Kalte Schulter - heisse Kuesse
teilzuhaben.
Eine Kinderstimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie rief nach Chastity. Gabe drehte sich um und sah, wie ein schlaksiges Mädchen, das ein wenig so aussah, als wäre es ausgesetzt worden, auf die Veranda sprang und direkt vor der Terrassentür schlitternd zum Stehen kam. Sie richtete sich auf, strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und das T-Shirt glatt, bevor sie anmutig, fast würdevoll ins Haus trat. Die Verwandlung erinnerte ihn ein wenig an Chastity. „Wie war das?“, fragte sie erwartungsvoll.
„Wunderbar“, erwiderte Chastity. „Sehr elegant.“
Das Kind strahlte und drehte eine Pirouette. Während sie herumwirbelte, entdeckte sie Gabe. Ihre großen Augen weiteten sich, und sie erstarrte.
„Sophie, das ist Gabe Masters“, erklärte Chastity. „Gabe, darf ich dir Sophie vorstellen? Sie ist eine Freundin von mir.“
„Hallo, Sophie.“ Er kannte sich mit Kindern nicht besonders gut aus, doch er streckte ihr die Hand entgegen. Sophie, die vermutlich zehn oder elf Jahre alt war, betrachtete seine Hand, bevor sie fragend zu Chastity schaute, die ihr ermutigend zulächelte und kurz nickte. Langsam ergriff Sophie seine Hand. Ihre Finger waren mit Ringen geschmückt, die aus Muscheln gefertigt waren. Auch um ihren Hals hing eine Muschelkette. Gabe kam es vor, als würde er die Hand einer Meerjungfrau schütteln. „Es freut mich, dich kennenzulernen, Sophie“, sagte er lächelnd.
Schüchtern lächelte das Mädchen zurück.
„Wie ich sehe, trägst du die gleichen Ohrringe wie Chastity.“
Sophie fasste sich ans Ohr, dann sah sie Chastity an. „Du hast sie angesteckt?“
Zu spät sah Gabe, dass Chastity sie wahrscheinlich zusammen mit ihrem Outfit ausgetauscht hatte. „Vorhin hatte sie sie an.“
„Natürlich trage ich sie.“ Chastity schob ihr Haar zurück, um die Ohrringe zu zeigen.
„Wir sehen beide gleich aus“, stellte Sophie beglückt fest. Sie schaute zu Gabe, als bräuchte sie einen Zeugen.
„Tatsächlich. Ich komme mir vor wie ein Dorn zwischen zwei Rosen.“ Es war vielleicht nicht der beste Vergleich, doch das schien Sophie nicht zu stören. Sie strahlte. Plötzlich fiel ihr etwas ein.
„Mum fragt, ob du uns noch ein paar Eier leihen kannst. Wir haben keine mehr.“
„Natürlich.“
Chastity ging in die Küche hinüber und öffnete den Kühlschrank.
„Sie hat gesagt, wir bringen dir nächsten Dienstag neue Eier.“ Das Mädchen sah zu Boden. „Wenn Dad seinen Lohn bekommen hat.“
„Sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen. Die hier sind von meiner Freundin mit der Farm. Sie hat mir wieder viel zu viele mitgegeben“, sagte Chastity ein wenig zu schnell.
Von dort, wo Gabe stand, konnte er sehen, wie sie die Eier aus einem Supermarktkarton in einen Plastikbehälter legte.
„Sophie“, sagte er, um das Mädchen abzulenken. „Ich habe eine Freundin, die hat früher auch ihren Schmuck aus allem Möglichen, was sie so gesammelt hat, selbst hergestellt. Jetzt arbeitet sie als Juwelierin in London. Sie hat Schmuckstücke für Filmschauspieler und sogar für die königliche Familie entworfen.“
„Echt?“
Gabe nickte. „Und das hat alles damit angefangen, dass sie Sachen für sich und ihre Freunde angefertigt hat.“
„Echt?“, fragte sie noch einmal ganz aufgeregt.
„Ja, echt.“
Chastity schloss den Kühlschrank und reichte Sophie die Eier.
„Danke, Chass.“ Das Mädchen presste den Plastikbehälter gegen die Brust und sah Chastity bewundernd an. „Wollen wir nachher noch an den Strand gehen? Ich zeig dir, wie ich Räder schlagen kann. Ich hab ganz viel geübt.“
„Ja, gern.“ Chastity erwiderte das Lächeln des Mädchens und sah einen Moment lang nicht viel älter aus als Sophie.
„Toll.“ Sophie marschierte zur Tür. „Tschüss.“ Und schon war sie verschwunden.
Gabe betrachtete Chastity. „Meine Freunde nennen mich Chass?“ Das hatte sie zu seiner Mutter gesagt. Und da hatte er sich überhaupt nicht vorstellen können, dass jemand die elegante und weltgewandte Chastity mit so einem Spitznamen anreden könnte. Jetzt wusste er es besser.
Eine Sekunde lang lächelte sie verschmitzt, bevor sie meinte: „Danke, dass du sie abgelenkt hast.“
Gabe zuckte mit den Schultern, während er sie noch immer eingehend musterte. „Sie ist niedlich.“
„Und?“
„Nichts und.“
„Warum siehst du mich dann so merkwürdig an?“
„Weil du mich immer wieder überraschst, und das passiert mir nicht so oft.“
„Vielleicht
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