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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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etwas.«
    Kurtz schüttelte den Kopf. Es machte ihn schwindlig. »Arlene, willst du was vom Chinesen unten an der Straße? Soll ich uns Essen bestellen?«
    Sie drückte ihre Zigarette aus. »Hast du heute schon etwas gegessen?«
    »Sozusagen.«
    Sie machte wieder dieses schnaubende Geräusch. »Du bleibst hier, Joe. Ruh dich ein paar Minuten aus. Ich gehe runter und besorge uns etwas.«
    Arlene klopfte ihm auf die Schulter, als sie ging. Die Berührung ließ Kurtz zusammenzucken.
    Er war halb eingedöst, als das Telefon klingelte.
    »Joe Kurtz? Hier spricht Detective Kemper. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass wir anscheinend den Mann gefunden haben, der am Mittwoch auf Sie und Officer O’Toole geschossen hat.«
    »Wer ist es?«, fragte Kurtz.
    »Sie werden es morgen in der Zeitung lesen«, vertröstete ihn der schwarze Cop. »Aber wie es aussieht, war der Bursche in Wahrheit hinter Officer O’Toole her. Wenn wir eine Verbindung zwischen dem Schützen und Ihnen finden, werde ich der Erste sein, der es Ihnen sagt.«
    »Darauf wette ich«, entgegnete Kurtz.
    Kemper legte auf.
    Kurtz zog Gobas Tagebuch aus seiner Jackentasche und blätterte es durch. Die gekritzelten Einträge waren alle datiert, wobei Goba in europäischer Manier erst den Tag und dann den Monat notiert hatte. Ein großer Teil der Tiraden war auf Arabisch, doch die englischen Einträge schrien Gobas Hass auf die »zionistische Schlampe« O’Toole heraus, die ihm seine Zukunft raube, ihn daran hindere zu heiraten, ihn zwinge, zu einem Leben des Verbrechens zurückzukehren, Diskriminierung von Arabern, Teil der zionistischen Verschwörung, blablabla.
    Goba hatte einen Kugelschreiber benutzt und das war gut. Kurtz blätterte zur fehlenden Seite. Nur ein ausgefranster Papierrand war von ihr geblieben. Er fand einen Bleistift in seinem Schreibtisch und begann vorsichtig, den angrenzenden Pappumschlag zu schattieren. Die Abdrücke des fest aufgedrückten Kulis wurden sofort sichtbar.
    Kurtz saß schlafend an seinem Schreibtisch, als Arlene zurückkam, doch sie weckte ihn sanft und drängte ihn, etwas zu essen. Sie hatte außerdem zwei kalte Flaschen Eistee mitgebracht.
    Sie benutzten Stäbchen, breiteten sich an Arlenes Schreibtisch aus und aßen eine Weile schweigend. Kurtz schob Gobas Tagebuch zu Arlene hinüber. Es war auf der mit Bleistift schattierten Seite aufgeschlagen. »Was liest du daraus?«, fragte er.
    Mit den Essstäbchen in der Hand zog Arlene die Kladde unter ihre Schreibtischlampe und versuchte, mit zusammengekniffenen Augen, etwas zu entziffern, wobei sie ihre Brille vor- und zurückschob. »Da fehlen Buchstaben«, sagte sie schließlich. »Ziemlich viel falsch geschrieben. Aber es sieht so aus, als lautet der erste Satz: ›Ich kann nicht … leben mit …‹ irgendwas, vielleicht ›der Schuld‹, obwohl er es mit ›t‹ schreibt, und dann: ›Ich muss auch sterben.‹ « Arlene schaute Kurtz an. »Goba hat einen Abschiedsbrief verfasst.«
    »Ja. Praktisch, nicht wahr?«
    »Das ergibt keinen …«, begann Arlene. »Moment mal. Diese Zahlen über dem Gekritzel.«
    »Ja.«
    »Es ist auf Donnerstag datiert«, erklärte sie.
    »M-hm.«
    »Du sagtest, dass es nicht so aussah, als wäre er ins Schlafzimmer gekrochen? Keine Blutspuren?«
    »Das habe ich gesagt.«
    »Dieses Tagebuch endet also mit der Ankündigung, dass er nicht mit der Schuld, O’Toole und vermutlich auch dich erschossen zu haben, leben kann und sich selbst umbringen wird. Am Tag, nachdem er verblutet ist.«
    »Ein bisschen merkwürdig, nicht wahr?«
    »Aber die Seite fehlt.« Arlene schob das Notizbuch beiseite und begann, mit ihren Stäbchen auf das Rindfleisch mit Brokkoli einzustechen. »Vielleicht hättest du es nicht mitnehmen sollen, Joe. Die Cops hätten vielleicht die fehlende Seite bemerkt und die durchgedrückte Schrift genau wie du sichtbar gemacht.«
    »Vielleicht«, meinte Kurtz.
    »Und sie hätten gewusst, dass Gobas Geständnis gefälscht ist.« Sie schielte ihn über die Schreibtischlampe hinweg an und rückte ihre Brille gerade. »Aber du willst nicht, dass sie es wissen.«
    »Noch nicht. Im Moment ist das der einzige Vorsprung, den ich bei diesem Mist besitze.«
    Sie vertilgten den Rest ihrer Mahlzeit schweigend.
    Als sie fertig waren und die weißen Kartons in die Plastiktüten gewickelt und weggeworfen hatten, nickte Kurtz, ging zu seinem Schreibtisch, schwankte leicht, schüttelte den Kopf, holte seine geliebte Smith & Wesson aus der

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