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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Halbdunkel sah sie Blutstropfen von den Fingerspitzen fliegen, während sie krampfhaft die Hand schüttelte. Die Tropfen spritzten an die Pappkartons, wo sie ein dunkles Muster hinterließen, das zweifellos ein Omen für Jillys Zukunft war.
    Von ihrer verletzten Stirn rann ein dicker Blutstropfen an der rechten Schläfe herab und sickerte in den Augenwinkel.
    Zwei, drei, fünf und mehr Geschosse brachen durch den Boden, näher als die erste Salve.
    Shepherd packte Jillys unverletzte Hand.
    Obwohl sie ihn nicht in die Luft zwicken sah, faltete der Dachboden sich von ihr weg. Helligkeit flog auf sie zu.
    Die Dachsparren flammten auf und verwandelten sich in einen hohen, klaren Himmel. Während das Holz des Bodens wegglitt, spürte Jilly schon, wie kniehohes Gras ihre Beine umschmeichelte.
    Erschrockene Grashüpfer sprangen in alle Richtungen. Das Schnalzen ihrer Bewegungen klang so trocken und saftlos, als wären sie schon lange tot.
    Jilly stand mit Shep und Dylan auf einem Hügel in der Sonne. Weit im Westen war das Meer zu sehen. Es hatte eine Haut aus Drachenschuppen, von Gold durchwirktes Grün.
    Die pausenlosen Salven konnte sie noch immer hören, aber nun durch die Entfernung und durch die Wände des Hauses O ’ Conner gedämpft, das sie nun zum ersten Mal von außen sah. Aus dieser Distanz sah es weniger beschädigt aus, als es eigentlich sein musste.
    » Shep, das reicht nicht; das ist nicht weit genug weg «, sagte Dylan besorgt.
    Shepherd ließ Jilly los und starrte wie gebannt auf das Blut, das von Daumen, Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand tropfte.
    Ein fünf Zentimeter langer und etwa halb so breiter Splitter hatte das Fleisch ihrer Handfläche durchbohrt.
    Normalerweise hätte Jilly beim Anblick von Blut keine weichen Knie bekommen. Deshalb zitterten ihre Beine wahrscheinlich weniger wegen des Bluts, sondern weil ihr bewusst war, dass diese Wunde wesentlich schlimmer hätte sein können.
    Dylan stützte ihren Arm und untersuchte ihre Stirn. » Das da oben ist bloß ein leichter Riss, wahrscheinlich von einem anderen Splitter. Der ist jedenfalls nicht stecken geblieben. Mehr Blut als Schaden. «
    Unterhalb des Hügel standen auf dem Rasen rund um das Haus drei bewaffnete Männer Wache, um zu verhindern, dass ihre Beute irgendwie dem heftigen Kreuzfeuer und der Kette aus Killern, mit der die zerschossenen Zimmer durchsucht wurden, entkam. Es sah nicht so aus, als würde einer der drei zum Hügel blicken, aber das konnte sich schnell ändern.
    Während Jilly abgelenkt war, packte Dylan mit Daumen und Zeigefinger den Splitter in ihrer Hand und zog ihn mi t e inem scharfen Ruck heraus. Sie sog vor Schmerz zischend die Luft zwischen den Zähnen ein.
    » Wir reinigen die Wunde später «, sagte Dylan.
    » Und wo? «, sagte Jilly. » Wenn wir Shepherd nicht genau sagen, wohin er uns falten soll, bringt er uns vielleicht noch irgendwohin, wo wir nichts verloren haben, zum Beispiel wieder in das Motel in Holbrook, wo man mit Sicherheit auf uns wartet – oder womöglich sogar ins Haus zurück. «
    » Aber wo sind wir sicher? «, sagte Dylan. Er hatte eine verwirrte Miene aufgesetzt.
    Das Blut auf Jillys Hand und auf ihrem Gesicht erinnerte sie an ihre Vision in der Wüste, wo sie von einer Woge weißer Schwingen und Schlimmerem überspült worden war. Unvermittelt drang die träumerische Vorahnung eines drohenden Unheils in die harte Wirklichkeit des ohnehin schon schrecklichen Tages ein.
    Aus dem Weizengeruch des trockenen Grases stieg der süße, würzige Duft von Weihrauch auf.
    Im Haus nahm das gedämpfte Knattern von Schüssen merklich ab und hörte dann ganz auf. Auf dem Hügel erscholl silberhelles Kinderlachen.
    Durch irgendein verräterisches Anzeichen bemerkte Dylan offenbar, in welchem Zustand sich Jilly befand, und schien zu wissen, dass sie auf einer Woge aus paranormaler Wahrnehmung dahintrieb. » Was ist los, was siehst du da? «, fragte er.
    Als Jilly sich nach dem fröhlichen Klang der Stimmen umwandte, sah sie nicht etwa lachende Kinder, sondern ein Weihwasserbecken aus Marmor, wie man es in vielen katholischen Kirchen antraf. Zur Seite geneigt wie ein Grabstein auf einem alten Friedhof, stand es einsam mitten auf dem grasigen Hügel.
    Hinter Shep bewegte sich etwas, und als Jilly dorthin sah, erblickte sie ein kleines blondes und blauäugiges Mädchen. Es war etwa fünf bis sechs Jahre alt und trug einen weißes Kleid mit Spitzen und dazu weiße Bänder im Haar. In der Hand hiel t e s

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