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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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»Geh jetzt endlich ran, sonst gibt das verfluchte Teil überhaupt keine Ruhe mehr.«
    Robert rührte sich nicht vom Fleck.
    »Mir scheint, es ist dringend«, sagte Hagen.
    Widerstrebend trottete Robert in die Praxis, wo er nach dem Telefonhörer griff. »Hallo?«
    »Dr. Babicz, sind Sie das?« Die Stimme des Anrufers kam ihm entfernt vertraut vor. »Endlich erreiche ich Sie. Wir brauchen Ihre Hilfe.« Im selben Moment klingelte es an Roberts Tür. »Das wird der Wagen sein, den ich Ihnen geschickt habe. Bitte, machen Sie sich sofort auf den Weg.«

43
    Die Reihen der Reporter vor der Brache in Friedrichshain hatten sich gelichtet. In der Lagerhalle selbst, nun auch von außen durch Lichtmasten hell bestrahlt, arbeiteten nach wie vor die Kriminaltechniker. Bis ihre Untersuchungen endgültig abgeschlossen waren, würden noch Stunden vergehen. Bei all dem Müll, der herumlag, vielleicht sogar Tage.
    Vom Dezernatsleiter war weit und breit nichts zu sehen. Sera nutzte die unverhoffte Pause, griff zum Handy und wählte die Nummer ihrer Mutter. Annecim nahm den Anruf so rasch entgegen, als hätte sie neben dem Apparat gewartet. Wahrscheinlich hat sie genau das getan.
    »Seray, können wir uns heute treffen?« Ihr hektischer Wortschwall verriet Erregung.
    »Nein, heute nicht mehr.« Sera zog den Reißverschluss ihrer Lederjacke hoch. Seit die Sonne untergegangen war, hatte der Wind aufgefrischt.
    »Aber ich muss mit dir reden, unbedingt!«
    »Ich habe leider nicht viel Zeit.«
    Lautes Geplärre erscholl am anderen Ende der Leitung. »Eldin!«, rief Annecim. »Lass das sofort sein!« Sie legte die Hand über das Telefon. Ihre Stimme klang dumpf wie aus weiter Entfernung. »Ich sagte, du sollst deine Schwester nicht ärgern!« Dann war sie wieder ganz nahe. »Baba ist wütend.«
    Baba ist immer wütend. Sera schwieg. Die Scheinwerfer erhellten die Zufahrt zum Grundstück, auf der zwei Limousinen heranrollten.
    »Seray, hast du mich verstanden?«
    »Ja. Warum ist er wütend?«, fragte Sera, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Du bist bei Onkel Mergim gewesen.«
    »Was ist so schlimm daran, dass ich meinen Onkel besuche?«
    »Er sagt, du hast ihn beleidigt.«
    Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Die beiden Pkws hielten dicht vor Sera. Aus dem Fond des einen sprang Dr. Salm. Seine Schuhsohlen versanken knirschend im Kies.
    »Annecim, ich muss auflegen.«
    »Seray, am Samstag feiert Baba seinen Geburtstag. Du solltest …«
    »Ja, ich werde heute Abend zu Mergim fahren.«
    »Schön.« Seras Mutter hauchte einen erleichterten Seufzer ins Telefon. »Also wirst du dich bei ihm entschuldigen.«
    Nein, das werde ich nicht. Aber das sagte Sera nicht. Die Wahrheit würde ihre Mutter früh genug erfahren. Sie beendete das Gespräch.
    »Muth!« Der Dezernatsleiter hatte einen Mann im Schlepptau, dem Hose und Jacke zerknittert am Leib schlotterten. Sein Gesicht machte einen ähnlich mitgenommenen Eindruck. »Das ist Dr. Babicz. Er ist Psychologe. Er stand uns bereits einige Male als Fallanalytiker zur Seite.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Sera.
    »Tatsächlich?« Dr. Salm war überrascht.
    »Vor einigen Jahren, bei der Sache mit dem Kindermörder. Die Pädo-Kreise.«
    »Ich erinnere mich.« Der Psychologe reichte ihr die Hand.
    »Muth, Kriminalhauptkommissarin. Und das ist mein Kollege, Kriminalobermeister Gesing.«
    »Freut mich.«
    »Wie auch immer.« Der Chef fuchtelte ungeduldig mit den Händen. »Der Fall Lahnstein ist von dringender Natur, da sind sich alle einig. Es werden daher alle Kräfte eingesetzt, die verfügbar sind …«
    »Und was ist mit dem Fall Gökcan?«, warf Sera ein.
    Dr. Salm machte eine wegwerfende Bewegung. »Der muss erst einmal warten.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Sehe ich so aus, als würde ich scherzen? Kollege Berger wird sich darum kümmern. Er kommt morgen aus dem Urlaub zurück. Der Fall Lahnstein ist …« Er atmete geräuschvoll aus. »Na, wie ich schon sagte: von dringenderer Natur. Deshalb steht Ihnen und Ihrer SOKO ab sofort auch Dr. Babicz als Berater zur Seite. Er ist erst dieser Tage aus den Staaten zurückgekehrt, wo er an der FBI-Akademie in Quantico eine Profiler-Ausbildung absolviert hat – als einer der wenigen Europäer.«
    »Auch das ist mir bekannt«, knurrte Sera.
    »Ach ja?«
    »Dr. Babicz erwähnte es damals, kurz vor seiner Abreise.«
    Der Psychologe lächelte. »Ich würde mir gerne den Tatort anschauen.«
    »Wir sind hier nicht am Tatort«, verbesserte Gesing. »Hier wurde

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