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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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hattest einen schönen Tag.«
    »Es ist ein Tag der Familie.«
    Sera war sich nicht sicher, ob das eine Anspielung sein sollte. Besser, du gehst nicht darauf ein. Zwischen ihnen breitete sich eine Stille aus, die auch das Palaver aus den anderen Räumen nicht mit Leben füllen konnte. Im Wohnzimmer saß Gesing auf dem Sofa eingequetscht zwischen Özge und Fehime, Seras Tanten, die ihn mit Lokum mästeten. Als er Seras Blick bemerkte, winkte er. Was er wohl sieht? Wahrscheinlich Vater und Tochter, die einen vertrauten Augenblick teilen. Nur aus der Nähe betrachtet boten sie dasselbe Trauerspiel wie seit Jahren.
    »Du bist in Begleitung?«, fragte Baba.
    »Es ist nur Werner Gesing, ein …«
    »Annecim hat ihn mir bereits vorgestellt.«
    »Ein Kollege, der mich hergefahren hat.«
    »Ein Polizist also wie du.« Die Missbilligung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Es klingelte an der Tür. Kayra öffnete einem großen, untersetzten Mann im Anzug. Annecim begrüßte ihn mit überschwänglicher Freude, während sie ihn zu den anderen ins Wohnzimmer schob. Dann kam sie zu ihnen ins Kinderzimmer geeilt.
    »Seray, Seray, hast du gesehen, wer gekommen ist?«

64
    Punkt achtzehn Uhr klingelte es an Roberts Tür. Er stand noch vor dem Kleiderschrank und rätselte, welches der frisch gewaschenen Hemden er anziehen sollte. Das dunkelblaue mit dem Button-Down-Kragen? Nein, zu förmlich. Er entschied sich für ein schlichtes weißes Hemd, auf dessen Brusttasche ein gesticktes Golfsymbol prangte. Während er es eilig zuknöpfte, fiel ihm ein, dass das Hemd vor fünf Jahren ein Geschenk von Tania gewesen war.
    Prompt beschlichen ihn wieder Zweifel. Vielleicht sollte er das Essen doch absagen? Weil du Tanias Hemd trägst? Nun mach dich mal nicht lächerlich!
    Robert hastete in die Diele, öffnete die Tür und war sprachlos. Nadine trug ein sommerliches schwarzes Kleid mit Spaghetti-Trägern, dessen Saum ihr knapp über die Knie reichte. Der Ausschnitt war dezent und ließ viel Spielraum für Fantasie. Das Haar trug sie heute offen, es fiel ihr bis auf die Schultern, umrahmte ihr schmales Gesicht, in dem ein warmes Lächeln leuchtete.
    »Und? Gehen wir?«
    »Also, äh …« Er räusperte sich.
    »Ja?« Ihr Lächeln wurde unsicher.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, ich …«, sagte er und holte tief Luft.
    Die Wahrheit war: Tania schien in einen Mordfall verwickelt zu sein, und Robert machte sich Sorgen. Nicht weil Tania seine ehemalige Verlobte war oder weil er ein schlechtes Gewissen hatte, das ist vorbei, sondern weil es sein Job war.
    Er ahnte, was Max davon halten würde, wenn er das Abendessen mit Nadine cancelte – ausgerechnet wegen Tania. Versprich mir, dass die vier Jahre nicht vergebens waren!
    »Robert?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wo wir essen gehen.«
    »Und ich dachte schon, du wolltest mir absagen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Was weiß ich, welche Akten du heute noch zu studieren hast.«
    »Na ja.« Er gönnte sich einen raschen Blick auf ihre schlanken, nackten Unterschenkel und die schmalen Füße, die in Riemchensandaletten steckten. »Ich sagte doch, es gibt Sachen, von denen lasse ich mich gerne abhalten.«
    »Worauf warten wir dann noch?« Als sie sich bei ihm unterhakte, stieg ihm der angenehm süße Duft ihres Parfüms in die Nase.
    »Wie wäre es mit der Dachkammer ?«, schlug er vor. »Ein kleines Restaurant, ist nicht weit von hier.«
    »Ich habe davon gehört, aber ich war noch nie dort.«
    »Das Essen ist hervorragend.«
    Das Restaurant war gut gefüllt, aber trotzdem bekamen sie noch einen Platz am Fenster. Robert bestellte für sich in Aromaten gebratene Maispoulardenbrust, Nadine entschied sich für hausgemachte Gnocchi mit sautierten Cherrytomaten und Feldsalat. Als Vorspeise wählten sie Tatar vom Wiesenrind mit gebackenen Wachteleiern.
    Während sie das Tatar aßen, sprachen sie über Nadines Arbeit, das Ballett. Vergnügt erzählte sie von ihren ersten Gehversuchen als Grundschülerin, dem ernsthaften Bemühen während des Abiturs und dem Entschluss, das Tanzen irgendwann zu ihrem Beruf zu machen, allen Widrigkeiten zum Trotz.
    »Widrigkeiten?«, fragte er.
    »In Berlin gibt es zu viele Künstler, Kreative, Musiker, Schriftsteller, Maler, Tänzer …«
    »… Psychologen und Therapeuten«, führte er ihre Aufzählung lächelnd fort.
    »Tatsächlich?«
    »Es gibt ein geflügeltes Wort unter Berliner Psychologen: Jedes Problem hat seinen

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