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Kalte Schulter - heisse Kuesse

Kalte Schulter - heisse Kuesse

Titel: Kalte Schulter - heisse Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hyatt
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verbringen.“ Er kam näher. Wo waren die Familie und die Freunde, die er hier vermutet hatte? Warum war sie allein?
    Chastity folgte seinem Blick. „Meine Katze ist gestern gestorben. Ich habe diesen Busch für sie gepflanzt. Es ist so ziemlich das Einzige, was hier wächst.“
    „Ich wusste nicht, dass du eine Katze hattest.“
    „Sie gehörte mir nicht wirklich. Sie gehörte zum Haus. Aber es war nett, sie hier zu haben. Sie half mir …“ Als sie merkte, mit wem sie redete, brach sie abrupt ab. „Ich bin eigentlich nicht einmal ein Katzenfreund.“ Noch einmal schaute sie auf die frisch umgegrabene Erde. „Und ich hatte sie auch nur ein paar Monate.“
    Wen wollte sie überzeugen? Ihn oder sich selbst? Die Tränenspuren auf ihren staubigen Wangen sagten eigentlich alles.
    „Anstandshalber sollte ich dich wohl hereinbitten?“
    Er sollte Ja sagen und ihr gar keine Wahl lassen. Aber er hatte das Gefühl, in ihre Privatsphäre einzudringen, also zuckte er mit den Schultern. „Nicht, wenn du nicht möchtest. Ich will dir nicht den Tag verderben.“ Vielleicht wäre es für ihn auch besser, wenn er nicht mit hineinging, sondern einfach kehrtmachte, nach Hause fuhr und das Bild von einer Frau aus seinem Kopf verbannte, die an ihrem Geburtstag allein war und ihre Katze beerdigte.
    Chastity dachte eine ganze Weile nach, während Gabe sie musterte. Das Sonnenlicht glitzerte in ihren Ohrringen, die, wenn er sich nicht täuschte, aus winzigen Muscheln und Flitter bestanden. Überbleibsel von Weihnachten? Sie sahen aus, als ob ein Kind sie gemacht hätte, jedenfalls stammten sie nicht von Tiffanys.
    „Der Tag kann kaum schlimmer werden“, meinte sie schließlich achselzuckend. „Du kannst also genauso gut mit hineinkommen.“
    Es war keine besonders nette Einladung, doch Gabe war trotzdem merkwürdig erleichtert. Kein Wunder, redete er sich ein. Er war ja hier, um mit ihr zu einer Übereinkunft zu kommen. Er wollte, dass sie seinen Namen auf die Geburtsurkunde des Kindes setzte, denn dann stünden ihm gewisse Rechte zu. Rechte eines Vaters. Er würde alles daransetzen, um das zu erreichen. Denn egal ob es ihr nun gefiel oder nicht, er hatte vor, eine wichtige Rolle im Leben seines Kindes zu spielen.
    Eine niedrige Holzveranda umgab das Haus, und nachdem Chastity und er den Rasen überquert hatten, stiegen sie die zwei Stufen hinauf. Die Terrassentüren standen weit offen, sodass es schien, als ginge der Außenbereich nahtlos in das Zimmer über.
    Das Erste, was Gabe auf der Küchenarbeitsplatte entdeckte, war ein Foto von Tom, das neben einer Karte stand, die offensichtlich von einem Kind gemacht worden war. Auf dem Bild lachte sein Bruder, und schlagartig verspürte Gabe Trauer und Bedauern angesichts all der Dinge, die für immer ungesagt blieben, wegen all der Unstimmigkeiten, die niemals mehr ausgeräumt werden konnten.
    Er sah zu Chastity, die neben ihm stehen geblieben war und nicht das Foto, sondern ihn anschaute. Auch in ihren Augen entdeckte er Trauer, aber zudem noch etwas anderes, das aussah wie … Mitleid? Etwa mit ihm? Sie wandte den Blick ab und hob die schmutzigen Hände. „Ich gehe mich schnell waschen. Nimm dir etwas zu trinken aus dem Kühlschrank.“
    Gabe sah ihr nach und bewunderte insgeheim ihren Hüftschwung und die langen, schlanken Beine. Als er sich dabei ertappte, runzelte er die Stirn und riss den Blick von ihr los. Stattdessen schaute er sich im Zimmer um und staunte. Wo waren ihre Möbel?
    Die offene Küche mit dem polierten Holzfußboden ging in das Ess- und Wohnzimmer über. Abstrakte Kunstwerke in grellen Farben zierten die Wände, und ein Bücherregal, in dem die Bücher schon zweireihig standen, nahm eine ganze Wand ein. Aber im Essbereich stand nur ein kleiner runder Tisch mit einem einzigen Stuhl, und im Wohnzimmer gab es eine blaue Couch, sonst nichts. Kein Fernseher, keine Stereoanlage. Nur in der hinteren Ecke stand noch Toms cremefarbener Flügel, der reine Prahlerei gewesen war, weil Tom gar nicht Klavier gespielt hatte. Jetzt jedoch lagen Notenblätter darauf. Gabe durchquerte das Zimmer, hörte den Hall seiner Schritte in dem leeren Raum und starrte auf die Noten – Beethoven – die mit kleinen Anmerkungen in Chastitys Schrift versehen waren.
    Interessant, dachte Gabe, bevor er zum Kühlschrank ging und sich ein Mineralwasser herausnahm.
    Kurz darauf hörte er Schritte hinter sich. Er brauchte ein paar Sekunden, um den Schock zu verarbeiten. Chastity war nicht nur

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