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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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amanın iliman yanaktan. Sera erkannte die Strophe. Sie stammte von Özay Gönlüm, einem Barden, dessen Volkslieder Annecim in Seras Kindheit gern gesungen hatte.
    Der ausgelassene Gesang mischte sich mit dem Klingeln von Seras Handy. Eine unbekannte Nummer wurde auf dem Display angezeigt. »Hallo?«
    »Babicz hier!«

70
    »Tania, ich bin’s nur!« Roberts Stimme war ein leises Flüstern. Er wollte Tania nicht noch einmal erschrecken.
    Trotzdem zuckte sie vor ihm zurück. Die Handtasche glitt von ihrer Schulter. Robert machte einen Schritt nach vorne, das Laternenlicht traf ihn wie ein Scheinwerfer, als er die Tasche auffing.
    »Robert?« Tania stieß die Luft aus den Lungen. »Bist du denn bescheuert?«
    »Tut mir leid, ich wollte dir keinen Schrecken einjagen.«
    »Das hast du aber.« Wütend entriss sie ihm die Handtasche. »Warum schleichst du die ganze Zeit hinter mir her?«
    »Die ganze Zeit? Was meinst du damit? Ich warte hier seit einer Dreiviertelstunde auf dich.«
    Sie schaute die Straße zurück, entdeckte aber nur alte, trutzige Häuser auf beiden Seiten. »Hast du mich nicht verfolgt?«
    »Du bist verfolgt worden?«
    »Warst du das oder nicht?«
    »Ich sagte dir doch, ich warte genau hier seit fast einer Stunde.«
    Tania lehnte sich an die Eingangstür. »Und was willst du?«
    »Noch einmal mit dir über den Mord an Frank Lahnstein reden. Es muss …«
    »Was?« Sie fuhr sich entnervt durchs Haar. »Was willst du von mir hören?«
    Die Wahrheit! Denn er hatte einen vielversprechenden Abend mit einer bezaubernden Frau Knall auf Fall beendet, nur um einen Mörder zu fassen, der aus einem unbekannten Grund auch ein Interesse an Tania hatte. Also wäre ein bisschen Entgegenkommen nicht schlecht!
    »Erzähl mir bitte einfach, was passiert ist. Und zwar von Anfang an. Als ihr das Video bekommen habt.«
    »Meine Güte, wir haben per E-Mail den Link zu dem Video bekommen, ich habe den Anruf von diesem vermeintlichen Informanten erhalten, der hat mich zu der Leiche gelockt und …«
    » Ihr habt den Link erhalten?«
    »Mein Kollege Hardy. Also, Harald Sackowitz. Aber …«
    Obwohl Tania im Schatten stand, konnte Robert erkennen, wie sie erbleichte. Ein heller Fleck in der Dunkelheit. »Aber?«
    »Aber eigentlich ist es mein Rechner gewesen. Mein Account.«
    »Also war die E-Mail – genauso wie der Anruf – an dich gerichtet?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Hat niemand darauf geachtet?«
    »Wozu denn? Das Video war wichtig, nicht die Mail.«
    Robert rief sich den Ermittlungsbericht ins Gedächtnis. Auch die Beamten hatten nur den Absender der E-Mail zurückverfolgt, ein anonymes Postfach in Neuseeland. Für den Empfänger hatte sich niemand interessiert. Wozu denn auch?
    »Vielleicht hat der Mord doch nichts mit dem Innensenator zu tun«, sagte er und ließ einen Moment verstreichen. »Und auch nichts mit deinem Job.«
    Tania zog aus ihrer Handtasche eine Schachtel Lucky Strike. Sie schnippte eine Zigarette hervor, die zwischen ihren zitternden Fingern hindurchglitt und auf den Bürgersteig fiel, genau vor ihre staubigen, bordeauxroten Pumps.
    Plötzlich fiel es Robert wieder ein. Sie trug den Ring am mittleren Zeh des rechten Fußes. Auf dem Straßenbasar in Kairo hatten sie dafür ein halbes Vermögen ausgegeben.
    »Du hast vorhin gesagt, du hättest einige Dummheiten gemacht«, sagte Robert.
    Tania kickte die Zigarette in den Rinnstein, fischte eine neue aus der Schachtel und zündete sie sich an.
    Ihr Schweigen war Antwort genug. »Ist es dein Mann? Bedroht er dich? Verfolgt er dich?«
    Ihre Finger umkrampften die glühende Zigarette.
    »Wie groß ist er?«
    »Robert, das ist …«
    »Wie groß, Tania?«
    »Er ist einen Meter sechsundachtzig.«
    »Und welche Schuhgröße hat er?«
    »Zweiundvierzig.«
    Das passt! »Was macht er beruflich?«
    »Er ist … Er war Arzt.«
    Ein Arzt, o Gott! »Wieso war?«
    »Alkohol.« Tania zog nervös an der Zigarette. »Seine Patienten haben es bemerkt. Ich nicht.« Sie schnippte Asche zu Boden. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass …«
    »Kannst du dich erinnern, was ich dir mal gesagt habe?«
    »Dass man einen Mörder nur selten auf Anhieb erkennt?«
    »Ja.«
    »Aber der Anrufer am Freitag, das war nicht Ralf.«
    »Es gibt Mittel und Wege, eine Stimme zu verfremden. Manche sind ganz einfach.«
    »Aber selbst wenn er der Anrufer war«, Tania nahm einen weiteren Zug, pustete hustend den Qualm aus, »warum sollte er Frank … Lahnstein …?«
    Ihr

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