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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Polizisten …«
    »Oder in unserem Fall: der Sohn eines einflussreichen Politikers, der Innensenator, und der Chefredakteur einer auflagenstarken Tageszeitung«, sagte Dr. Salm.
    »Also geht es in Wahrheit um das, was diese Leute repräsentieren«, mutmaßte Sera. »Zwei rechtskonservative, einflussreiche Männer aus der besseren Gesellschaft.«
    »Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen«, sagte Babicz, »bei den Morden geht es um Macht und Kontrolle –möglicherweise die der Opfer, ganz sicher aber die des Täters.«
    »Trotzdem bleibt die Frage: Warum hat er sich ausgerechnet diese beiden Männer ausgesucht?«, fragte der Dezernatsleiter.
    Das Schweigen, das abrupt einkehrte, machte den Anwesenden ihre Ratlosigkeit bewusst. Das Rascheln der Schutzanzüge der Kriminaltechniker in der Halle bot ebenso wenig eine Antwort wie die neugierigen Rufe der Reporter von draußen.
    In Seras Jackentasche vibrierte das Handy. Gerry hatte eine SMS geschickt: Kannst du mir bitte sagen, was das vorhin war? G.
    Auch darauf fiel die Antwort nicht leicht. Nach der Durchsuchung des Ernie & Bert war Sera ohne ein weiteres Wort der Erklärung verschwunden. Was hätte sie auch anderes tun sollen? Sie hatte dem Notruf nach Friedrichshain folgen müssen, in das Lagerhaus, zu der Leiche.
    Selbstverständlich war sie auf der Fahrt dorthin darüber erleichtert gewesen, dass sie in Gerrys Kneipe keinen Toten gefunden hatte. Aber das Gefühl hatte nicht lange gewährt und war schon nach wenigen Minuten der Sorge gewichen. Hatte der Mörder tatsächlich den Journalisten in das Ernie & Bert locken wollen? Ausgerechnet in Gerrys Kneipe!
    Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schob Sera das Telefon zurück in die Tasche. »Wie fügen sich die anderen Beteiligten in dieses Bild? Frau Herzberg? Herr Schulze?«
    »In erster Linie benutzt er sie als willfährige Helfer. Sie unterstützen ihn – unabsichtlich, aber äußerst effektiv – in seiner Absicht, größtmögliche Aufmerksamkeit für seine Taten zu erregen«, erklärte der Psychologe. »Das bedeutet aber nicht, dass er sie willkürlich ausgesucht hat. Wie ich Ihnen vorhin bereits am Telefon erklärt habe, bin ich überzeugt davon, dass die beiden Journalisten zum Plan des Mörders hinzugehörten. Sie sollten unsere Ermittlungen in falsche Richtungen lenken. Schauen Sie nur, wie wir den Ehemann von Frau Herzberg verdächtigt haben. Nach allem würde es mich nicht wundern, wenn der Mörder wusste, dass Herr Herzberg längst tot war und wir ihn deshalb auch nicht so schnell finden konnten …«
    »Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass dieser Mistkerl ein Spiel mit uns treibt?« Dr. Salm fuchtelte entnervt mit den Armen.
    Babicz schob die Hände in die Hosentaschen. »Weil er genau das tut.«
    »Und dummerweise ist er uns einen Schritt voraus«, sagte Muth.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Staatsanwalt Heindl.
    »Ganz einfach: Die Entführung von Herrn Bodkema verlief wie die des jungen Lahnstein. Eine Mail mit dem Link zum Foltervideo an einen Journalisten. Ein paar Stunden zuvor bereits der Anruf eines Unbekannten, der demselben Reporter exklusive Informationen versprochen hat. Dann ein Termin, der vereinbart wurde – für genau eine Stunde nach dem Auftauchen des Videos. Nichts deutete darauf hin, dass der Mörder von seinem Schema abweichen würde.«
    »Und doch hat er es getan!«, warf der Staatsanwalt ein. »Denn der Reporter hätte keine Leiche gefunden, wäre er zu dem Treffen gegangen. Der Mörder hat ihn …«
    »Nein, nicht ihn. Uns!«, unterbrach Babicz und zog die Hände aus den Hosentaschen. Zwischen seinen Fingern hielt er eine silberne Scheibe, einen Schlüsselanhänger. »Denn bei dem vermeintlichen Treffen in der Kneipe ging es nicht um den Reporter, sondern um uns. Verstehen Sie? Der Mörder hat einkalkuliert, dass wir den n-tv -Reporter aufsuchen, den Termin in Erfahrung bringen und an seiner Stelle zum Treffpunkt fahren werden.«
    »Der Mörder hat uns in die falsche Richtung gelockt.« Leise kribbelnd, wie auf Spinnenbeinen, zog sich eine Gänsehaut über Seras Nacken.
    Gesing meldete sich mit einem Hüsteln. »Glauben Sie, dass er die Kneipe zufällig ausgesucht hat?«
    Sera stockte der Atem.
    Babicz verneinte. »Nein, der Mörder plant akribisch jeden einzelnen seiner Schritte – ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein so wichtiges Detail dem Zufall überlässt.«
    »Wir waren vor einem halben Jahr mal in dem Café«, hörte Sera Gesing sagen.
    »Vor

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