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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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»Das bedeutet also: Der richtige Knochenmann ist auf freiem Fuß?«
    »Das ist er. Und jetzt verstehe ich auch den Anruf von Dr. Babicz. Denn wie ich über ViCLAS erfahren habe, gibt es in Deutschland einen Killer, der dem Knochenmann ähnlich ist.«
    »Es gibt Parallelen, ja. Aber … halten Sie es tatsächlich für möglich, dass der Knochenmann in Deutschland mordet?«
    »Was glauben Sie?«
    Dass nichts einen Sinn ergibt. Sera schielte zu Dr. Bodde hinüber. Die Kriminaltechnikerin erweckte mit ihrer missmutigen Miene nicht unbedingt den Eindruck, als würde sie Licht in das Dunkel der Ermittlungen bringen können. Seras Hoffnung schwand.
    Sie bedankte sich bei King für den Anruf, beendete das Gespräch und entdeckte Blundermann, der ein Stück von Seras Kuchen löffelte. Sie hatte ihren Kollegen gar nicht hereinkommen sehen. Auf seinem Schoß lag ein zusammengerolltes Blatt Papier.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte er schmatzend.
    Mit wenigen Worten berichtete Sera, was sie von dem FBI-Agenten erfahren hatte. Die Gesichter der Anwesenden wurden immer bleicher.
    »Ja, das klingt übel. Aber das hier«, Blundermann rollte das Papier auseinander, es war ein Phantombild, »das wird dir noch weniger gefallen.«

111
    Der Beamte, der Robert abholen kam, verlor nicht viele Worte während der Fahrt. Er nuschelte nur unfreundlich seinen Namen, irgendetwas wie Ratte oder Rattner, so genau konnte Robert ihn nicht verstehen, deshalb entschied er sich spontan für Rattner.
    Robert ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Auch wenn die diversen Unterbrechungen der Nachtruhe nicht alle unangenehmer Natur gewesen waren, fühlte er sich an diesem Morgen nicht ausgeschlafener als an den Tagen zuvor. Es war ihm nur recht, dass Rattner wenig Wert auf Small Talk legte, so konnte er sich auf das Gespräch mit Tania vorbereiten. Noch einmal analysierte er die Geschehnisse der vergangenen Tage.
    Er begann mit der ersten Entführung, die zum Tod von Frank Lahnstein geführt hatte, und ließ die Ereignisse bis zum Auftauchen des Videos mit Hagen vor wenigen Stunden Revue passieren. Der Radiosender, den Rattner eingeschaltet hatte, kannte kein anderes Thema. Vermisster Schriftsteller von Serienkiller ermordet? Daran gab es inzwischen keinen Zweifel mehr. Der Folterfilm war Beweis genug. Einen Zusammenhang zwischen den drei Taten konnte Robert allerdings noch immer nicht herstellen.
    Ohne dass er es bemerkt hatte, war Rattner quer durch Berlin gefahren. Sie erreichten das äußerste Ende von Charlottenburg und hielten, nachdem sie dank etlicher Baustellen den stählernen Messeturm komplett umrundet hatten, vor einem hässlich grauen Reihenhaus in der Heerstraße, einer viel befahrenen Durchgangsstraße, die direkt zur Avus führte.
    Robert wollte aussteigen, doch Rattner hielt ihm am Ärmel zurück. »Moment!«
    Mit dem Handy rief der Polizist einen Kollegen an und tauschte sich mit ihm über Croissants, Kaffee und Milch aus, die es heute zum Frühstück geben sollte. Offensichtlich handelte es sich dabei um Codes, die die Personenschützer in der Wohnung davon überzeugten, dass von den Neuankömmlingen keine Gefahr drohte.
    Erst dann durfte Robert das Haus betreten. Die Wohnung befand sich in der ersten Etage und war karg eingerichtet wie alle Schutzwohnungen, die von der Polizei in Berlin unterhalten wurden.
    Rattner begab sich zu einem Zivilbeamten, der am Küchentisch ein Sandwich mümmelte. Dieser stellte sich als Andreas Kühne vor und bedeutete Robert, einem kurzen Flur entlang zu einer Tür zu folgen.
    Robert klopfte. »Tania?«
    Weil niemand antwortete, öffnete er die Tür und betrat ein schmuckloses Schlafzimmer. Tania hockte eingefallen auf der Matratze. Die Decke hatte sie vor sich zu einem Haufen zusammengeschoben, auf dem eine Zeitschrift lag, in der sie wahllos herumblätterte. Dunkle Ränder zeichneten ihre Augen, die Augäpfel waren rot unterlaufen. Es konnte nicht lange her sein, dass sie geweint hatte.
    »Robert«, sagte sie mit einem leichten Kopfnicken, als habe sie ihn erwartet.
    Er drückte die Tür in den Rahmen und blieb in der Zimmermitte stehen. Es tat ihm leid, sie so zu sehen, doch er konnte nichts daran ändern. Was immer in den letzten vier Jahren passiert war, er hatte nichts damit zu tun. Und trotzdem war es jetzt wichtig, darüber zu reden.
    »Die Polizei hat mich gebeten, mit dir …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Tania und schlug die Zeitung zusammen.
    »Also«, sagte er und zog den einzigen

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