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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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hinter seinem Schreibtisch, auf dem sich die Akten türmten. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er jemals im Urlaub gewesen war.
    »Ah, Sera! Gut, dass ich dich sehe.« Er nieste.
    »Geht es dir gut?«
    »Hab mir eine Erkältung eingefangen. Im Urlaub. Ist das zu glauben?«
    »Hast du dich trotzdem erholt?«
    »Falls ja, ist die Erholung jedenfalls schon wieder futsch!« Als wäre es Seras Schuld, warf er ihr einen düsteren Blick zu.
    Erinnern Sie sich, was Sie mir versprochen haben? »Gibt es etwas Neues im Fall Gökcan?«
    »Warte, ich muss mal sehen.« Berger putzte sich die Nase, bevor er durch die Ordner zu wühlen begann. Es dauerte eine Weile, bis er über einer Mappe verharrte. Schniefend schlug er sie auf, runzelte die Stirn, legte die Akte beiseite und nahm dann eine andere zur Hand. Er überflog die abgehefteten Seiten, schaute auf, rieb sich die tränenden Augen. »Ich hatte eigentlich gehofft, du könntest mir was über diesen Fall erzählen.«
    Na toll. »Werden die Gökcans noch observiert?«
    »Nein, nicht mehr. Du weißt ja, im Augenblick genießen andere Fälle eine höhere Priorität. Dementsprechend niedrig ist mein Personalkontingent.« Berger schob weitere Akten hin und her, las mal hier, mal dort ein paar Zeilen.
    Er fügte sich nahtlos in das Chaos ein, das er schuf. Der beige Anzug schlotterte ihm am Leib, sein Haar war struppig, dunkelbraun und von grauen Strähnen durchzogen. In scharfem Kontrast dazu stand der bis zur Perfektion nach alter preußischer Tradition kunstvoll gezwirbelte Schnauzbart.
    Was machen Sie dann noch hier? »Sebastian, falls du Zeit hast …«
    »Sera!«, rief Blundermann über den Flur. »Ich habe Christina Ângelo am Apparat, Herzbergs Schwester.«
    »Ich komme gleich.« Sera wandte sich wieder Berger zu. »Was ich sagen wollte: Falls du Zeit findest, dann …« Sie zögerte.
    »Dann was?«
    »Schau dir doch bitte die Mezarlik-Moschee am Hermannplatz mal genauer an.«
    Berger öffnete den Mund für weitere Fragen, doch Sera hatte den Raum bereits verlassen. In ihrem Büro blieb sie stehen und horchte in sich hinein. Da war kein schlechtes Gewissen mehr, nur noch ein leichtes Schuldgefühl.
    Das Telefon klingelte. »Hallo?«
    »Hallo?«, klang es verunsichert aus dem Hörer.
    »Frau Ângelo? Ich heiße Muth. Kriminalhauptkommissarin Muth. Ich möchte mit Ihnen über Ihren Bruder sprechen.«
    »Was ist mit ihm? Ihr Kollege wollte mir nichts sagen. Ist ihm etwas passiert?«
    »Wir müssen unbedingt mit ihm reden.«
    »Ist er verschwunden?«
    »Ja.«
    Christina Ângelo seufzte. »Ich wusste, dass es … nicht gut enden wird mit ihm.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben sicherlich mit seiner Frau gesprochen. Mit Tania. Dann wissen Sie auch, wie es um ihn bestellt ist. Ich hatte gehofft, die Ehe würde ihm helfen, aber … Es hat mich nicht überrascht, als ich hörte, dass sie ihn vor die Tür gesetzt hat. Ich hätte ihm so gerne geholfen. Mein Mann war zwar nicht begeistert von der Idee, aber ich habe Ralf angeboten, zu uns nach Barcelona zu kommen. Doch …« Es knirschte in der Leitung.
    »Frau Ângelo?«
    »Ja, ich hätte ihm gerne geholfen, aber er wollte nicht. Was sollte ich tun? Ihn zwingen? Ich konnte ja noch nicht einmal nach Berlin kommen. Ich habe meine eigene Familie hier zu versorgen. Und Ralf hat darauf bestanden, in Berlin zu bleiben. In Tanias Nähe. Er wollte sie nicht aufgeben und … Hat er etwas angestellt?«
    »Halten Sie das für möglich?«
    Wieder knisterte es einige Sekunden lang. »Er ist mein Bruder. Was wollen Sie von mir hören?«
    »Einen Hinweis darauf, wo wir ihn finden können.«
    »Ich habe ihn seit Wochen nicht mehr gesprochen.«
    »Sie haben also wirklich keine Idee, wo sich Ihr Bruder aufhalten könnte?«
    »Nein. Die wenigen Freunde, die er zum Schluss noch hatte, hat er mit seinem Verhalten nach der Trennung von Tania vergrault. Eigentlich …«
    »Frau Ângelo, jeder Hinweis kann uns weiterhelfen.«
    »Na gut. Wir haben ein kleines Häuschen in der Uckermark, auf dem Grundstück unserer Großeltern. Die Datsche ist ziemlich heruntergekommen. Unseren Eltern fehlte immer das nötige Kleingeld für die Renovierung. Und Ralf und ich, wir brachten es auch nicht übers Herz, sie zu verkaufen …« Sie machte eine Pause, diesmal länger als zuvor. Es knackte und fiepte in der Leitung. »Vielleicht ist er ja dort.«

79
    »Ralf, wo bist du?«, rief Tania in ihr Handy.
    Als Antwort kam nur ein Kichern.
    Tanias verzweifelter

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