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Kalte Schulter - heisse Kuesse

Kalte Schulter - heisse Kuesse

Titel: Kalte Schulter - heisse Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hyatt
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perfekt geschminkt, sie hatte auch ihre blonden Haare gebürstet und trug jetzt ein schwarz-weißes Designer-Sommerkleid mit einem eng anliegenden Oberteil und dazu Sandalen mit gefährlich hohen Absätzen. Dies war eine völlig andere, sehr viel attraktivere Frau.
    Ihm gefiel jedoch die andere besser. „Was hast du mit ihr angestellt?“
    „Mit wem?“, fragte Chastity verwirrt.
    „Mit deinem bösen Zwilling, oder vielleicht war sie ja auch der gute Zwilling. In welchem Verlies oder Schrank hast du sie eingesperrt? Ich sollte sie retten.“
    Die Lippen dieser Chastity verzogen sich zu einem Lächeln – einem wirklichen Lächeln –, und ihre Augen funkelten amüsiert. Allein dieses Funkeln ließ den Tag noch sonniger erscheinen. Beinahe verschlug es Gabe den Atem.
    Er hob sein Mineralwasser. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“ Sie wandte den Blick ab, und Gabe hatte das Gefühl, als hätte er ein Licht ausgeknipst.
    „Danke“, sagte sie leise.
    Er trat zu ihr. Dabei war er sich ihrer blassen, entblößten Schultern und des Dufts nach Frühlingsblumen nur allzu bewusst. „Feierst du gar nicht mit deiner Familie?“
    Sie verspannte sich. „Nein.“ Die Antwort verbat weitere Diskussionen über das Thema. Jetzt wirkte sie überhaupt nicht mehr zerbrechlich oder einsam. „Was ist mit dir? Müsstest du nicht bei deinem Vater sein?“
    „Ich komme gerade vom Mittagessen mit meinen Eltern.“
    Vielsagend schaute sie auf sein Mineralwasser. „Dann brauchst du wohl etwas Stärkeres, oder?“
    Er musste lächeln.
    Es war – wie vorauszusehen – ein grässlich formelles Essen gewesen. Toms Abwesenheit und die Tatsache, dass er nie wieder dabei sein würde, hatte alle bedrückt. Sein Vater hatte das getan, was sonst Toms Rolle gewesen war: Er hatte zu viel getrunken. Seine Mutter versuchte, die Form zu wahren, und wies ihn deshalb mehr als ein Mal voll Bitterkeit zurecht.
    Gabe war froh gewesen, als er endlich hatte flüchten können, und hatte die Fahrt hier heraus als äußerst wohltuend empfunden. Aber er hatte wenigstens noch eine Familie, während Chastity an so einem besonderen Tag ganz allein war. Sie vermisste Tom bestimmt auch. Gabe war sich zwar sicher, dass sie seinen Bruder nicht geliebt hatte, aber er bezweifelte nicht, dass die beiden in enger Freundschaft verbunden gewesen waren. Während der letzten beiden Jahre war Tom sehr viel weniger gereizt gewesen, was sicherlich Chastitys Verdienst war. „Wenn ich gewusst hätte, dass du allein bist, hätte ich dich eingeladen.“
    „Damit ich mir die Beleidigungen und Anschuldigungen anhören kann? Nein, danke.“
    „So schlimm sind wir nun auch wieder nicht.“
    Darauf gab sie keine Antwort. Das brauchte sie auch nicht, denn leider war es die Wahrheit. Vielleicht war es tatsächlich besser, allein zu sein.
    Zwischen ihnen breitete sich Schweigen aus, während Gabe sich den Erinnerungen an Tom hingab und vor allem eins empfand: Bedauern.
    „Warum bist du hier?“, fragte Chastity schließlich.
    „Um dir dein Geschenk zu bringen.“ Die Lüge kam ihm überraschend leicht über die Lippen.
    „Und das soll ich dir glauben?“
    Offenbar kaufte sie ihm das nicht ab. Eine kluge Frau. „Vielleicht habe ich mir Sorgen gemacht, dass du allein sein könntest.“
    „Glaubst du etwa ernsthaft, dass deine Gesellschaft dem Alleinsein vorzuziehen ist?“
    „Auch wieder wahr“, erklärte er unbeeindruckt.
    Sie zögerte. „Entschuldige, das war nicht nett.“
    „Aber verständlich, ich war ja auch nicht immer nett zu dir.“ Merkwürdig. Sie sah tatsächlich so aus, als würde es ihr leidtun, dass sie ihn verletzt hatte.
    „Stimmt, aber erinnerst du dich noch an das Seminar zur Stärkung der Teamfähigkeit? Da sind wir ganz gut miteinander ausgekommen.“
    Dass Chastity ihn verteidigen würde, war das Letzte, was Gabe erwartet hätte. Und dass sie sich an dieses besondere Ereignis erinnerte, erstaunte ihn noch mehr.
    Er hielt nicht viel von diesen Seminaren, wo die Teilnehmer zusammen Brücken bauen, sich die Augen verbinden und andere Spielchen machen müssen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Doch er hatte sich überreden lassen und seine Mitarbeiter für ein paar Tage zu so einem Seminar geschickt. Er selbst war erst am letzten Tag dazugestoßen.
    Chastity, damals noch seine effiziente Assistentin, war erst seit einigen Monaten in der Firma. Er wurde mit ihr in ein Team gesteckt, und irgendwie strandeten sie beide am Nachmittag an einem Ufer und

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