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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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weit vorspringende Dächer und viele hohe Fenster auf. Trotz seiner Größe befand es sich völlig im Einklang mit seiner natürlichen Umgebung.
    » Ich kenne dieses Haus «, sagte Jilly.
    » Bist du denn schon mal hier gewesen? «
    » Nein, noch nie, aber irgendwo habe ich Bilder davon gesehen. Wahrscheinlich in einer Zeitschrift. «
    » Kein Wunder. In Einrichtungszeitschriften bildet man so was mit Vorliebe ab. «
    Breite Natursteinstufen führten zu einer Terrasse, die von einem mit Zedernschindeln gedeckten, weit vorspringenden Dach überragt wurde.
    Während Jilly zwischen Dylan und Shepherd die Treppe hinaufstieg, fragte sie: » Hat dieses Haus etwas mit Lincoln Proctor zu tun? «
    » Ja «, sagte Dylan, » ich weiß zwar nicht, wie, aber an seiner Fährte habe ich gespürt, dass er mindestens einmal hier war, vielleicht auch öfter, und dass dieser Ort ihm wichtig war. «
    » Ist es womöglich sein Haus? «
    Dylan schüttelte den Kopf. » Ich glaube, nicht. «
    Die Haustür mit ihren Seitenfenstern war gleichzeitig eine Art Skulptur, ein geometrisches Meisterwerk des Art déco, halb Bronze und halb Buntglas.
    » Und wenn es eine Falle ist? «, sagte Jilly besorgt.
    » Niemand weiß, dass wir kommen. Es kann also keine Falle sein. Außerdem … fühlt es sich nicht so an. «
    » Vielleicht sollten wir das Haus lieber erst mal eine Zeit lang überwachen, es vom Wald aus beobachten, bis wir wissen, wer hier ein- und ausgeht. «
    » Mein Instinkt sagt mir, dass wir jetzt sofort reingehen sollten. Teufel, ich habe keine andere Wahl. Der Zwang weiterzugehen ist wie … tausend Hände, die mich von hinten vorwärts schieben. Ich muss jetzt einfach läuten! «
    Er tat es.
    Obgleich Jilly in Erwägung zog, durch die Bäume davonzulaufen, blieb sie an Dylans Seite. So, wie sie sich verändert hatte, gab es in der gewöhnlichen Welt keine Zuflucht mehr, die sie für sich in Anspruch nehmen konnte, und wenn sie überhaupt irgendwohin gehörte, dann zu den Brüdern O ’ Conner, so wie diese nun zu ihr gehörten.
    Die Tür wurde von einem großen, gut aussehenden Mann geöffnet. Er hatte verfrüht schneeweiß gewordenes Haar und Augen, deren außergewöhnliches Grau wie mattes Silbe r s chimmerte. Bestimmt konnten diese Augen stählern und einschüchternd dreinschauen, aber im Augenblick wirkten sie so warm und ungefährlich wie der graue Schleier eines sanften Frühlingsregens.
    Was die Stimme des Mannes betraf, so hatte Jilly immer angenommen, dass sie bei seinen Sendungen elektronisch akzentuiert wurde, aber sie besaß genau das tiefe, rauchige Timbre, das Jilly vom Radio her kannte, und war sofort erkennbar.
    » Jillian, Dylan, Shepherd «, sagte Parish Lantern, » ich habe euch bereits erwartet. Bitte kommt herein und fühlt euch wie zu Hause. «
    Dylan war offenbar genauso verblüfft wie Jilly. » Sie? «, sagte er. » Ich meine … tatsächlich? Sie? «
    » Ich bin tatsächlich ich, ja, zumindest war es so, als ich das letzte Mal in den Spiegel geschaut habe. Kommt herein, kommt herein! Wir haben viel zu besprechen, viel zu tun. «
    Die geräumige Diele hatte einen Kalksteinboden, die Wände waren mit honigfarbenem Holz getäfelt. Zwei chinesische Rosenholzstühle mit smaragdgrünen Polstern luden zur Rast ein; in der Mitte stand ein Tisch mit einer großen Blumenschale aus rötlicher Bronze, die üppig mit gelben, roten und orangefarbenen Tulpen gefüllt war.
    Jilly fühlte sich erstaunlich willkommen, fast so, als hätte sie ihren Weg wie ein Hund gefunden, der beim Umzug einer Familie von einer Stadt in die andere verloren gegangen und instinktiv über eine weite Entfernung zu seinem neuen Heim gewandert war, das er noch nie zuvor gesehen hatte.
    Parish Lantern schloss die Haustür. » Später könnt ihr euch frisch machen und umziehen «, sagte er. » Als ich wusste, dass und wie ihr kommen würdet, nämlich ohne Gepäck, habe ich mir erlaubt, meinen Butler Ling zu beauftragen, frische Sachen für euch zu besorgen, und zwar in der Art, wie ihr sie bevorzugt. In so kurzer Zeit T-Shirts mit Wile E. Coyote zu finden, war allerdings eine gewisse Herausforderung. Ling musst e d afür am Mittwoch sogar nach Los Angeles fliegen, wo er im Souvenirladen der Warner-Brothers-Studios schließlich ein Dutzend aufgetrieben hat. «
    » Am Mittwoch? «, sagte Dylan. Seine verblüffte Miene sprach Bände.
    » Ich habe Dylan und Shepherd erst gestern Abend kennen gelernt «, sagte Jilly. » Am Freitagabend, vor weniger als

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