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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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zwei im ersten Stock, die telefonische Bestellungen entgegengenommen haben. Keiner von ihnen schien mit seinem Arbeitsplatz besonders glücklich zu sein.«
    »Was ist mit den beiden oberen Stockwerken?«
    »Lagerraum, nehme ich an. An diesem Gebäude lohnt wirklich nicht eine weitere Untersuchung.«
    Sie blickte durch den Zaun auf den blauen Trans-Am. »Sie könnten die Geschäftsunterlagen beschlagnahmen lassen und herausfinden, wohin Voss’ fünf Millionen geflossen sind.«
    »Es gibt keine Grundlage für die Beschlagnahmung von Unterlagen.«
    »Wieviel Beweise brauchen Sie denn noch? Ich weiß, daß er der Kurier war! Ich weiß, was diese Leute tun!«
    »Ihre Aussage wird keinen Richter umstimmen. Ganz sicher nicht unter den jetzigen Umständen.« Seine Antwort war ehrlich, brutal ehrlich. »Es tut mir leid, Abby. Aber Sie wissen genausogut wie ich, daß Sie ein riesiges Glaubwürdigkeitsproblem haben.«
    Sie spürte, wie sie erneut dichtmachte und sich innerlich von ihm zurückzog. »Sie haben völlig recht«, gab sie zurück. »Wer würde mir schon glauben? Es ist ja bloß die psychotische Dr. DiMatteo, die Unsinn faselt.«
    Auf diese selbstmitleidige Äußerung reagierte er nicht. In dem nachfolgenden Schweigen bereute sie sie schon. Der Klang ihrer verletzten und sarkastischen Stimme hing zwischen ihnen.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Über ihnen kreischte ein Jet, der Schatten seiner Flügel glitt vorüber wie ein Raubvogel. Er stieg auf und glänzte im letzten Licht der untergehenden Sonne.
    Erst als das Dröhnen des Jets verklungen war, sagte Katzka wieder etwas.
    »Es ist nicht so, als ob ich Ihnen nicht glauben würde«, bemerkte er.
    Sie sah ihn an. »Sonst glaubt mir doch auch keiner. Warum gerade Sie?«
    »Wegen Dr. Levi und der Art, wie er gestorben ist.« Katzka starrte geradeaus auf die dunkler werdende Straße. »Es paßte einfach nicht in das Muster eines normalen Selbstmordes. Ein Zimmer, in dem ihn tagelang niemand finden würde! Die Menschen mögen den Gedanken nicht, daß ihr Körper verwest.
    Sie wollen gefunden werden, bevor die Maden ihnen zusetzen, bevor sie schwarz und aufgedunsen sind, solange man sie noch als Menschen erkennen kann. Und dann waren da all die Pläne, die er gemacht hat. Die Reise in die Karibik, das Treffen mit seinem Sohn.« Katzka blickte zur Seite, eine Straßenlaterne war aufgeflammt und erhellte die Dämmerung. »Und schließlich seine Frau Elaine. Ich habe schon oft Hinterbliebene gesprochen. Einige stehen unter Schock, andere trauern, einige sind einfach nur erleichtert. Ich bin selbst Witwer. Ich weiß noch, daß ich es nach dem Tod meiner Frau nur mit Mühe geschafft habe, auch nur jeden Morgen aufzustehen. Was aber tut Elaine Levi? Sie ruft ein Umzugsunternehmen an, packt ihre Möbel zusammen und verläßt die Stadt. Das ist nicht die Handlungsweise einer trauernden Witwe. So benimmt sich jemand, wenn er sich schuldig fühlt. Oder Angst hat.«
    Abby nickte. »Ich hatte auch den Eindruck, daß Elaine Angst hatte.«
    »Dann haben Sie mir von Kunstler und Hennessy erzählt«, fuhr er fort. »Und auf einmal betrachte ich nicht mehr einen isolierten Todesfall. Ich habe es vielmehr mit einer ganzen Serie zu tun. Und Aarons Tod sieht weniger und weniger aus wie ein Selbstmord.«
    Wieder hob ein Jet ab, das Kreischen der Turbinen machte jedes Gespräch unmöglich. Er schwenkte nach links und streifte den Abendnebel, der sich über dem Hafen sammelte. Selbst als der Jet am Himmel im Westen verschwunden war, konnte Abby ihn noch dröhnen hören.
    »Dr. Levi hat sich nicht selbst erhängt«, nahm Katzka das Gespräch wieder auf.
    Abby sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich dachte, der Obduktionsbefund wäre endgültig gewesen?«
    »Wir sind bei dem toxikologischen Screening auf etwas gestoßen. Die Ergebnisse haben wir letzte Woche aus dem kriminaltechnischen Labor bekommen.«
    »Sie haben etwas gefunden?«
    »In seinem Muskelgewebe hat man Spuren von Succinylcholin gefunden.«
    Sie starrte ihn an. Succinylcholin! Es wurde bei der Anästhesie täglich verwendet, um die Muskeln für die Operation zu entspannen. Im OP war es ein Narkotikum von lebenswichtiger Nützlichkeit. Außerhalb eines OP würde seine Verabreichung zu dem grausamsten aller Tode führen: vollkommene Lähmung bei gleichzeitigem klaren Bewußtsein.
    Obwohl man wach und reaktionsfähig war, konnte man sich weder bewegen noch atmen, als würde man in einem Meer aus Luft ertrinken.
    Sie schluckte, weil ihre

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