhawk 357er Magnum mit dem 19 Zentimeter langen Lauf leistete ihm dabei Gesellschaft. Die riesige Pistole wirkte durch Erweiterung um ein Burris-2x-LER-Zielfernrohr, das mit Schellen am Lauf befestigt wurde, sogar noch massiger.
    Keine seiner beiden Exfrauen hätte das Ding mit einer Hand heben und erst recht nicht den Abzug durchdrücken können. Sie wog insgesamt knapp 2,8 Kilo. Big Bore konnte die modifizierte Waffe nicht länger in seinem spezial angefertigten Holster unterbringen. Deshalb schleppte er immer eine kleine Sporttasche mit der Redhawk und 100 Schuss Buffalo-Bore-Munition mit sich herum.
    Auch an diesem Abend, als er wieder ins Blue Franklin ging, um sich bei dem alten Nigger, dem der Laden gehörte – Daddy Bruce oder so – zu entschuldigen, fehlte sie nicht. Er erklärte ihm wortreich, dass er in der letzten Nacht betrunken gewesen war und diese AB-Typen, mit denen er sich herumgetrieben hatte, keine Freunde von ihm waren. Beiläufig schob er die Frage nach, ob der Chef in letzter Zeit Joe Kurtz zu Gesicht bekommen hatte. Daddy nahm Big Bores Entschuldigung gnädig an, spendierte ihm einen Drink und verriet, dass Joe Kurtz in der Regel bis 23 Uhr oder überhaupt nicht auftauchte.
    Big Bore wartete gespannt bis halb zwölf und kippte dabei drei weitere Drinks. Eine Band klimperte vor sich hin, wahrscheinlich Jazz, obwohl für Big Bore jede Musik gleich klang. Er spielte im Kopf verschiedene Pläne durch, entschied sich dann aber für den einfachsten: Sobald Kurtz durch die Tür kam, würde er seine 357er Magnum auspacken, dem Kerl ein Loch verpassen, das groß genug war, dass Daddy Bruce’ kleine Enkelin durchpasste, und dann in seinen Dodge Power Wagon springen. Die Idee war, direkt bis nach Arizona oder einen benachbarten Bundesstaat

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