Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
verkauften die Fahrgeschäfte und Konzessionen.«
Die Bewährungshelferin stand auf. »Vielen Dank, Mr. Kurtz. Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. Beim ersten Mal hatte sie Kurtz damit überrascht. Seitdem leitete es den Abschluss ihrer wöchentlichen Gespräche ein. Sie besaß einen angenehmen, festen Handschlag. Anschließend erstattete sie ihm seine Parkgebühren. Das war der zweite Teil ihres eingeschliffenen Rituals.
Er öffnete die Tür, um zu gehen, als sie sagte: »Vielleicht rufe ich Mrs. Demarco wirklich in den nächsten Tagen wegen der anderen Angelegenheit an.«
Kurtz nahm an, dass sie ihre Hochzeit meinte. »Gerne«, erwiderte er. »Sie haben ja unsere Nummer und Internetadresse.«
Wenn er sich nicht damit aufgehalten hätte, auf der Toilette im Erdgeschoss pinkeln zu gehen, wäre alles anders gekommen, vermutete er später. Aber zur Hölle damit – er musste pinkeln, also tat er es auch. Man musste nicht Marc Aurel lesen, um zu wissen, dass sich alles, was man tat, auf das weitere Leben auswirkte. Wenn man zu lange darüber nachdachte, machte es einen nur verrückt.
Er ging die Treppe hinunter in den Gang zur Tiefgarage und stolperte dort beinahe über Peg O’Toole – mit grünem Kleid, High Heels, Handtasche und allen Schikanen –, die gerade aus dem Aufzug getreten war und die schwere Tür zum Parkdeck aufstieß. Sie hielt inne, als sie Kurtz bemerkte. Er blieb stehen. Es schien unpassend, dass eine Bewährungshelferin zusammen mit einem ihrer Klienten in einer Tiefgarage verschwand und auch Kurtz war von der Idee nicht sonderlich angetan. Aber es gab keinen Ausweg, es sei denn, er ging die Treppe zurück nach oben oder – noch absurder – benutzte den Aufzug. Verdammt .
O’Toole bereitete der peinlichen Situation ein Ende, indem sie lächelte und ihm die Tür aufhielt.
Kurtz schenkte ihr ein höfliches Nicken und schob sich an ihr vorbei in das kühle Halbdunkel. Sie konnte ihn ein Dutzend Schritte vorlassen, wenn sie wollte. Er würde sich nicht umsehen. Hölle noch mal, er hatte wegen Totschlags gesessen, nicht wegen Vergewaltigung.
Sie wartete nicht so lange. Er hörte das Klacken ihrer Schuhe ein paar Meter hinter sich. Offenbar parkte sie im rechten Abschnitt.
»Warten Sie!«, rief Kurtz, drehte sich zu ihr um und hob die rechte Hand.
O’Toole erstarrte, wirkte überrascht und umklammerte ihre Handtasche, in der sie, wie er wusste, normalerweise ihre Sig Pro aufbewahrte.
Die gottverdammten Lampen waren kaputt. Als er vor weniger als einer halben Stunde angekommen war, hatten etwa alle zehn Meter Neonröhren geleuchtet, doch die Hälfte davon funktionierte jetzt nicht mehr. Die dunklen Abschnitte rissen große finstere Lücken.
»Zurück!«, brüllte Kurtz und zeigte auf die Tür, durch die sie gerade gekommen waren.
Peg O’Toole sah ihn an, als habe er den Verstand verloren, ließ aber keine Angst erkennen, als sie in die Handtasche griff, um die Sig Pro herauszuziehen.
Die Schießerei nahm ihren Lauf.
KAPITEL 2
Als Kurtz im Krankenhaus wieder zu sich kam, wusste er sofort, dass man ihn niedergeschossen hatte. Er konnte sich nur nicht erinnern, wann und wo es passiert war und wer dahintersteckte. Er glaubte, sich an eine Begleitung zu erinnern, konnte sich aber beim besten Willen nicht an die Einzelheiten erinnern. Jeder Versuch des Nachdenkens trieb spitze Stacheln mit Widerhaken durch sein Gehirn.
Kurtz kannte sich mit den Sorten und Jahrgängen von Schmerzen aus wie andere Menschen mit Wein, doch dieser Schmerz in seinem Kopf bewegte sich weit außerhalb seines Erfahrungsspektrums in einem Bereich, in dem Schreien die einzig sinnvolle Reaktion zu sein schien. Aber er schrie nicht. Es hätte zu sehr wehgetan.
Das Krankenzimmer lag größtenteils im Dunkeln. Bereits der schwache Schein der Nachttischlampe quälte seine Augen. Alles hatte einen Heiligenschein um sich herum und als er versuchte, seinen Blick zu fokussieren, schnitt Übelkeit durch die Schmerzen wie eine Haifischflosse durch öliges Wasser. Er löste das Problem, indem er die Augen schloss. Jetzt waren da nur noch die unvermeidlichen, allgegenwärtigen Krankenhausgeräusche von der anderen Seite der verschlossenen Tür – Lautsprecherdurchsagen, das Quietschen von Gummisohlen auf Bodenfliesen, unverständliche Unterhaltungen in diesem gedämpften Tonfall, den man nur in Hospitalen und Wettbüros hörte –, doch jedes einzelne dieser Geräusche, das Kratzen
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