Kalte Spuren (German Edition)
sie eine ärmellose Variante des Lackanzugs mit Schulterträgern und einem tiefen Ausschnitt. Gwen bezweifelte, dass die Mädels einen Modewettbewerb gewinnen wollten, sondern vermutete eher, dass die Kleidung einem bestimmten Zweck diente. Der Verbund der Generäle erforschte ebenfalls synthetisches Material, das in Kampfkombinationen des Militärs Verwendung finden sollte.
»Machst du uns Schwierigkeiten, Schätzchen?«, fragte Inga.
»Lassen Sie mich frei und Sie werden nie wieder etwas von mir hören«, sagte Gwen, auch wenn sich die Worte selbst in ihren Ohren schal anhörten.
Inga schüttelte den Kopf. »Du verstehst sicherlich, dass ich das nicht glauben kann. Du weißt zu viel über uns und kannst uns gefährlich werden. Als Geisel im Austausch für Hannigan taugst du nichts mehr, aber vielleicht gibt es noch einiges über die Organisation zu erfahren, für die du arbeitest.«
»Gearbeitet habe«, verbesserte Gwendolyn. »Mein Arbeitgeber ist tot. Verraten von seinen Kollegen. Ich arbeite jetzt mit Hannigan zusammen.«
»Du hast mit ihr zusammengearbeitet«, korrigierte Inga und lächelte in Anspielung auf die passende Erwiderung Gwendolyns bezüglich ihres Arbeitgebers.
»Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher.«
Inga zog eine Braue hoch. »Du glaubst, deine Freundin würde das überleben? Die Bullen haben sie und so, wie es aussieht, ist mindestens einer der Hazarder bei ihr.«
Gwen ließ sich ihren Schrecken nicht anmerken. In Gedanken ging sie das durch, was sie in Lynchburg erfahren hatte. Es kamen nur zwei der aktiven Hazarder infrage. Entweder Simmons oder Callahan. Beide hatten sich kürzlich erst in Washington befunden. Von der Hauptstadt bis nach Charlottesville war es ein Katzensprung.
Simmons war für die Operation Renegade eingeplant, dachte Gwen. Also werden sie Callahan geschickt haben. Der dürfte aber beim Shift-P-Status nicht viel weiter sein als Eileen. Wenn Simmons ihn erst heute aktiviert hat, wird er sich das Serum nicht vorher gespritzt haben.
Sie lächelte Inga an, antwortete aber nicht.
»Wir nehmen Sie mit«, entschied die Blonde. »Soll Jae entscheiden, was aus ihr wird.«
»Solange er sie nicht im Team haben will«, murmelte Amandine, kam auf Gwen zu und packte sie unsanft an der Schulter. Sie löste die Handschellen. Ehe Gwen jedoch eine Möglichkeit hatte, diesen Vorteil zu nutzen, band ihr die andere Frau mit Metallfesseln die Hände auf dem Rücken zusammen.
»Gehen wir«, sagte Inga und warf sich einen langen Ledermantel über. »Ein Flieger wartet auf uns.«
Amandine stieß Gwen vorwärts. Sie gingen durch ein schmales Treppenhaus nach oben und kamen auf der Rückseite eines baufälligen Lagerhauses heraus. Dort stand der Van, in den Amandine Gwen bugsierte.
Ehe sich die Türen des Fahrzeugs vor ihrer Nase schlossen, erhaschte Gwendolyn Stylez noch einen Blick auf die Abendlichter der Innenstadt. Sie hoffte, dass Eileen irgendwo da draußen war und den Cops und Callahan ein Schnippchen schlagen konnte.
Hol mich hier raus!
Die Schiebetür fiel ins Schloss. Inga klemmte sich hinter das Steuer. Amandine nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Nur eine Sekunde darauf erwachte der Motor mit einem tiefen Knurren zum Leben. Der Van ruckte an. Gwen lehnte sich mit dem Kopf an die Wand des Fahrzeugs, schloss die Augen und tat dann etwas, das sie noch nie zuvor in ihrem Leben getan hatte.
Sie betete.
21:04 Uhr
Langsam erwachte Eileen aus der Bewusstlosigkeit. Vereinzelt blitzten Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Die Reste von Träumen, die sie plagten. Sie sah Gwendolyn Stylez an ein Gleis gefesselt, während ein tonnenschwerer Zug auf sie zufuhr. Eileen stand daneben und schwenkte eine Fahne, als wollte sie den Zugführer dadurch zum Bremsen bewegen. Widersinnig sprang sie dann auf die Schienen und rannte dem Koloss entgegen. Doch bevor sie ihn stoppen konnte, schrak sie bei einem kleinen Klickgeräusch zusammen.
Ihre Lider flatterten. Undeutlich nahm sie die Umgebung wahr. Direkt vor ihr stand ein Schreibtisch. Darauf sah sie eine dunkelbraune Unterlage, eine Tischlampe, mehrere Stapel mit Aktendeckeln sowie ein Mobiltelefon und einen Laptop. Eileens Blick wanderte höher. Hinter dem Tisch saß ein großer, breiter Mann mit kahlem Kopf. Sein Alter war schwer zu schätzen. Vielleicht Mitte fünfzig, vielleicht auch schon weit jenseits der sechzig.
In seinem Mundwinkel steckte eine Zigarre, die er sich gerade erst angezündet haben musste. Das
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