Kalt
erschütterte sie mehr als das des Schweins, weil der Wecker fast so wie der Zeitzünder einer Bombe aussah.
Unten eröffneten die Killer das Feuer auf die Decke. Geschossfontänen brachen durch die Bretter des Dachbodens.
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Die Killer begannen an gegenüberliegenden Seiten des Hauses und bewegten sich aufeinander zu, während sie großkalibrige Geschosse mit hoher Durchschlagskraft in die Decke des oberen Flurs feuerten. Jilly sah das Sperrholz des Bodens im Kugelhagel zersplittern; Späne stoben auf. Durch die Löcher drangen matte Lichtstrahlen von unten und schufen vom einen Ende des Dachbodens bis zum anderen eine knapp zwei Meter breite Todeszone. Manche der Geschosse schlugen in Dachsparren ein, andere durchstießen das Dach und meißelten blaue Sterne aus Sommerhimmel in das dunkle Gewölbe des Dachstuhls.
Nun wurde Jilly klar, weshalb Dylan in einer Ecke sein und den Rücken an eine Außenwand drücken wollte. Hier am Rand gab es zwischen den Geschossen mehr Balken, in denen wahrscheinlich wenigstens ein Teil der Schüsse stecken bleiben würde.
Bisher hatte Jilly die Beine ausgestreckt, nun zog sie die Knie eng an die Brust, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben. Klein genug war sie jedoch sicher nicht.
Unten wechselten die Killer ständig ihre Magazine. Sie luden abwechselnd nach, sodass das Bombardement nie nachließ. Das Rattern, Krachen und Donnern der Schüsse betäubte alle Gefühle bis auf das des Grauens und verhinderte alle Gedanken bis auf jene an den Tod.
Bei diesem Einsatz gab es keinen Mangel an Munition, keine moralischen Skrupel, kaltblütig zu morden. Hier ging es nur um die unbarmherzige, brutale Ausführung eines Plans.
Im schwachen Licht, das durch die Öffnung im Dach hereinfiel, sah Jilly, dass eine Reihe von Zuckungen übe r S hepherds Gesicht lief, wobei sich die Augen hinter den geschlossenen Lidern allerdings nicht bewegten, wie sie es sonst so oft taten. Das Getöse der Schüsse störte den Jungen offenbar, aber er sah nicht so aus, als könnte er an nichts anderes mehr denken. Vielmehr schien er sich auf irgendeine faszinierende Vorstellung zu konzentrieren.
Die Salven hörten auf.
Im Gebälk des Hauses knackte und ächzte es, während die Verwüstung sich langsam setzte.
Während dieser sicherlich nur kurzen Waffenruhe wagte es Dylan, Shepherd mit dem Schicksal zu motivieren, das ihnen bevorstand. » Schleimig-blutig, Shep «, sagte er. » Das wird es jetzt gleich, schleimig-blutig. «
Offenbar waren die Killer in die Zimmer auf beiden Seiten des Flurs ausgeschwärmt, jedenfalls eröffneten sie dort jetzt wieder das Feuer.
Den Raum direkt unter Ecke des Dachbodens, in der Jilly, Dylan und Shep kauerten, hatten die Schützen noch nicht erreicht, aber das würde sich in einer Minute ändern, vielleicht auch schon früher.
Obwohl die brutalen Salven sich momentan noch auf zwei relativ weit voneinander entfernte Bereiche konzentrierten, bebte der gesamte Boden unter dem Trommelfeuer schwerer Geschosse.
Holz krachte und ächzte, von Kugeln getroffene Nägel und Rohrleitungen schepperten und klirrten.
Von den Dachsparren löste sich ein feiner Nebel aus Staub.
Die Vogelknochen auf dem Boden zitterten, als wollten sie wieder zum Leben erwachen.
Befreit stieg eine der wenigen verbliebenen Federn spiralförmig in die staubige Luft.
Jilly hätte am liebsten laut geschrien, aber sie wagte und konnte es nicht, weil ihre Kehle so zusammengekrampft wie eine Faust war; ihr Atem war eingesperrt.
Unmittelbar unter ihnen ratterten Schnellfeuerwaffen, und vor ihren Augen schlugen Kugeln durch die aufgestapelten Kartons. Pappe verzog und wölbte sich, wurde zerfetzt.
Shepherd riss weit die Augen auf. Er stieß sich vom Boden ab, richtete sich auf und presste den Rücken an die Wand.
Jilly stieß explosiv die Luft aus und sprang auf die Beine, Dylan ebenfalls. Es war, als würde das Haus um sie herum in Stücke brechen, als könnte der unbeschreibliche Lärm es ohne weiteres zertrümmern, wenn es nicht vorher schon von diesem wütenden Sturm aus Blei und Stahlmantelgeschossen in Schutt verwandelt wurde.
Einen halben Meter vor ihnen brach der Sperrholzboden an mehreren Stellen auf. Kugeln zuckten senkrecht durch die Luft.
Etwas traf Jilly an der Stirn, und als sie die rechte Hand hob, spürte sie auch an der Handfläche ein Brennen, noch bevor sie sie an die Kopfwunde pressen konnte. Vor Schock und Schmerz schrie sie nun endlich doch laut auf.
Selbst im staubigen
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