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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Im Übrigen fiel ihm auch kein triftiger Grund ein, warum ausgerechnet einer ihrer gegenwärtigen Klienten auf sie geschossen haben sollte. Es konnte genauso gut jemand von den Hunderten oder Tausenden gewesen sein, die sie in der Vergangenheit betreut hatte.
    Doch etwas nagte wie eine Ratte an Joe Kurtz’ zerbeultem Gehirn. Einer der Namen …
    Er nahm sich die Ausdrucke seufzend noch einmal vor. Da war er. Auf Seite drei. Yasein Goba, 26, eingebürgerter Amerikaner jemenitischer Abstammung, wohnhaft in jenem Teil von Lackawanna, den man »hinter der Brücke« nannte. Mit anderen Worten: südlich der ersten Vollstahlbrücke in Nordamerika in einem Viertel, das heute als eines der übelsten der gesamten USA galt. Goba war auf Bewährung entlassen worden, nachdem er anderthalb Jahre wegen bewaffnetem Raub abgesessen hatte.
    Kurtz versuchte, sich daran zu erinnern, was seine obdachlose Informantin Mrs. Tuella Dean ihm berichtet hatte – irgendwelche Gerüchte über einen verrückten Araber unten in Lackawanna, der prahlte, jemanden erschießen zu wollen.
    Ziemlich mager. Tatsächlich, überlegte Kurtz, war ›mager‹ ein zu hochtrabendes Wort für diese Verbindung. ›Unsichtbar‹ würde da schon besser passen.
    Kurtz wusste, dass seine Suche nach diesem Jemeniten, falls er sie tatsächlich in Angriff nahm, zwingend die momentan drängendste Frage in seinem persönlichen Kosmos aufwarf: Wenn es so aussieht, als wären die Angreifer hinter O’Toole und nicht hinter mir her gewesen, warum zur Hölle zerbreche ich mir dann über diese Schießerei den Kopf, statt mich um den Heroinmörder zu kümmern?
    Immerhin würde Toma Gonzaga einen Burschen namens Joe Kurtz in – er warf einen Blick auf seine Uhr – knapp 78 Stunden umlegen, falls dieser nicht das kleine Serienmörderrätsel des Mafiabosses löste. Kurtz hatte Toma nur dieses eine Mal getroffen, doch er war davon überzeugt, dass dieser Mann keine leeren Drohungen ausstieß. Außerdem konnte Kurtz 100.000 Dollar prima gebrauchen.
    Warum also vergeude ich meine Zeit mit den auf mich abgegebenen Schüssen, wenn das eigentliche Ziel vermutlich O’Toole war? Mach dich an die Arbeit und jag den Drogenkiller, Joe.
    Kurtz schlurfte zu der 1,20 mal 1,50 Meter großen gerahmten Karte des Großraums Buffalo, die an der Nordwand des Büros hing. Arlene hatte sie trotz Kurtz’ massiven Protesten aus ihrer alten Zentrale unter dem Pornoshop in die neuen Räume hinübergerettet. Er fand, dass sie das verdammte Ding nicht brauchten. Allerdings waren er und Arlene heute Morgen die Liste der Tatorte aus Angelina Farino Ferraras und Toma Gonzagas Listen durchgegangen und hatten blaue und rote Stecknadeln in die Karte gebohrt – 14 Tatorte für 22 vermisste und vermutlich ermordete Personen.
    Die Nadeln verteilten sich buchstäblich über die gesamte Landschaft: drei in Lackawanna, vier im schwarzen Getto östlich der Main Street, andere dagegen in Tonawanda, Cheektowaga, vier in Buffalo selbst und weitere in relativ gehobenen – oder zumindest mittelklassigen – Vororten wie Amherst oder Kenmore.
    Kurtz wusste, dass kein Ermittler der Welt, selbst mit der Unterstützung von Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik, diese Morde innerhalb von drei Tagen aufklären konnte, wenn der Täter nicht gefasst werden wollte. Zu viele Hunderte von Quadratkilometern waren abzusuchen, zu viele Hunderte möglicher Zeugen und Verdächtiger zu befragen, zu viele Dutzende von Fingerabdrücken zu überprüfen – dabei besaß Joe nicht einmal einen Detektivkasten aus dem Spielzeugladen – und zu viele potenzielle Mörder aus Region, Staat und Land, die davon profitieren würden, dem Gonzaga-Drogenimperium im westlichen New York ans Bein zu pinkeln.
    Wollte Kurtz eine Liste von Verdächtigen für die Heroinmorde aufstellen, würde der Name Angelina Farino Ferrara die ersten fünf Plätze einnehmen. Sie hätte sicher das allergrößte Interesse, den historisch zementierten Anspruch der Gonzagas auf den Drogenhandel in der Region Buffalo zu zerschlagen. Die Frau war ehrgeizig. Durch und durch ehrgeizig. Zu den wichtigsten Zielen ihres Lebens gehörte es, Emilio Gonzaga zu töten – was ihr im letzten Winter gelungen war, indem sie Joe Kurtz als eine von vielen Schachfiguren einsetzte. Ihr war daran gelegen, gleichzeitig den Einfluss des Gonzaga-Syndikats in der Stadt zu schwächen und das, was von der Macht der Farino-Familie übrig geblieben war, zu stärken.
    Dieser ganze »Toma«- und

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