Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
Vom Netzwerk:
Sie morgen früh um acht von einem Kollegen abholen, der Sie zu ihr fährt. Wir haben sie in einem sicheren Haus des LKA untergebracht. Beamte sind zu ihrem Schutz abgestellt.« Sera legte eine Pause ein und sagte dann, weil Dr. Babicz ebenso schwieg: »Wir befinden uns jetzt auf dem Weg zu einem Kollegen von Frau Herzberg. Offenbar ist er nicht gut auf sie zu sprechen.«
    »Steht er unter dringendem Verdacht?«
    »Dringender Verdacht ist wohl übertrieben. Sagen wir mal so: Es ist der einzige Hinweis, den wir haben. Offenbar gab es seit Wochen Spannungen zwischen den beiden, weil Stanislaw Bodkema Frau Herzberg bei der Besetzung eines Postens bevorzugt hat.«
    »Und weshalb sollte er Frank Lahnstein umgebracht haben?«
    »Die gleiche Frage stellen wir uns auch.«
    »Nun, entweder will er uns auf eine falsche Fährte locken …«
    »Was zu Ihrem Profil des Mörders passen würde«, warf Sera ein.
    Der Psychologe gab einen zustimmenden Laut von sich. »… oder er hat mit den Taten nichts zu tun.«
    Die Kommissarin beendete das Gespräch, weil sie das Haus in Schöneweide erreicht hatten. Es lag direkt an der Ausfallstraße zum Flughafen Schönefeld. Um diese Zeit herrschte nicht viel Verkehr, aber tagsüber musste der Lärm beträchtlich sein.
    Auf ihr Klingeln hin öffnete ihnen ein knorriger Mann mit Glatze, der ein entsetzlich unmodisches Tweedsakko trug. Erstaunt inspizierte er die Dienstausweise, die die Polizisten ihm präsentierten.
    »Wir haben einige Fragen an Sie«, sagte Sera.
    »Nämlich?«
    »Dürfen wir hereinkommen?« Sera wischte sich die Regentropfen von der Jacke.
    Hans-Peter Karrenbacher schaute über die Schulter zum Küchendurchgang, in dem seine Frau erschien. Sie sah verunsichert aus.
    »Alles in Ordnung, mein Schatz«, beruhigte er sie und trat beiseite.
    Er führte die Beamten in ein kleines, aber gemütliches Wohnzimmer mit einem kitschigen Dekokamin in der Ecke. Auf dem Bildschirm flimmerte ein künstliches Feuer. Als Karrenbacher sich auf die Couch gesetzt hatte, lümmelte sich zu seinen Füßen ein alter Labrador und schleckte ihm genüsslich die nassen Schuhe ab.
    »Sie sind gerade erst nach Hause gekommen?«, bemerkte Sera.
    »Ja«, entgegnete Karrenbacher knapp. Seine Frau ließ sich neben ihm nieder. Er nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Wo waren Sie heute seit neunzehn Uhr?«
    »Verstehe ich Sie richtig? Sie verdächtigen mich?«
    »Nein, wir befragen Sie«, korrigierte Gesing.
    »Als wenn das einen Unterschied macht.« Karrenbacher keuchte erregt, und der Hund hob verdutzt den Kopf. »Auf diesen Schwachsinn ist bestimmt die Herzberg gekommen!«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Die ist doch nur sauer, weil sie den Posten nun doch nicht bekommt.«
    »Ich glaube nicht«, widersprach Sera, »dass sich Frau Herzberg im Augenblick für ihren Job interessiert.«
    »Sie meinen wegen der Entführung ihres Freundes? Ich habe eben im Radio davon gehört …«
    »Genau.«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, erklärte Karrenbacher.
    »Womit dann?«, hakte Gesing nach.
    »Mit gar nichts.«
    »Aber es ist richtig, dass Sie sauer auf Frau Herzberg waren.«
    »Ich war nicht sauer«, gab Karrenbacher zerknirscht zurück.
    Gesing lehnte sich vor. »Sie waren also nicht sauer darüber, dass Stanislaw Bodkema ihr den Posten als Ressortleitung angeboten hatte – und nicht Ihnen?«
    »Wir werden auch Ihre Kollegen befragen müssen«, fügte Sera hinzu.
    »Ja, gut, also schön«, räumte der Journalist ein. »Ich war nicht gerade begeistert davon. Aber deswegen bringe ich doch niemanden um. Kein Mensch tötet jemanden wegen einer derartigen Lappalie.«
    »Gerade Sie als langjähriger Reporter sollten wissen, dass Morde aus noch viel niedereren Beweggründen begangen werden.«
    »Nein und nochmals nein, ich habe damit nichts zu tun. Überlegen Sie doch mal: Warum sollte ich meinen Chef, Frau Herzbergs Freund und Frank Lahnstein umbringen? Das ergibt doch keinen Sinn!«
    »In den Augen eines Mörders ergibt die Tat immer einen Sinn, so unsinnig sie für Außenstehende auch scheinen mag.«
    »Wie bitte?«
    »Vergessen Sie’s.« Seras Handy vibrierte in der Jackentasche. Eine SMS. »Verraten Sie mir nun, wo Sie heute zwischen neunzehn und einundzwanzig Uhr waren?«
    »Auf dem Heimweg. Und bevor Sie mich fragen: Ja, allein. In der S-Bahn.«
    »Mehr als anderthalb Stunden lang?«
    »Beschweren Sie sich bei denen, die für das S-Bahn-Chaos verantwortlich sind. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn ich nur

Weitere Kostenlose Bücher