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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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sollte, doch sie hörte Sirenengeheul aus der Richtung. Die Polizei sperrte bereits die Zufahrt ab und würde jeden Moment mit ihren Streifenwagen die Straße herunterjagen. Eileen bremste ab, fuhr rechts in die Poorhouse und nahm sofort die Kurve nach links. Die Straße führte knapp zweihundert Meter parallel zu den Bahngleisen, dann bog sie rechts ab und beschrieb anschließend wieder eine lange Linkskurve. Dort befand sich der Bachlauf. Eileen atmete tief durch. Sie trat das Gaspedal bis zum Anschlag. Der Sebring schnellte über den Straßenrand, segelte zwei, drei Meter durch die Luft und klatschte in den engen Bach. Wasser spritzte zu beiden Seiten. Die Reifen drehten durch, und der Wagen schlitterte durch Laub und Wasser, bis er vielleicht nach fünfzig, sechzig Metern zum Stillstand kam.
    Eileen stieß die Tür auf, griff nach der Pistole und stürmte aus dem Auto. Sie lief am Bach entlang. Das Licht der Scheinwerfer begleitete sie eine Weile und leuchtete ihr den Weg. Als nur noch ein paar funkelnde Augen in der Dunkelheit zu sehen waren, verringerte Eileen ihr Tempo. Zweimal trat sie daneben und ins Wasser. Sie eilte einen Abhang hinauf und kam aus dem Wald an die Gleise heran.
    »Eine Minute«, sagte Inga aus dem Telefon.
    Eileen bereitete sich vor. »Ich hänge jetzt ein und rufe Sie an, sobald ich im Zug bin.«
    »In Ordnung. Viel Glück, Hannigan.«
    Du mich auch! Eileen unterbrach die Verbindung und ließ das Blackberry in ihrer Jacke verschwinden.
    Sie blickte auf die Uhr.
    46 Sekunden.
    Dann begann sie in Gedanken zu zählen und duckte sich leicht, um im richtigen Winkel zwischen zwei Waggons aufspringen zu können. Sie hoffte, dass sie das Tempo des Zuges erreichte und sich irgendwo festhalten konnte.
    39 Sekunden.
    Das Wummern der Hubschrauber wurde unerträglich laut. Ein Helikopter schoss über den Waldrand über ihrem Kopf hinweg. Ein Suchscheinwerfer tauchte die Abenddämmerung in ein grelles Weiß und tanzte systematisch über den Boden, erfasste die Gleise und fuhr dicht an Eileen vorbei. Er würde bald zurückkehren.
    27 Sekunden.
    Eileen blickte über die Schulter zurück in die Richtung, aus der der Zug kommen musste.
    Das Sirenengeheul der Streifenwagen schwoll an. Eileen hörte brechende Zweige und knackende Äste. Eine Suchmannschaft der Polizei war bereits in den Wald eingedrungen und folgte ihrer Spur.
    23 Sekunden.
    Auch von der anderen Seite waren Geräusche zu hören. Eileen spähte in die Dunkelheit. Jenseits der Bahngleise lag eine kleine Baumformation, dahinter konnte sie im Licht des Suchscheinwerfers eine kleine Straße erkennen, die parallel zu dem Highway führte. Ein Forstweg.
    14 Sekunden.
    Eileen holte tief Luft und spannte ihren Körper an.
    »Dort vorn!«, rief jemand.
    »Hier ist eine Spur.«
    Mist, verdammt!
    12 Sekunden.
    Der Zug musste jeden Moment um die Ecke fahren, wenn er pünktlich war. Der Lichtkegel des Suchscheinwerfers kam zurück und plötzlich befand sich Eileen in einer Flut aus stechendem, blendendem Weiß.
    8 Sekunden.
    Ein Sog erfasste sie. Die Rotorblätter entfachten über ihr einen Orkan. Sie duckte sich tiefer.
    3 Sekunden.
    »Da ist sie!«
    Das wird eng. Eileen hätte den Zug jetzt sehen müssen. Komm schon!
    1 Sekunde.
    Es knackte über ihr. Dann erklang eine leicht verzerrte Stimme hallend aus dem Bordlautsprecher des Hubschraubers.
    Die Zeit war um. Der Zug war überfällig.
    »Miss Richardson. Werfen Sie die Waffe weg und heben Sie die Hände hoch.«
    Eileen blickte panisch um sich. Auf der anderen Seite brachen drei Polizisten aus dem Unterholz. Sie leuchteten mit Taschenlampen und zielten mit ihren Pistolen auf sie.
    »Stehen bleiben! Keine Bewegung!«
    Eileen sah nach Süden.
    Der Zug kam nicht.
    »Leisten Sie keinen Widerstand!«, tönte es aus dem Lautsprecher des Helikopters. Der Wald hinter ihr war vom Wechselspiel blau und rot leuchtender Farben erfüllt. Mehr Cops traten an die Gleise heran. Im Nu waren es ein Dutzend.
    Das Blackberry klingelte.
    Jetzt brauchst du mir auch nicht mehr zu sagen, dass der Zug bereits von den Cops gestoppt wurde, Süße, dachte Eileen. Sie ließ das Telefon klingeln, warf die Beretta zwischen die Gleise und hob die Hände hinter den Kopf. Kaum ein Augenzwinkern später ergriff man ihre Handgelenke. Jemand riss ihr die Arme auf den Rücken, verdrehte sie brutal und ließ die Schellen zuschnappen. Die Cops hatten sie umstellt. Callahan war auf alles vorbereitet gewesen, als er sie aus dem Polizeirevier in

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