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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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guter Hoffnung.« Rita schob vorsichtig die Tortenstücke auf die Teller.
    Sera setzte sich auf einen Stuhl. Obwohl eigentlich kein Grund dazu bestand – Noch immer gibt es keine Spur von Hagen Rething! Lebt er? Ist er tot? –, gestattete sie sich einen Augenblick der Hoffnung.
    »Kuchen?«, bot Rita an.
    »Kaffee wäre mir lieber.«
    Die Sekretärin stellte einen Teller vor Sera ab und trippelte in den Nachbarraum. Was immer sich auch hinter Ritas neuester Kreation verbergen mochte, mit der kleinen Erdbeere als Verzierung schaute das Stück Kuchen ansprechender aus als die Schuheinlagen aus Apfel-Quark mit Zimt und Zucker.
    Tatsächlich verspürte Sera Hunger. Sie griff in die Jackentasche, in die sie Gerrys Stullen gesteckt hatte, und wickelte eines der Brote aus dem Alu-Papier. Ein Zettel flatterte zu Boden, genau vor Gesings Schuhe. Bevor Sera ihn aufheben konnte, hatte sich ihr Kollege schon nach dem Papier gebückt und reichte ihr die Notiz – mit der roten Schrift nach oben.
    Denk über meinen Vorschlag nach. Ich liebe dich. Gerry.
    Sera spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Als sie Gesings Blick auswich, sah sie im Flur einen kleinwüchsigen Asiaten, den Kommissar Berger zum Aufzug führte. Das kurze, schüttere Haar, die schiefen Zähne …
    »Das ist doch …« Sera legte das Brot beiseite, stopfte den Zettel in die Hosentasche und sprang auf. Als sie den Fahrstuhl erreichte, glitten die Türen bereits vor dem Mann zusammen. »Das war doch …«
    »Sui Chun Zaoming.« Berger drehte sich freudestrahlend zu ihr um. »Der Koch aus dem Thai-Restaurant.«
    »Der Zeuge im Fall Adile Gökcan!«
    Berger trabte zur Kombüse, wie das Vernehmungszimmer von den Kollegen genannt wurde, weil es klein und eng wie eine Schiffsküche war. »Dein Hinweis war goldrichtig, Sera. Amiel Gökcan hatte sich in der Moschee versteckt.«
    »Du hast ihn verhaftet?«
    Berger rieb sich stolz den Schnauzbart. »Und gerade eben wieder auf freien Fuß gesetzt.«
    Und darauf bist du stolz? Sera war sprachlos. Das Telefon im Vorzimmer klingelte. Rita watschelte zu dem Apparat.
    »Auf freien Fuß?«, fragte Sera ungläubig.
    »Wir haben Herrn Zaoming zu einer Gegenüberstellung gebeten, und er war sich sicher, dass Amiel Gökcan nicht der Mann war, der auf Adile Gökcan eingestochen hat. Ich habe Herrn Zaoming daraufhin ein Foto von Ahmet Gökcan gezeigt, Amiels Bruder, und Zaoming hat ihn als Täter identifiziert.«
    Sera entsann sich der zweifelhaften Beschreibungen, die der Zeuge bei seiner Befragung geliefert hatte. »Und das reicht für einen Haftbefehl?«
    »Das und die DNA-Spur, die die Kriminaltechniker an dem Messer sichergestellt haben. Du erinnerst dich? Am Tatort wurde das Messer gefunden, mit dem die junge Türkin niedergestochen wurde. Die DNA stimmt mit der des Bruders überein.« Berger zwirbelte seine spitzen Bartenden. »Und jetzt verrate du mir bitte noch, wie du von der Moschee erfahren hast?«
    »Na ja, ich habe da etwas läuten hören.«
    »Von wem?«
    »Spielt das noch eine …?«
    »Sera!« Rita winkte aus dem Vorzimmer, dann presste sie wieder den Hörer ans Ohr. »Yes, she’s coming. One moment, please.« Sie reichte Sera das Telefon. »Für dich. Das FBI aus Amerika.«

109
    Tania rollte sich zur Seite, als könnte sie auf diese Weise der Dunkelheit entfliehen, doch vergeblich. Sie war von ihr umgeben. Nein, erfüllt. Es war, als sei etwas in ihr zerbrochen und nicht mehr zu heilen. Ihr Leben hatte sich in einen Albtraum verwandelt, und sie wusste nicht einmal, warum.
    Ihre Tränen tropften auf das Kissen.
    »Frau Herzberg, kommen Sie bitte?«
    Tania reagierte nicht auf den Beamten. Sie wollte das Bett nicht mehr verlassen. Nie mehr.
    Sie krümmte sich wie ein Baby auf der Matratze, eingewickelt in die Bettdecke. Wie war sie überhaupt in das Zimmer gelangt? Ihr Gedächtnis blendete die Antwort aus. Man hat dich hierhergebracht, damit du sicher bist. Sicher vor einem Mörder.
    »Sie müssen etwas essen.« Der Polizist stellte ein Tablett auf dem Nachttisch ab.
    Tanias Kehle zog sich bei dem Anblick von Brot und Marmelade zusammen. Sie hatte Angst zu ersticken, schnappte nach Luft.
    »Nur eine Kleinigkeit.«
    Sie hatte seit Tagen kaum etwas zu sich genommen, einfach weil sie keinen Appetit gehabt hatte. Und jetzt gab es keinen Grund mehr zu essen. Sie fegte den Teller vom Tisch. Klirrend zerbrach er auf dem Boden.
    Sie schlug die Hand vors Gesicht und gab einen Schrei von sich, der in ein nicht

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