Kalte Schulter - heisse Kuesse
falls du das gedacht hast.“
Gabes Schweigen und sein Gesichtsausdruck verrieten, dass er genau das angenommen hatte.
Sie war es leid, ständig gegen seine Vorurteile zu kämpfen und ihm etwas vorzuspielen. „Ich hatte Hautkrebs, der entfernt werden musste.“
Sein erschrockener Gesichtsausdruck war eine kleine Genugtuung. „Das tut mir leid. Tom hat nie etwas davon erzählt.“
„Warum sollte er auch? Es ging dich nichts an.“
„Stimmt. Ich dachte nur, weil du so … perfekt bist, dass das alles nicht echt sein kann.“
„Perfekt?“ Jetzt schaute sie ihn ungläubig an. Gabe hielt sie für perfekt?
„Perfekte Frisur, wunderhübsches Gesicht, atemberaubende Figur“, meinte er geringschätzig.
„Wie schaffst du es nur, ein Kompliment wie eine Beleidigung klingen zu lassen?“
„Es war weder das eine noch das andere, sondern einfach nur eine Feststellung. Du weißt doch, dass du perfekt aussiehst.“
Ihr gutes Aussehen war sowohl Fluch als auch Segen gewesen. Chastity schaute auf ihre Füße, die im Wasser baumelten, und schwieg.
„Geht es dir jetzt gut?“, fragte er. „Keine Probleme mehr mit dem Hautkrebs?“
Sie spürte seinen Blick auf sich. „Ja, es ist alles in Ordnung. Es war kein bösartiger Krebs. Trotzdem wird vorsichtshalber ein tiefer Schnitt gemacht.“
„Ich bin froh, dass alles wieder okay ist.“ Es klang fast so, als würde er es ernst meinen.
Doch davon würde sie sich nicht beeindrucken lassen. „Ich auch.“
Er griff nach ihrer Hand und zog sie von der Narbe. Chastity erstarrte. Sie mochte es nicht, wenn jemand diese hässliche Stelle betrachtete. Vorsichtig strich er mit der Fingerspitze darüber. Hastig griff sie nach seinem Handgelenk. Noch niemand hatte diese Narbe berührt.
Er begegnete ihrem Blick, als er seine Hand fortzog. „Tut es weh?“
Sie ließ ihn los. „Nicht wirklich. Es ist eher so eine unangenehme Spannung.“
„Das tut mir leid. Wenn ich könnte, würde ich sie mit einem Kuss heilen.“
Sie bedachte ihn mit einem ungläubigen Blick, bevor sie die Hand wieder auf die Narbe legte.
Mit einer schnellen Bewegung zog Gabe ihre Hand zur Seite und beugte sich vor, um einen sengenden Kuss auf ihren Oberschenkel zu pressen.
6. KAPITEL
Gabe richtete sich auf, und Chastity starrte verblüfft auf sein Profil. Er wirkte ganz entspannt, während sie völlig schockiert war.
„Mir gefällt es“, sagte er lächelnd, während er genau merkte, wie verwirrt sie war. „Natürlich nicht deine Krankheit, aber diese Narbe ist so echt, so gar nicht perfekt. So … menschlich.“
„Das heißt, vorher war ich für dich nicht menschlich?“
„Durch deine Perfektion wirkst du sehr abweisend.“
„Vielleicht bin ich einfach nur schüchtern.“ Er würde ihr nicht glauben, aber letztlich war es die Wahrheit. Sie brauchte immer sehr lange, um Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen. Nicht weil sie es nicht versuchte, sie war einfach so.
Gabe lachte. „Okay. Aber was ist zum Beispiel mit deinen Haaren? Bist du eine echte Blondine?“
Es wurde Zeit, dem Ganzen ein Ende zu setzen, bevor er sie um den Finger wickelte, sie zum Lachen brachte und sie vergessen ließ, wer sie war, und, noch viel wichtiger, mit wem sie es hier zu tun hatte. „Das wirst du wohl nie erfahren.“
Den Blick, mit dem sie ihn bedachte, hatte sie vor Jahren vor dem Spiegel geübt. Damals, als sie beschlossen hatte, sich zu verändern, nicht länger ängstlich und schüchtern zu sein, und sich vor allem nicht mehr so leicht einschüchtern zu lassen. Es war ein absichtlich eisiger Ausdruck, der die meisten Männer abschreckte. Bei Gabe wirkte er nicht. Der Anflug eines Lächelns erschien auf seinen Lippen, während er sie unverwandt anschaute, und auf einmal knisterte es wieder zwischen ihnen. „Ist das eine Herausforderung?“, fragte er amüsiert, und Chastity rieselte ein kleiner, köstlicher Schauer über den Rücken.
„Nur eine Feststellung.“ Sie versuchte es noch einmal mit dem eisigen Blick, doch angesichts der offenkundigen Bewunderung war der wohl vergeudet. Sie hatte vergessen, wie gern Gabe sich einer Herausforderung stellte.
Kurz entschlossen stieß sie sich mit den Händen ab, glitt ins Wasser und schwamm los. Diesmal jedoch etwas langsamer, damit sie sich umschauen und die Aussicht genießen konnte.
Sie war erst wenige Züge weit gekommen, als Gabe neben ihr auftauchte. „Der Chefkoch ist übrigens schon hier“, sagte er, und Chastity war froh, dass er das Thema
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