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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Stuhl heran, den es im Zimmer gab.
    »Ja, reden wir«, sagte Tania.
    »Die Polizei glaubt, dass der Entführer …«
    »Der Mörder!«
    »Noch haben sie Hagen, Gott sei Dank, nicht gefunden.«
    »Und?« Tanias Stimme gewann an Schärfe. »Was sagt dir das?«
    Er schwieg. Er wollte sie nicht gegen sich aufbringen. Er wollte, dass sie, soweit es die Umstände zuließen, einen klaren Kopf bewahrte.
    Doch sein Schweigen machte sie nur noch wütender. »Sag’s mir, du bist doch der Experte! Du kennst dich doch aus mit diesen kranken Spinnern, die …« Ihre Stimme überschlug sich, die Worte erstarben in einem Schluchzen. Tränen rannen ihre Wangen herab. Tania presste die Lippen aufeinander, bis sie nur noch zwei schmale, blutleere Striche waren.
    In der Küche dudelte ein Handy. Die Stimme eines der beiden Polizisten klang gedämpft durch die Tür, ohne dass einzelne Worte zu verstehen waren.
    »Kannst du mir bitte etwas zu trinken holen?« Tania wischte sich die Tränen von den Wangen.
    Robert ging nach nebenan.
    »Ja, er ist gerade gekommen«, sagte Rattner, der sein Mobiltelefon ans Ohr presste, und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
    Robert fühlte sich angesprochen und wartete einen Augenblick. Doch Rattner schwieg und lauschte nur dem Anrufer.
    »Haben Sie etwas zu trinken?«, fragte Robert den anderen Beamten.
    »Was immer Sie möchten.« Kühne zeigte auf den Kühlschrank.
    Robert fand einige Dosen Cola, Mineralwasser in Plastikflaschen und einen Orangensaft. Er wählte das Mineralwasser, zwei Gläser und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    »Tut mir leid«, flüsterte Tania.
    »Ist schon okay.«
    »Also«, sagte sie, »reden wir.«
    »Es muss einen Zusammenhang geben.«
    »Meinst du nicht«, schon wieder klang ihre Stimme gereizt, »wenn ich einen sehen würde, hätte ich ihn längst verraten?«
    »Natürlich, aber …« Während er das Wasser in die Gläser goss, überlegte Robert, wie er seine Fragen am besten formulieren sollte. »Das Perfide dieses Täters ist, dass er uns über seinen Plan, seine Absichten und seine Motive bisher im Dunkeln lässt. Er spielt mit uns. Mit der Öffentlichkeit. Mit der Polizei. Und ganz offensichtlich auch mit dir.« Er ließ einen Moment verstreichen. »Vor allem mit dir.«
    »Danke, das ist mir nicht entgangen.«
    Er reichte ihr das Wasserglas. »Es muss etwas geben, was den Täter mit dir verbindet.«
    »Und was soll das sein?«
    »Zum Beispiel ein Artikel, den du in der Vergangenheit geschrieben hast. Ein Gespräch, das du geführt hast. Etwas, was außerdem die drei Opfer …«
    »Opfer?«, keuchte sie.
    »Die drei Männer verbindet. Es muss eine Verbindung geben.«
    »Mich«, sagte sie.
    »Ja, aber warum hat er sich gerade dich ausgesucht?«
    »Vielleicht, weil er mich an den Rand des Wahnsinns treiben möchte? Okay, denn das hat er hiermit geschafft.«
    Robert ging zum Schreibtisch, schüttete sich selbst Wasser in ein Glas und schritt nachdenklich auf das Bett zu.
    »Was ich nicht verstehe: Als du …« Er gefror in der Bewegung.
    Die Zimmertür war mit einem lauten Krachen aufgeflogen. Rattner stürmte in den Raum. Sein Blick fixierte Robert, und jetzt sah er tatsächlich wie eine kleine, biestige Ratte aus.
    »Babicz, nehmen Sie die Hände hoch! Sofort!«

112
    Fassungslos starrte Sera auf das Porträt, das Blundermann in die Runde hielt. Es war Rita, die fassungslos flüsterte: »Das ist doch …« Sie brach ab.
    » Das ist die Person, die der Zeuge beschrieben hat«, vollendete Blundermann ihren Satz. »Die Person, die gestern blutbefleckt das Haus in der Französischen Straße verlassen hat.«
    »Na ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist tatsächlich nicht zu leugnen«, murmelte Gesing.
    »Eine gewisse Ähnlichkeit?« Blundermann klang, als stünde er kurz davor, lauthals loszulachen.
    Sera wandte sich ab. Auf Ritas Schreibtisch lagen ihre Brote. Der Hunger war ihr schon wieder vergangen.
    Sie marschierte in den Konferenzraum, ließ sich auf einen der Stühle fallen. Die Hitze drückte augenblicklich auf ihr Gemüt, trotzdem wartete sie, bis die Kollegen ihr in das Zimmer gefolgt waren. Erst dann fragte sie: »Dr. Bodde, Sie sind sicher gekommen, weil Sie uns einen Überblick über den vorläufigen Spurensicherungsbefund vom gestrigen Tatort geben möchten?«
    Die Kriminaltechnikerin, die sich Sera gegenüber hinsetzte, nickte beklommen.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Wir haben in Frau Herzbergs Wohnung jede Menge Spuren gefunden. Die meisten werden

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