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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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als Nachtwächter in mehreren verlassenen Stahlwerken an. Er behielt jedoch seine Finger im Spiel, indem er hin und wieder die eine oder andere illegale Waffe verkaufte. Joe Kurtz hatte Doc vor seiner Zeit in Attica als Informationsquelle genutzt – nicht als Spitzel – und hinterher Waffen von ihm beschaffen lassen. Seinen Sohn kannte Kurtz noch nicht.
    Jetzt schob Kurtz das Holster mit der 38er unter den Fahrersitz des Pinto, vergewisserte sich, dass der Wagen abgeschlossen war, und ging hinein, wobei er das GESCHLOSSEN-Schild an der Tür geflissentlich ignorierte.
    Baby Doc erwartete die Besucher in seiner üblichen halb kreisförmigen Nische am hinteren Ende des Gastraums. Die Nische war ein wenig erhöht, anders als die anderen Tische, was ihr den Anschein eines bescheidenen Throns verlieh. Nur ein halbes Dutzend weitere Personen hielt sich im Restaurant auf, Baby Docs drei Leibwächter und den Kellner hinter der Theke nicht mitgezählt.
    Kurtz fiel sofort auf, dass diese Bodyguards offenbar keinen Föhn benutzten und keine Mafiahemden und -anzüge trugen – die beiden großen Burschen in der Nische neben Baby Doc und der, der an der Theke herumhing, hätten auch Hafenarbeiter oder Fabrikangestellte sein können, wären da nicht die wachsamen Augen und die gerade eben zu erahnenden Waffen unter ihren Gewerkschaftsjacken gewesen.
    Ein älterer Mann sprach mit Baby Doc, redete mit ernsten Worten auf ihn ein und gestikulierte wild mit seinen vernarbten Händen. Baby Doc nickte zustimmend in die Gesprächspausen, die der alte Mann einlegte. Es war das erste Mal, dass Kurtz Baby Doc persönlich begegnete, und er war überrascht von seiner Körpergröße. Den älteren Doc konnte man eher als kleinwüchsig bezeichnen.
    Der Kellner kam zu ihm, goss ihm ungefragt Kaffee ein und fragte: »Hier, um den Boss zu sprechen?«
    »Ja.«
    Der Kellner wanderte zurück zur Theke und flüsterte dem älteren Bodyguard etwas zu, der daraufhin zu Baby Doc ging. Inzwischen hatte der alte Mann sein Anliegen vorgetragen und offenbar eine zufriedenstellende Antwort erhalten, denn er verließ das Restaurant kurz darauf mit einem breiten Lächeln.
    Baby Doc musterte Kurtz einen Moment lang, dann hob er einen Finger, winkte ihn damit zu sich heran und zeigte auf die beiden Leibwächter, die neben ihm in der Nische standen.
    Die beiden Hünen trafen Kurtz in der Mitte des Raums. »Gehen wir zur Toilette«, forderte der eine mit den Narben um die Augen.
    Kurtz nickte und folgte ihnen in den rückwärtigen Bereich des Curly’s. Die Herrentoilette war groß genug für alle drei, doch einer blieb an der Tür stehen, während der andere Kurtz ein Zeichen gab, sein Hemd auszuziehen und das Unterhemd zu lupfen. Dann bedeutete er ihm, die Hose herunterzulassen. Kurtz kam allen Anweisungen nach, ohne zu protestieren.
    »Okay«, meinte der Exboxer und ging hinaus. Kurtz zog sich wieder an, verließ den Raum ebenfalls und nahm in der Nische Platz.
    Baby Doc trug eine Hornbrille, die im scharf geschnittenen Gesicht fehl am Platz wirkte. Er war Ende 40 und Kurtz sah, dass der Mann nicht nur kahl, sondern komplett haarlos war. Seine Augen strahlten in einem bestürzend kalten Blau. Hals, Schultern und Unterarme wirkten sehr muskulös. Auf Baby Docs massigem Bizeps prangte ein Flaggen- und Army-Tattoo und Kurtz erinnerte sich, dass Baby Doc ein paar Jahre vor dem Golfkrieg Lackawanna verlassen hatte, um sich zum Wehrdienst zu melden – gegen den Wunsch seines Vaters. Bei der Befreiung Kuwaits flog er einen Kampfhubschrauber.
    Doc, sein Dad, sah sich deshalb gezwungen, seinen Ruhestand um ein paar Jahre aufzuschieben, bis Baby Doc vom Militärdienst zurückkehrte, die Brust voller Orden und Tapferkeitsmedaillen, die – wie Kurtz gehört hatte – zusammen mit der Uniform in einen Koffer gewandert und nie wieder herausgeholt worden waren. Es ging das Gerücht um, dass Baby Docs Hubschrauber an einem einzigen heißen Tag mehr als ein Dutzend iranische Kampfpanzer zerstört hatte.
    »Sie sind Joe Kurtz, nicht wahr?«
    Kurtz nickte.
    »Ich erinnere mich, dass Sie letztes Jahr zum Begräbnis meines Vaters Blumen geschickt haben«, sagte Baby Doc. »Vielen Dank dafür.«
    Kurtz nickte.
    »Ich habe überlegt, Sie umlegen zu lassen«, offenbarte Baby Doc.
    Diesmal nickte Kurtz nicht, er sah den anderen schweigend an.
    Baby Doc legte seine Gabel hin, nahm die Brille ab und rieb sich über die Augen. Als er die Brille wieder aufsetzte, meinte er müde: »Mein

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