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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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sich selbst, und dann fang endlich ein neues Leben an. Ein neues Leben ohne Alpträume.
    »Was ist?«, meldete sich Rauhs Stimme. »Sollen wir runtersteigen?«
    Jan schreckte aus seinen Gedanken auf. Er sah Rauh an. »Sie zuerst.«
    Rauh zuckte mit den Schultern und zog die Lampe aus seiner Jackentasche. »Wie Sie wollen.«
    Zögerlich trat er an den Rand und leuchtete in die Öffnung. Die Metallleiter führte etwa zwei bis drei Meter
in die Tiefe. An ihrem Ende war Betonboden zu erkennen.
    »Den Mutigen gehört die Welt«, sagte Rauh und fuhr sich durchs Haar. Dann stieg er vorsichtig die Leiter hinunter. Unten angekommen, sah er zu Jan hoch. »Ist stabil. Kommen Sie!«
    Jan atmete tief durch, dann kletterte er ebenfalls in die Öffnung. Mit jeder Sprosse, die er nach unten stieg, nahm der Geruch nach kaltem Beton und Rost zu.
    Als er in dem engen Gang neben Rauh angekommen war und zwischen den grauen Wänden zur Luke hinaufsah, hatte er den Eindruck, als sei die Oberwelt für ihn unerreichbar geworden. Hier im Dunkeln sahen die kahlen Bäume und der bleigraue Himmel außerhalb der Luke wie Bilder aus einer anderen Welt aus. Es war, als sehe Jan aus einem Grab heraus, kurz bevor der Totengräber zur Schaufel griff, um es mit Erde zu füllen.
    »Verdammt eng«, sagte Rauh, dem es nicht anders zu gehen schien. »Wie mag das erst für diese Soldaten gewesen sein? Wir könnten jederzeit wieder zurück, wenn wir es hier nicht aushalten. Aber wenn ich mir vorstelle, dass da oben geschossen wird und Bomben fallen …« Er hielt inne und räusperte sich nervös.
    »Sind Sie klaustrophobisch?«
    »Eigentlich nicht.« Rauh machte eine entschuldigende Geste. »Man entdeckt eben immer wieder neue Seiten an sich.«
    »Sollen wir zurückgehen?«
    »Nein, nein.« Rauh winkte ab. »Wird schon gehen. Außerdem bin ich viel zu neugierig.«
    Er ging voran und ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über die grauen Betonwände mit den scharfkantigen Rillen gleiten. Der Gang war gerade breit genug,
dass zwei Männer nebeneinander gehen konnten. Jan musste an seine Zeit beim Wehrdienst denken. Dies war ein sogenannter Splitterschutz, der den Zweck hatte, den eigentlichen Bunkereingang zu schützen. Selbst wenn man die Luke aufsprengte, war die eigentliche Eingangstür, die sich etwa sechs Meter weiter befand, wo der Gang rechtwinklig abbog, vor der Druckwelle der Explosion geschützt.
    »Willkommen in der dunklen Vergangenheit«, murmelte Rauh und beleuchtete die dicke Stahltür. An der Wand daneben prangte in schwarzen Frakturlettern der Schriftzug
    ACHTUNG!
RAUCHEN UND OFFENES FEUER VERBOTEN!
    Darunter war der Reichsadler mit dem Hakenkreuz zu erkennen. Die Tür hatte weder eine Klinke noch sonst einen Öffnungsmechanismus. Sie war nicht mehr als eine glatte Stahlplatte, auf der sich im Lauf der Jahrzehnte eine gleichmäßige Rostschicht gebildet hatte. Auf der linken Seite erkannte Jan die Schlaufe eines ausgefransten Stricks, die zwischen Tür und Rahmen klemmte.
    »So muss Alfred sie von außen zubekommen haben«, sagte er und stemmte sich gegen das Türblatt.
    Mit rostigem Kreischen schwang die Tür nach innen auf. Dahinter lauerte Dunkelheit.
    »Hier ist ihm wohl das Schmierfett ausgegangen«, sagte Rauh und schob sich an Jan vorbei. Er ging mit der Lampe voran.
    Sie betraten einen weiteren Gang, der allerdings um einiges breiter war. Gleich neben der Eingangstür führte ein kurzer Gang nach rechts und endete nach wenigen
Schritten in einem kleinen Raum. Der Raum war kaum größer als eine Besenkammer. Den meisten Platz nahm ein alter Stromgenerator ein. Der Boden war verdreckt mit Rattenkot, trockenem Laub und fauligen Papierfetzen. In einer Ecke lagen zwei Flaschen mit verrosteten Bügelverschlüssen.
    »Fahlenberger Schlossquellbier«, las Rauh. »Die sind uralt. Müssen mittlerweile Sammlerwert haben.«
    Jan starrte auf die beiden Flaschen. Das flaue Gefühl im Magen nahm wieder zu. Er schloss die Augen und musste sich gegen die Wand lehnen.
    Rauh sah ihn besorgt an. »Alles in Ordnung?«
    »Ich musste nur gerade an Rudi Marenburg denken. Ich hoffe, er kommt durch.«
    Rauh schwenkte den Lichtstrahl auf die beiden Flaschen, dann wieder zu Jan. Er räusperte sich. »Hören Sie, Jan, ich muss Ihnen etwas gestehen.«
    »Und das wäre?«
    »Ich war gestern Morgen tatsächlich bei Marenburg. Kurz bevor er angegriffen wurde.«
    Jan verengte die Augen zu Schlitzen. »Sie waren bei ihm? Warum?«
    »Marenburg hat immer wieder versucht,

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