Kalte Schulter - heisse Kuesse
Anfang.“
„Bevor ihr nicht mehr miteinander geredet habt?“
Er runzelte die Stirn, und es tat Chastity fast leid, dass sie seine offensichtliche Freude an diesem Ausflug aufs Meer getrübt hatte. Soweit sie wusste, gönnte Gabe sich selten Freizeit. Dass er weder Zeit noch Mühe scheute, um sich mit ihr und diesem speziellen Problem zu beschäftigen, machte ihr Angst.
„Können wir heute nicht noch einmal neu anfangen und die Vergangenheit ruhen lassen?“, schlug er vor.
„Soll das heißen, du hörst auf, mich zu beleidigen?“
„Ja.“
„Dann könnten wir es versuchen“, meinte sie skeptisch.
„Möchtest du lieber in einem Restaurant essen?“
„Ist das ein ernst gemeintes Angebot?“
„Wenn du dich dann wohler fühlen würdest, ja.“
Überrascht erwiderte sie: „Nein, es ist schon okay so.“ Sie liebte das Meer nämlich wirklich. Sie war in der Nähe des Meeres aufgewachsen, allerdings nicht so, wie er es sich vielleicht vorstellte, in einem luxuriösen Haus am Strand, sondern in einer abgelegenen, armen Gemeinde, in einer Familie, die alles andere als angesehen gewesen war. Aber das Meer und der Strand waren erst ihr Spielplatz und später ihr Rückzugsort gewesen.
„Zu deiner Beruhigung, wir fahren nicht weit. Ich kenne eine kleine, windgeschützte Bucht, da sind wir in zwanzig Minuten.“
Chastity akzeptierte das mit einem Schulterzucken und schaute wieder hinaus aufs Meer. Wobei sie sich eingestehen musste, dass sie auch Gabe gern weiter beobachtet hätte. Wenn dies, wie er gesagt hatte, ein Neuanfang gewesen wäre, und sie ihn nicht schon gekannt hätte, vielleicht hätte sie sich sogar zu ihm hingezogen gefühlt.
Nicht zum ersten Mal, wie sie zugeben musste.
Schon als sie für ihn gearbeitet hatte, fand sie ihn äußerst attraktiv. Doch als sie leichtsinnigerweise ihre Gefühle ein wenig zu offen gezeigt hatte, war sie von ihm umgehend in Toms Abteilung versetzt worden. Ein deutliches Signal, dass er nicht an jemandem wie ihr interessiert war. Für einen Mann in seiner Position fand sie das sogar verständlich. Trotzdem hatte es wehgetan.
Und als Tom dann später vorgeschlagen hatte zu heiraten, schien ihr das ein gutes Angebot. Mehr, als sie je für möglich gehalten hätte.
Gedankenverloren schwieg sie und schaute aufs Meer, bis sie schließlich in der kleinen Bucht Anker warfen. Gabe holte einen Picknickkorb aus der Kombüse und breitete den Inhalt auf dem Tisch aus. Sie aßen schweigend, doch ausnahmsweise war es kein eisiges, sondern ein angenehmes Schweigen.
Schließlich, nachdem Chastity den letzten Bissen des Erdbeertörtchens hinuntergeschluckt hatte, meinte sie: „Du weißt also von meinem neuen Job Bescheid?“ Was wusste er wohl sonst noch alles?
„Die vier Vormittage, die du für Knight Architectural arbeitest? Ja. Jordan hat mir in der Woche, als du angefangen hast, davon erzählt.“
„Und du hast ihm nicht gesagt, er soll mich wieder feuern?“
„Wen er einstellt, ist allein seine Entscheidung.“
„Hast du ihm nicht gedroht, die Geschäftsbeziehungen abzubrechen?“
„Nein, ich schätze seine Arbeit. Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nicht möchte, dass du etwas mit meinen Projekten zu tun hast.“
„Dasselbe habe ich ihm auch gesagt.“
Gabe nickte. „Ich ziehe es vor, Geschäftliches und Privates zu trennen.“ Ihr war klar, was er damit andeuten wollte: dass sie, im Gegensatz zu ihm, diese Dinge nicht trennte.
Chastity legte die Gabel zur Seite. „Ich war nicht darauf aus, mir Tom zu schnappen, da irrt ihr euch.“ Die Verlobung war Toms Idee gewesen, und sie hatte in einem Moment der Schwäche und Einsamkeit zugestimmt. Wie sich herausgestellt hatte, entwickelte sich das Ganze aber für beide Seiten überraschend zufriedenstellend. Die zwei Jahre, die sie mit Tom verbracht hatte, waren die glücklichsten ihres Lebens gewesen, und sie vermisste ihn sehr.
„Natürlich nicht.“
Sie ignorierte Gabes offensichtliche Skepsis. Sie legte wirklich keinen Wert darauf, mit ihm ihre Beziehung zu seinem Bruder zu diskutieren.
„Und du und Jordan?“, fragte er. „Ich habe ein Foto von euch beiden bei einer Galerieeröffnung in der Zeitung gesehen.“
Chastity wurde wütend. Sie hatte gerade erst ihren Ehemann begraben. Und Gabe unterstellte ihr doch tatsächlich, eine Beziehung mit einem Mann zu haben, der sowohl ihr Chef als auch ihr Freund war. Ein Mann, der nur versucht hatte, sie ein wenig aufzuheitern, und sie deshalb gedrängt hatte,
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