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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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ja, das reicht schon, danke«, fiel ihm Dr. Salm ins Wort. »Aber warum Frau Herzbergs Freund? Täusche ich mich, oder wäre dessen Entführung nicht einleuchtender gewesen, als wir noch Frau Herzbergs Ehemann als Täter im Visier hatten? Das hätte unseren Verdacht gegen ihn untermauert, aber jetzt?«
    Alles ist vom Mörder durchdacht. Seras Augenlider flatterten vor Müdigkeit. »Ich wüsste eine Erklärung.«
    »Nämlich?«
    »Frau Herzberg. Alle drei Opfer standen in einer Beziehung zu ihr, und mit jedem Opfer kam ihr der Täter näher: Erst war es ein alter Schulfreund. Dann ihr Chef. Jetzt ihr Lebenspartner.«
    »Da ist was dran«, stimmte der Chef zu.
    »Und noch etwas«, ergänzte Sera. »Der Entführer hat sich keinen gewaltsamen Zutritt zur Wohnung verschafft. Es ist erst in der Wohnung zu einer Auseinandersetzung gekommen.«
    »Was schließen Sie daraus?«
    »Hagen Rething hat den Entführer freiwillig hereingelassen. Möglicherweise hat er ihn gekannt.«
    Dr. Salm ließ nun seinerseits den Blick über den umgeworfenen Sessel, den kaputten Tisch und das frische Blut schweifen. »Irgendwie passt das Chaos nicht zu dem raffinierten Mörder, von dem wir ausgehen. Und mit Macht und Kontrolle hat das auch nicht mehr viel zu tun.«
    Es gibt keinen perfekten Mord. »Vielleicht ist ihm ein Fehler unterlaufen?«
    Wie aufs Stichwort tauchte Gesing in der Wohnung auf und präsentierte die Zeichnung, die nach den Beschreibungen von Bodkemas Tochter erstellt worden war.
    »Wer soll das denn sein?«, fragte der Dezernatsleiter fassungslos.
    Die Skizze gab dem Begriff Phantombild eine gänzlich neue Bedeutung. In dem konturlosen Gesicht konnte man mit etwas Fantasie Gesing erkennen. Oder Dr. Salm. Verdammt, nicht einmal das Geschlecht ist eindeutig zu identifizieren – das könnte auch Rita sein. Oder ich.
    Weitere Stimmen hallten in die Diele. Dr. Bodde war mit ihrem Team der Spurensicherung eingetroffen.
    »Ich möchte so schnell wie möglich die Ergebnisse«, verlangte Dr. Salm.
    »Hören Sie«, die Kriminaltechnikerin schnappte nach Luft, »mein Personalkontingent ist nicht unerschöpflich. Eine Einsatzgruppe arbeitet bereits mit Hochdruck an der Spurenauswertung aus dieser Datsche.«
    »Die kann warten«, entschied der Dezernatsleiter.
    »Ein weiteres Team ist in der Lagerhalle in Friedrichshain zugange.«
    »Und? Sind Sie da fündig geworden?«
    »Entschuldigung, aber es sind erst fünf Stunden vergangen, seit die zweite Leiche entdeckt wurde.«
    »In fünf Stunden kann man eine Menge finden, meinen Sie nicht auch?«
    Dr. Bodde stöhnte. »Also gut: Die Reifenabdrücke scheinen vom selben Pkw zu stammen, aber die Vergleichsanalyse läuft zur Stunde noch. Und was den Täter betrifft, es könnte, ich betone könnte, sich um den gleichen Mann handeln, etwa einen Meter achtzig groß, Schuhgröße dreiundvierzig, vierundvierzig. Die Sicherung aller Spuren, die für verlässliche Informationen notwendig ist, wird jedoch nicht vor morgen früh abgeschlossen sein. Bis dahin …«
    »… hat diese Entführung absolute Priorität!«, entschied Dr. Salm. »Der Mord an Herrn Bodkema ist passiert, schlimm genug, aber ihn können wir nicht mehr retten. Was ich nicht möchte, ist, mir morgen von der Presse vorwerfen zu lassen, einen weiteren Mord zugelassen zu haben, den wir hätten vereiteln können, wenn wir uns nur ein bisschen Mühe gegeben hätten. Haben Sie mich verstanden?«
    »Verstanden«, parierte Dr. Bodde.
    Sofort schwärmten ihre Techniker am Tatort aus. Sie vermaßen das Zimmer, nahmen Staub-, Haar- und Faserproben mit kleinen Klebebändern vom Boden und von den Möbeln, fotografierten und dokumentierten die Blutspuren. Als sie den Teppich vom Boden zu lösen begannen, ging Sera ins Nebenzimmer.
    Tania Herzberg hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Bett, die Beine an den Leib gezogen, die Arme fest darum geschlungen. Ihre Augen hielt sie geschlossen, als würde sie schlafen. Wahrscheinlich aber wollte sie ihren Blick nur vor der Wirklichkeit verschließen. Sie hatte allen Grund dazu.
    Blundermann kam mit langem Gesicht ins Zimmer. »Das Handy von Herrn Rething ist ausgeschaltet«, flüsterte er. »Keine Chance, ihn zu orten.«
    Sera ging vor der Journalistin in die Hocke. »Frau Herzberg«, begann sie leise, um die unter Schock stehende Frau nicht zu erschrecken. »Es tut mir leid, aber …«
    Tania Herzberg öffnete die Augen wie unter Trance. Ganz langsam kehrte ihr Blick zurück ins Hier und

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