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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Arbeit, die vertraulich bleiben müssen. Wir wissen, dass wir auf die Verschwiegenheit des anderen zählen können. Außerdem redet er ohnehin nicht viel.«
    Marie prustete los und drehte sich im Stuhl zu Cam um. »Du erinnerst dich doch an deine Begegnung mit Joe, oder? Abends, am Tag der offenen Tür? Ich glaube, er hat in den drei
Stunden bloß ein Wort gesagt – nämlich ›Angenehm‹, als Marybeth uns miteinander bekannt machte.«
    »Na wenn das so ist«, meinte Cam und klatschte in die Hände, als wollte er den Schatten des Zweifels vertreiben, der sich ins Zimmer geschlichen hatte.
    Marybeth sah rasch auf die Uhr.
    »Ach du meine Güte. Ich muss los. Die Schule ist schon vorbei.«
    Marie sagte: »Lass Lucy doch mit Jessica zu uns kommen. Hailey Bond kommt ohnehin schon. Die drei haben viel Spaß zusammen.«
    »Aber …«
    »Keine Sorge. Ich bringe Lucy später vorbei. Zwischen fünf und halb sechs, ja?«
    Marybeth nickte und überließ die beiden ihrer aufgekratzten Laune.
    Sie verließ das Büro und zog sich die Jacke an. Im Empfangsbereich saß ein groß gewachsener Mann Mitte sechzig und blätterte in einer Illustrierten vom Stapel auf dem Beistelltisch. Er trug eine Metallbrille mit runden Gläsern.
    »Verzeihung«, sagte sie, »kann ich helfen?« Marie arbeitete am Empfang und hielt den Bürobetrieb am Laufen, war aber einige Zeit nicht greifbar gewesen.
    Der Mann sah auf. Er trug schwere Stiefel, verwaschene Jeans und ein khakifarbenes Arbeitshemd. Auf seinem Schoß lag eine dicke Akte, und er hatte eine erfahrene, freundliche Art.
    »Ich bin hier, um Mr. Logue zu sprechen, aber keine Sorge  – ich habe keinen Termin.«
    Marie hatte die Unterhaltung mitgekriegt und kam aus dem Büro.
    »Ich werde ihm sagen, dass Sie hier sind«, erklärte sie. Die
platzt ja vor Freude, dachte Marybeth – und dazu hat sie schließlich allen Grund.

    Als Marybeth kam, warteten Lucy Pickett und Jessica Logue mit Sheridan bereits. Bis auf einige Schüler auf den Schaukeln war der Spielplatz auf dem Schulgelände leer. Marybeth hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie zu spät gekommen war.
    Sie hielt mit dem Minivan am Bordstein, und die drei Mädchen drängten herein. Lucy und Jessica warfen den Rucksack auf den Boden und legten sofort los, Marybeth von ihrem Tag zu erzählen, während Sheridan es sich auf der Rückbank bequem machte und die Augen verdrehte. Lucy und Jessica waren auf eine Weise unzertrennlich, wie Sheridan es selbst noch nie mit einer Freundin gewesen war. Die beiden liebten es, sich herauszuputzen, sich gegenseitig die Haare zu frisieren, miteinander zu telefonieren und zusammen zu spielen. Sie sahen sich sogar ähnlich – mindestens so sehr, wie Lucy und Sheridan das als Schwestern taten.
    »Jessica, deine Mutter hat vorgeschlagen, dass du und Lucy euch heute Nachmittag nicht bei uns, sondern bei euch trefft«, sagte Marybeth und bog auf die Straße. »Sie bringt Lucy später zu uns.«
    »Hoffentlich dauert es nicht zu lange, die beiden abzusetzen«, warf Sheridan von hinten ein. »Ich hab gleich Falknerstunde.«
    Marybeth nickte und schämte sich erneut der Verspätung. Sheridan ließ sich von Nate Romanowski, einem Einzelgänger und Freund von Joe, den Umgang mit Raubvögeln beibringen. Er lebte in einer Hütte am Ufer des Twelve Sleep River.
    »Es dauert nur einen Moment«, sagte Marybeth. »Tut mir leid, dass ich spät dran bin.«

    »In letzter Zeit bist du oft spät dran«, sagte Sheridan flüsternd und doch laut genug, damit Marybeth es hörte. Lucy und Jessica verstummten sofort und warteten auf die erhoffte Auseinandersetzung.
    »Bitte nicht in diesem Ton«, sagte Marybeth ungerührt und tauschte im Rückspiegel einen Blick mit ihrer älteren Tochter. »Wir können das später besprechen.«
    Sheridan schlug die Augen nieder und zuckte die Achseln. Marybeth bemerkte, dass Lucy und Jessica aneinandergekuschelt auf Tauchstation gegangen waren und sich alle Mühe geben mussten, um nicht loszukichern.

    Das Heim der Logues war einer von Saddlestrings verblassenden Schätzen: ein klassischer viktorianischer Bau, der mit einigen weiteren Anwesen in den 1890ern von einem Rinderbaron am Stadtrand und nah am Fluss errichtet worden war. Das verblichene Haus war hinter den mächtigen Pappeln verborgen, die ringsum aufragten. Der alte, prächtige Bau war von einem mit Holz umzäunten Garten umgeben und von einigen Nebengebäuden, darunter eine Remise. Das gesamte Anwesen war fünfzehn Jahre lang

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