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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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kurzes Zögern ließ Robert erneut aufhorchen. »Du hast Frank Lahnstein gekannt?«
    »Ja«, antwortete sie leise.
    Robert schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Warum hast du mir das heute Mittag nicht gesagt? Ich habe dich extra danach …«
    »Nein, das hast du nicht!«, rief sie und fuchtelte mit der glühenden Zigarette vor seinem Gesicht. »Du hast mich gefragt, ob ich etwas über den Senator oder seinen Sohn geschrieben habe. Und ich sagte dir …«
    »… mit denen hast du nichts am Hut, ja, ich erinnere mich sehr gut. Trotzdem hättest du mir, nein, du hättest schon der Polizei bei der ersten Befragung sagen müssen, dass du ihn kennst.«
    »Meine Güte, ich war mit ihm auf dem Gymnasium. Aber das ist ewig her. Seit damals habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Stimmt das?«
    »Ja, Robert. Aber das ergibt doch alles keinen Sinn.«
    »In den Augen eines Mörders ergibt die Tat immer einen Sinn, so unsinnig sie für Außenstehende auch erscheinen mag.« Er knetete angestrengt die Hände. »Und damit will ich nicht sagen, dass dein Mann die Tat tatsächlich begangen hat. Aber es wäre nachlässig, der Sache nicht nachzugehen. Wo wohnt er?«
    Sie nannte eine Straße in Charlottenburg, dann standen sie sich wortlos gegenüber – bis ihr Handy klingelte. Sie drehte sich von Robert weg, trotzdem konnte er das Gespräch mitverfolgen. »Nein, ich bin noch nicht zu Hause. Du bist auch noch unterwegs? Ja, es ist wirklich alles okay. Nein, ich bin nur erschöpft. Lass uns später telefonieren.« Sie legte auf.
    »Dein neuer Freund?«, fragte Robert.
    »Und wenn?«
    »Tania, du verstehst mich falsch. Ich mache mir doch nur Sorgen.«
    »Jetzt auf einmal? Nach vier Jahren?«
    »Ich dachte, die Sache sei vergessen?«
    »Ja, war sie auch. Bis du wieder aufgetaucht bist.« Sie warf die Zigarette auf den Bürgersteig und zertrat die Glut. Danach kramte sie den Schlüssel aus ihrer Handtasche und entriegelte die Haustür.
    »Weiß dein Mann von deinem neuen Freund?«, rief Robert.
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Ich habe es jedenfalls nicht an die große Glocke gehängt.«
    »Ihr solltet trotzdem aufpassen. Du bleibst besser nicht hier. Übernachte bei einer Freundin oder – bei deinem Freund. Und wenn du morgen in die Redaktion …«
    »Morgen bleibe ich zu Hause. Ich bin sozusagen beurlaubt.« Sie klang wenig erfreut.
    Aber Robert war erleichtert. Tania verharrte auf der Stelle, schien darauf zu warten, dass er noch etwas sagte. Vielleicht dachte sie aber auch nur über seine Worte nach. Schließlich ließ sie die Haustür wieder ins Schloss fallen, trat an die Bordsteinkante und winkte einem Taxi.
    Robert sah dem Wagen hinterher, bis er Richtung Leipziger Straße abbog. Plötzlich glaubte er, eine Gestalt hinter sich zu spüren.
    Warum schleichst du die ganze Zeit hinter mir her?
    Er wirbelte herum, aber da war niemand. Nur der leere Bürgersteig. Das Gefühl einer Präsenz, das er eben noch so deutlich gespürt hatte, war verklungen.
    Fröstelnd lief er zur U-Bahn-Station Friedrichstraße. Von einer Telefonzelle aus wählte er die Handynummer der Kommissarin.
    »Hallo?«, meldete sie sich. Im Hintergrund war lauter, türkischer Gesang zu hören.
    »Babicz hier.«
    »Warten Sie.« Eine Tür schlug zu. »So, jetzt ist es leiser.«
    »Störe ich Sie auf einer Party?«
    »Die Party ist längst vorbei.« Aus Muths Worten sprach Verbitterung. »Dr. Babicz, haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Können Sie bitte einen gewissen Ralf Herzberg überprüfen? Er ist der Ehemann der Journalistin.«
    »Was hat er mit dem Fall zu tun?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber er lebt getrennt von ihr. Er verfolgt sie. Und er ist … er war Arzt.«
    Die Kommissarin schwieg einen Augenblick. »Wo wohnt er?«
    »In Charlottenburg.«
    »Treffen wir uns dort.«

71
    Tania klemmte ihr Handy ans Ohr. »Hagen, wo bist du?«
    »Ich sitze in der Morena und versuche noch ein paar Zeilen aufs Papier zu bringen.« Tania konnte laute Musik scheppern hören. Nirvanas Come As You Are . »Und was machst du?«
    »Ich bin auf dem Weg zu dir.«
    »Echt?«
    »Ich bleibe über Nacht.«
    »Hey, das freut mich! Magst du mir vorher in der Kneipe noch ein bisschen Gesellschaft leisten?«
    Der Gedanke, den Abend in einer Kneipe zu verbringen, gefiel ihr nicht wirklich, aber sie wollte auch nicht allein in Hagens Wohnung warten.
    »Kommst du nach Hause?«, bat sie.
    »Ich habe mir gerade erst Essen bestellt. Hast du keinen Hunger?«
    »Nein,

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