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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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Herde nach Montana gebracht, wo es mehr zu fressen gibt. Diesen Herbst hat die Dürre uns dazu gezwungen. Wir wussten, dass versprengte Rinder im Wald unterwegs sind, und Juan hat sie gesucht, um sie auf unseren Hof zu treiben.«
    »Haben Sie etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört?«
    Hawkins verzog kurz die Miene. Joe wartete. Der Rancher war offensichtlich ein wenig verlegen.
    »Es ist albern«, erwiderte er. »Juan hat mir vor ein paar Tagen
gesagt, ihm wird schwindlig, wenn er in diese Gegend reitet – wegen der Höhe oder so. Ich hielt das für Faulheit. Es ist einfacher, Kühe in offenem, ebenem Gelände zu suchen als an Waldhängen. Also dachte ich, er spekuliert auf leichtere Arbeit.«
    Joe sagte nicht, dass ihm diese Benommenheit bekannt vorkam.
    »Schwindlig?«, fragte McLanahan. »Inwiefern?«
    »Keine Ahnung.« Hawkins verdrehte die Augen. »Der beklagt sich laufend über dies und das.«
    »Und sonst?«, wollte Joe wissen. »Vielleicht vor ein paar Wochen?«
    Der Rancher schüttelte den Kopf. »Wir haben unser Vieh nach Montana gebracht und waren nicht mal hier.«
    »Haben Sie je derart zugerichtete Rinder gesehen?«, fragte Joe.
    »Nein.«Hawkins bekam große Augen. »Ich hab mal beobachtet, wie ein Dachs ein Loch in eine tote Kuh gefressen hat, aber so was wie hier? Nie.«
    »Und Ihre Nachbarn? Haben die sich bei Ihnen wegen vermisster Rinder gemeldet?«
    Hawkins rieb sich das Stoppelkinn und wies mit der Hutkrempe nordwärts. »Dort lebt Bud Longbrake, aber seit einiger Zeit hab ich nichts von ihm gehört. Wir teilen uns das Wasser einiger Bäche, und manchmal geraten unsere Kühe aufs Land des anderen. Aber wie gesagt, er hat nicht angerufen.«
    Die Erwähnung von Bud Longbrake versetzte Joe einen Stich. Marybeths Mutter Missy war bereits auf seine Ranch gezogen, und die Hochzeit der beiden rückte immer näher.
    Hawkins wandte den Kopf nach Süden. »In diese Richtung liegt die Timberline Ranch.« Er begann zu grinsen. »Kennen Sie die Schwestern Overstreet?«

    Drei Meter entfernt schnaubte McLanahan auf und schüttelte den Kopf.
    »Von denen hab ich gehört.«
    »Wenn sie sich nicht gerade gegenseitig die Augen auskratzen oder einander verklagen, werfen sie mir oder irgendwelchen Viehdieben vor, sich ihre Kühe unter den Nagel zu reißen«, brummte Hawkins. »Der Sheriff war im Lauf der Jahre zehnmal hier, weil eine der verrückten Overstreetbräute bei ihm angerufen und behauptet hat, ihnen würden Rinder fehlen.«
    »Mindestens zehnmal«, seufzte Barnum. »Gefunden hab ich nie was, und die Schwestern haben nie Belege dafür gebracht, dass ihnen Tiere fehlen.«
    Die Timberline Ranch steht zum Verkauf, überlegte Joe – das ist kein Wunder, wenn sie dort nicht mal wissen, wie viele Tiere sie besitzen.
    »Alles, was die Schwestern sagen, ist also sehr … unglaubwürdig«, schloss Hawkins.
    »Wenn jemand hier eine fliegende Untertasse gesehen hat, dann die beiden«, sagte McLanahan. »Das garantiere ich Ihnen.«
    »Maul halten, Kyle, bitte«, knurrte Barnum.
    Während Joe der Unterhaltung lauschte, fiel ihm eine weitere Frage ein. »Gab es vor dem Eintreffen des Sheriffs hier oben irgendwelche Reifenspuren?«
    »Ich hab keine gesehen.«
    »Was soll das heißen? Dass wir am Tatort Spuren zerstört haben?«, fragte Barnum.
    »Das hab ich nicht gesagt.«
    Sogar McLanahan sah Barnum kurz über die Schulter an.
    »Das möchte ich Ihnen auch nicht geraten haben«, murrte der Sheriff. »Das ist meine Untersuchung, und niemand hat Sie angefordert.«

    »Die Wunden ähneln denen meines Elchs«, sagte Joe. »Vermutlich hängen die Fälle zusammen. Und wieder hat sich kein Aasfresser über die Tiere hergemacht, obwohl das Fleisch zwei Wochen rumgelegen hat.«
    »Das macht mir Sorgen.« Hawkins schüttelte den Kopf. »Etwas stimmt nicht. Es hätte Anzeichen dafür geben müssen, dass die Kühe hier liegen. Über solche Kadaver machen sich die Vögel doch in Schwärmen her. Von denen hier ist aber keins auch nur angefressen.«
    Don Hawkins hatte im Frühjahr mehrmals bei Joe wegen Pumas angerufen, die einige seiner Kälber gerissen hatten. Joe hatte nach den Raubkatzen gesucht, sie aber nicht gefunden. Als keine Anrufe mehr kamen, war er davon ausgegangen, dass Hawkins sie entdeckt hatte. Die Ranch blieb jedoch ein erstklassiges Revier für Pumas, Kojoten und Schwarzbären.
    »Wie bei meinem Elch«, nickte Joe. »Kein Tier will das Fleisch fressen. Da fragt man sich, warum.«
    »Wissen Sie was?« Barnum

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