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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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vergewisserte sich, dass der Pinto weder von der Nord-Süd-Route, der Wilmuth Avenue, noch von Yasein Gobas Haus aus zu sehen war. Schwarze und braune Gesichter beobachteten ihn aus vorbeifahrenden Autos und hinter rußigen Gardinen, als er die 38er in seinen Gürtel stopfte, einen langen Schraubenzieher aus dem Handschuhfach hervorholte, den Pinto abschloss und die zwei Blocks zu Gobas grauem Haus abschritt.
    Joe bog eine Straßenecke vorher nach rechts ab und näherte sich entlang des Schrottplatzzauns von Norden dem Haus. Qualm und Lärm vom Bahnbetriebshof wirkten fast schon melodramatisch: Stahlkupplungen krachten, Maschinen grunzten, als sie schwere Lasten hoben, Männer riefen in der Ferne. Noch mehr Krach und Lärm drang von der Abfallverwertung direkt hinter dem Zaun heran.
    Er blieb stehen, als sich nur noch offenes Gelände zwischen ihm und dem Haus befand. Abgesehen von einer kleinen Luke an der Nordseite blickten alle Fenster nach Osten auf die leere Straße oder nach Westen über den Betriebshof. Neben Gobas Bleibe parkte kein Wagen, es gab auch keine Garage, nur einige verlassene Autos ohne Räder fristeten am Straßenrand den Rest ihres Daseins.
    Kurtz zog die 38er, hielt sie locker an seinem rechten Bein und schlich zur Rückseite des Hauses.
    Der Hintereingang war unverschlossen. Er fand getrocknetes Blut auf den Stufen, auf dem Treppenabsatz und an der Tür. Kurtz postierte sich neben dem Guckfenster und huschte geduckt und mit ausgestreckter 38er hinein.
    Die Blutspuren setzten sich im Haus weiter fort. Ein perfekter roter Handabdruck prangte mitten auf der halb geöffneten Tür am Ende der inneren Treppe. Kurtz schob sie mit der Pistole weiter auf. Eine Küche. Schmutziges Geschirr. Stinkender Müll. Noch mehr geronnenes Blut auf dem billigen Tisch und dem mit Rissen übersäten Fliesenboden. Einer der Stühle war umgekippt.
    Durch den Mund atmend folgte Kurtz der roten Fährte durch ein verwahrlostes Wohnzimmer – ein schmutzstarrender Wollteppich mit eingetrockneten Flecken undefinierbarer Herkunft, eine durchgesessene Couch mit schmuddeliger Decke sowie ein großer Farbfernseher begrüßten ihn. Die Blutspur führte eine enge Stiege hinauf in einen schmalen Flur, doch Kurtz überprüfte erst die anderen beiden Räume im Erdgeschoss. Sauber.
    Yasein Goba lag halb über der schmierigen Wanne im kleinen Bad am Ende des Korridors. Die Blutspur führte dorthin und endete dort. Goba war hoch im rechten Brustkorb getroffen worden – die Wunde mochte zu den 9-Millimeter-Patronen aus O’Tooles Sig Sauer passen, mit der Kurtz geschossen hatte. Eine feste braune Schicht bedeckte Boden und Wanne. Außerdem fand sich Blut am Waschbecken und an der Spiegeltür des Medizinschranks.
    Flaschen mit Pillen, Reinigungsalkohol und Desinfektionsmittel lagen verstreut und zerbrochen auf den Fliesen und im verdreckten Waschbecken. Es sah so aus, als hätte Goba verzweifelt versucht, etwas zu finden, womit er die Blutung stillen konnte, oder zumindest etwas gegen die Schmerzen, bevor er über dem Badewannenrand zusammengebrochen und verblutet war.
    O’Tooles Akte besagte, dass Yasein Goba 26 Jahre alt war und aus dem Jemen stammte. Sorgsam darauf bedacht, nicht in die eingetrockneten Pfützen und Rinnsale auf dem Boden zu treten, kauerte Kurtz neben der Leiche. Der junge Mann mochte ein Araber gewesen sein, doch der Blutverlust ließ seine braune Haut mit dem schmalen schwarzen Schnurrbart blässlich wirken. Seine Lippen waren weiß, Mund und Augen standen offen. Kurtz war kein Gerichtsmediziner, aber er hatte schon genügend Leichen gesehen, um zu erkennen, dass die Totenstarre gekommen und gegangen war und dieser Bursche seit mindestens 48 Stunden nicht mehr lebte – kurz nach den Schüssen auf Kurtz und O’Toole also.
    In der Wanne fand sich eine Ruger Mark II Standard, eine Sportpistole Kaliber 22 mit langem Lauf. Der geriffelte Griff war mit Blut besprenkelt. Kurtz hob sie vorsichtig hoch, wobei er mit seinen Handschuhen nur die Stelle kurz hinter dem Abzugshahn berührte, an der sich kein Blut fand. Er hielt sie ins Licht, doch die Seriennummer war herausgeätzt worden. Er wusste, dass das Magazin zehn Patronen fasste, und vermutete, dass es leer oder fast leer sein würde. Kurtz legte die Waffe an exakt jener Stelle zurück in die Wanne, an der sich der Griff im getrockneten Blut abgezeichnet hatte.
    Er stand auf und nahm sich Yasein Gobas Schlafzimmer vor. Auf einer hohen Kommode war eine Art Altar

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