Kalte Schulter - heisse Kuesse
zwei Monate Toms persönliche Assistentin gewesen, als sie von einer Geschäftsreise nach Las Vegas zurückgekehrt waren und ihre Verlobung bekannt gegeben hatten.
Seine Mutter war außer sich gewesen und hatte Chastity allein die Schuld an dieser überhasteten Aktion gegeben.
Gabe hatte seine Wut – auf Chastity, auf Tom, aber vor allem auf sich selbst – für sich behalten. Als die Wut nachgelassen hatte, war er froh gewesen, Chastitys Klauen gerade noch rechtzeitig entkommen zu sein.
Achtzehn Monate lang hatte sich die Verlobung hingezogen, und es war kein Tag vergangen, an dem Gabe nicht gehofft hatte, dass sein Bruder endlich erkennen würde, dass Chastity nicht die Richtige für ihn war. Doch statt die Verlobung aufzulösen, war Tom eines Montagmorgens ins Büro geschlendert und hatte nebenbei erwähnt, dass er und Chastity am Wochenende geheiratet hatten.
Jetzt hatte Chastity ihn entdeckt, und einen Moment lang fürchtete Gabe, dass sie kehrtmachen würde. Doch das tat sie nicht. Sie wurde nur langsamer, je näher sie kam. Unter dem makellosen Make-up und den unglaublich langen Wimpern entdeckte er einen Anflug von Müdigkeit in ihren Augen.
Lag das an der Schwangerschaft oder an der Neuigkeit, dass er der Vater ihres Kindes war? Eine Neuigkeit, die auch ihm einige schlaflose Nächte bereitet hatte.
Gabe hatte für alles einen Plan. Er plante das kommende Jahr, die nächsten fünf Jahre und sogar noch weiter im Voraus. Außerdem überlegte er sich Alternativstrategien, falls einmal etwas schiefgehen sollte. Er setzte sich Ziele, und er erreichte sie. Aber nirgends in seinen Plänen war eine ungewollte Schwangerschaft vorgesehen gewesen. Er war immer vorsichtig. Immer. Und jetzt wurde er auf einmal damit konfrontiert, dass er Vater wurde.
Dabei hatte er noch nicht einmal mit der Frau geschlafen.
Nicht, dass er es gewollt hätte.
Gabe unterdrückte ein bitteres Lächeln und ballte die Hände zu Fäusten, als die alte Wut wieder aufflackerte. Natürlich wollte er mit Chastity schlafen. Doch es war ein rein körperliches Verlangen. Er wusste genau, dass diese Frau nichts für ihn war und überhaupt nicht in seine Pläne passte.
Und doch musste er sie nun irgendwie einplanen. Wohl oder übel würde sie einen Platz in seinem Leben haben.
Chastity würdigte ihn keines Blickes, sondern ging einfach weiter geradeaus. Die seltsame Harmonie, die vor einer Woche zwischen ihnen geherrscht hatte, als der Schock sie einander näher gebracht hatte, war verflogen.
Als Erstes musste er erreichen, dass sie ihm vertraute. Er wollte Rechte, die nur sie ihm geben konnte. Heute würde er den ersten Schritt in diese Richtung unternehmen.
„Gehst du allein zum Mittagessen, oder triffst du dich mit einem reichen, attraktiven Klienten?“, fragte er ein wenig boshaft, während er neben ihr herging. Noch einmal ließ er den Blick über sie schweifen. War diese Frau, die sein Kind in sich trug, so angezogen, weil sie jemandem im Büro beeindrucken wollte? Der Stich, den er plötzlich verspürte, war doch wohl nicht etwa Eifersucht? Nein, es lag allein daran, dass sie mit seinem Kind schwanger war.
Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, bevor sie ihre Schritte beschleunigte. Das laute Klacken ihrer Absätze schien ihren Ärger über seine Gegenwart auszudrücken. „Wenn du mit deinen Beleidigungen fertig bist, kannst du gehen.“ In der Sekunde, bevor sie ihm ihre kühle Abfuhr erteilt hatte, registrierte er einen Anflug von Schmerz in ihren Augen. War das gespielt oder echt? Jemand, der so eiskalt erschien, konnte doch nicht so leicht zu verletzen sein, oder? Gabe wollte, dass sie auch innerlich so hart war, wie sie nach außen hin wirkte.
Sie ging einfach weiter. Ihre Beine waren lang, doch seine waren länger, sodass er mühelos mit ihr Schritt halten konnte. „Tom hat dir genug Geld hinterlassen?“
„Das weißt du doch genau.“
„Und als Testamentsvollstrecker weiß ich auch, dass du noch keinen Cent davon angerührt hast. Wie kommt das?“
An einer roten Ampel blieb Chastity stehen und betrachtete Gabe mit kühlem, distanziertem Blick. „Dies ist kein guter Zeitpunkt, um zu reden.“
Die Ampel sprang auf Grün, und die Menschen drängten sich an ihnen vorbei, während sie dastanden und einander anstarrten. Chastity war sich der Macht, die sie besaß, ganz offenkundig bewusst. Es war ihr Körper, ihr Baby. Sie würde sich nichts gefallen lassen. Gabe empfand fast so etwas wie Respekt für sie. Als er
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