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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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große Hilfe gewesen war? Sag es ruhig: dass du dich geirrt hast! Enttäuschung brach wie ein plötzliches Gewitter über ihn herein. Wo ist all dein sagenhaftes FBI-Wissen hin? Und wo deine Erfahrung?
    »Frau Muth, was haben Sie jetzt vor?«
    »Wir werden die Familie Bodkema aufsuchen.« Mehr sagte die Kommissarin nicht. Und sie fragte ihn ebenso wenig, ob er sie begleiten wollte.
    Robert konnte ihr deswegen nicht einmal böse sein. Nachdem er anhand der jüngsten Ereignisse eine neuerliche Fallanalyse erstellt hatte, war seine Anwesenheit nicht mehr erforderlich. Jetzt folgte pure Ermittlungsarbeit.
    »Sobald die Berichte der Spurensicherung und der Obduktion vorliegen, gebe ich Ihnen Bescheid«, sagte Muth. »Und selbstverständlich auch, sobald wir neue Hinweise haben.«
    »Danke.«
    »Soll ich Sie von einem Kollegen heimfahren lassen?«
    »Nicht nötig, ich rufe ein Taxi.«
    Robert schlich sich an den Reportern vorbei auf die Straße. Zum Glück nahmen sie keine Notiz von ihm, weil der Staatsanwalt noch immer eine Erklärung abgab. Nur ein kleiner, dicklicher Mann löste sich aus der Menge.
    »Dr. Babicz?«
    »Tut mir leid, aber ich werde mich nicht äußern.«
    »Ich bin Hardy Sackowitz. Wir sind uns gestern beim Kurier begegnet.«
    »Schon möglich.«
    »Sie haben mit Frau Herzberg gesprochen.«
    »Kann sein.«
    »Frau Herzberg sagte mir, Sie stünden der Polizei beratend zur Seite.«
    »Wie gesagt, ich werde mich nicht äußern.«
    »Ja, ja, das verstehe ich, aber Frau Herzberg meinte …«
    »Schönen Tag noch.« Mit ausholenden Schritten eilte Robert auf ein Taxi zu. Frau Herzberg meinte … Was auch immer sie gemeint hatte, er wollte es gar nicht wissen.
    »Wohin soll’s gehen?«, fragte der Taxifahrer.
    Robert lehnte den Kopf ermattet gegen die Kopfstütze der Rückbank. Es drängte ihn nach Hause, also nannte er dem Fahrer die Adresse. Als sich der Wagen mit einem Ruck in Bewegung setzte, schloss er die Augen.
    Er musste eingeschlafen sein, denn er erschrak, als eine Hand ihn an der Schulter berührte. Der Taxifahrer hatte sich zu ihm umgedreht.
    »Wir sind da!«
    Robert sah sich um und blinzelte verstört. »Was machen wir hier?«
    »Na, hören Sie mal, das ist die Adresse, die Sie mir genannt haben.«
    Habe ich das? Gähnend rieb sich Robert die rechte Schläfe. Er konnte sich nicht entsinnen. Auch der Traum, den er während der Fahrt gehabt hatte, war nur noch eine neblige Erinnerung. Er hatte von den beiden Mordfällen gehandelt – und davon, dass er etwas übersehen hatte. Habe ich das?
    »Soll ich Sie woanders hinfahren?«
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Robert zahlte und stieg aus dem Fahrzeug.
    Auf dem Bürgersteig streckte er Arme und Beine, danach betrachtete er den vertrauten Altbau in der Französischen Straße. Nein, im Gegenteil , das ist keineswegs in Ordnung! Rasch drehte er sich nach dem Taxi um, wollte dem Fahrer sagen, dass er sich geirrt hatte, nicht zum ersten Mal, aber der Wagen war bereits fort.
    Also trat Robert zur Haustür und starrte unschlüssig auf die Namensschilder. Wenn du schon mal hier bist! Er drückte die Klingel.

93
    Ein kleiner, dicker Wirbelwind fegte auf Tania zu. »Du kennst ihn doch, oder?«
    »Wen?« Sie kauerte an ihrem Schreibtisch und bemühte sich, die Chronologie der Ereignisse der letzten Tage in einer kurzen Tabelle zu veranschaulichen. Wer hätte das besser erledigen können als sie? Trotzdem fiel ihr die Aufgabe nicht leicht. Ständig füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Die Nachricht, dass die Leiche Stanislaw Bodkemas entdeckt worden war, hatte sich wie ein Lauffeuer im Verlagshaus verbreitet. Zuerst waren die sonst unaufhaltsamen Journalisten in lähmendes Entsetzen verfallen. Erst als die sensationshungrigen Reporter anderer Blätter und der Fernsehsender vorfuhren, hatte sich die Bestürzung in wütende Entschlossenheit verwandelt.
    Auch Tania mobilisierte ihre letzten Kraftreserven. Nach allem, was geschehen war, wollte auch sie jetzt ihren Teil dazu beitragen, dass derjenige, der für die abscheulichen Verbrechen verantwortlich war, seiner gerechten Strafe zugeführt wurde. Obwohl das vorrangig Sache der Polizei war, konnten die Medien ihren eigenen kleinen Teil zur Jagd auf den Mörder beitragen. Außerdem bin ich es Bodkema schuldig.
    »Ich rede von Dr. Babicz, verdammt!«, schimpfte Sackowitz. »Ich bin dem Fallanalytiker vorhin über den Weg gelaufen. Aber glaubst du, er hätte mir etwas verraten?«
    »Hat er nicht?«
    »Nein!«,

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