Kalte Schulter - heisse Kuesse
noch einen Schritt auf sie zumachte, wich sie nicht zurück. „Ich dachte, wir könnten zusammen Mittag essen. Wollen wir zum Hafen gehen?“ Eine leichte Brise strich durch ihre blonden Haare. Und plötzlich, als er ihren blumigen Duft einatmete, ärgerte er sich darüber, dass er so nahe an sie herangetreten war.
Chastity hob ihr Kinn. „Warum?“, fragte sie misstrauisch.
Ein Misstrauen, das Gabe doch ziemlich dreist fand. Schließlich war nicht er derjenige, der einen Mann geheiratet hatte, den er nicht liebte. „Ich möchte die Frau, die mein Kind bekommt, näher kennenlernen.“
Die Worte hingen einen Moment lang in der Luft.
„Ich kann nicht.“ Sie wich seinem Blick aus. „Ich … äh … habe nur eine kurze Mittagspause.“
Sie war eine miserable Lügnerin. Gabe hob skeptisch eine Augenbraue, und das genügte, um Chastity eine verräterische Röte ins Gesicht zu treiben.
Genervt seufzte sie auf. „Du kennst meine Arbeitszeiten, stimmt’s?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich halte mich gern auf dem Laufenden.“ Er beobachtete sie erwartungsvoll, neugierig, wie sie sich jetzt herauswinden wollte. „Mittagessen?“, fragte er noch einmal.
Sie sah ihn wieder an. In ihrem Blick lag Entschlossenheit, so als hätte sie noch einmal alle Reserven mobilisiert. „Nein.“ Keine Erklärung. Keine Rechtfertigung oder Entschuldigung.
Gabe konnte sich nicht daran erinnern, dass man ihm jemals eine so unverblümte Abfuhr erteilt hatte. Ganz offensichtlich wusste sie nicht, wie sehr er so eine Herausforderung liebte.
4. KAPITEL
Chastity wandte ihr Gesicht der Sonne zu und ließ sich vom Wind umschmeicheln. Langsam löste sich die Anspannung, die Gabes Nähe unweigerlich in ihr hervorrief, ein wenig. Noch immer begriff sie nicht, wie er sie dazu hatte überreden können, hierherzukommen. Sie hielt normalerweise nicht nur die Männer, sondern alle Menschen ein wenig auf Abstand. Nur so fühlte sie sich sicher. Aber Gabe durchbrach einfach die Barrieren, die sie so mühsam errichtet hatte.
Immer wieder forderte er sie heraus, und sie konnte gar nicht anders, als auf diese Herausforderungen zu reagieren, damit er nicht merkte, wie sehr er sie verunsicherte.
Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu, als er jetzt am Steuer stand, die Beine weit gespreizt, mit den Händen auf dem großen Lenkrad. Sein Jackett und die Krawatte hatte er unten in der Kajüte ausgezogen. Die obersten Knöpfe seines Hemdes waren offen, die Ärmel hochgerollt. Hätte er jetzt noch eine Augenklappe getragen, hätte er mit seinem zerzausten Haar, den breiten Schultern und den kräftigen, gebräunten Unterarmen wie ein Pirat ausgesehen. Chastity kam sich auch fast so vor, als wäre sie seine Gefangene. Piraten, erinnerte sie sich, waren stets auf Schatzsuche. Allerdings war ihr bewusst, dass nicht sie der Schatz war, sondern das Baby, das sie in sich trug. Doch das würde sie ihm nicht überlassen.
Wenn sie erreichen wollte, dass er sie in Ruhe ließ, waren zwei Dinge wichtig. Zum einen musste sie ihn davon überzeugen, dass sie eine gute Mutter sein würde, und zum anderen musste sie ihm klarmachen, dass sie ihre Rechte kannte und genau wusste, welche Rechte er nicht hatte.
„Als du mich zum Mittagessen im Hafen eingeladen hast, dachte ich, du meintest eins der Hafenrestaurants.“
Gabe drehte sich zu ihr herum. „Ach ja?“
„Das weißt du ganz genau. Daher kann ich nur annehmen, dass wir auf deiner Jacht sind, weil du a) nicht mit mir gesehen werden willst, b) weil du nicht willst, dass irgendjemand unsere Unterhaltung mitanhört, oder c) weil du nicht willst, dass ich gehen kann, wann immer ich will.“
Gabe sah zum Horizont. „Oder d), weil ich dachte, dass es dir gefallen könnte.“
„Von mir aus nimm Antwort d), aber erwarte nicht, dass ich dir das abkaufe.“
„Dir wird doch hier auf dem Schiff nicht wieder übel, oder?“, fragte er besorgt.
„Nein“, erwiderte sie ehrlich, „die frische Luft tut gut.“
„Tom hat mir mal erzählt, dass du das Meer liebst. Dass du in der Nähe vom Wasser aufgewachsen bist.“
„Das hat er dir erzählt?“ Und Gabe erinnerte sich daran? Natürlich tat er das. Er speicherte solche Informationen, um sie, so wie jetzt, bei Bedarf für seine Zwecke nutzen zu können. Zum Glück hatte sie Tom nie erzählt, wo genau und wie sie aufgewachsen war. Das hätte Gabe noch mehr Munition geliefert, um zu bezweifeln, dass sie sein Kind großziehen konnte.
„Das war ganz zu
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