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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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gemerkt, dass Rauh neben ihn getreten war.
    »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken. Also, ich habe nebenan nachgesehen. Da sind nur ein weiteres Mannschaftsquartier und eine Art Aufenthaltsraum. Die Tür am Ende des Ganges ist verschlossen.«
    Erstaunt sah Jan auf den Gang hinaus. »Verschlossen?«
    »Ja, wundert mich auch. Hängt ein dickes Vorhängeschloss dran. Ziemlich groß und sicherlich noch nicht so alt wie dieses Loch hier.«
    »Warum sollte man hier einen Raum abschließen?«
    »Keine Ahnung.« Rauh zuckte die Schultern. »Im Mannschaftsraum nebenan liegt zwar altes Werkzeug herum, aber nichts, womit wir das Schloss aufbekommen könnten.«
    Rauh klang nun ganz nach dem Mann der Tat. Er war wie verändert. Es schien ihn nicht einmal zu stören, dass er seine teuren Markenkleider nach diesem Ausflug in den Müll werfen musste. Seine für viel Geld manikürten Hände sahen aus wie die Pranken eines Handwerkers.
Wenn er Jan hinters Licht hätte führen wollen, hätte er gewiss alles darangesetzt, die Fassade des Dandys penibel aufrechtzuerhalten. Und dennoch spürte Jan, dass sich über dieser Erkenntnis keine Erleichterung einstellen wollte.
    »Alles in Ordnung?«, wollte Rauh wissen. »Sie sind ganz blass.«
    »Geht schon«, winkte Jan ab. »Muss wohl die Luft hier unten sein.«
    Rauh nickte. »Äußerst trocken. Dabei hätte ich hier eher Feuchtigkeit erwartet. Selbst das Klo im Mannschaftsraum ist ausgetrocknet.« Er wies in die Richtung des Raums. »Ich weiß jetzt übrigens, warum Alfred geglaubt hat, Hitler spreche zu ihm aus dem Spülkasten.«
    »Ach ja?«
    »Irgendein Spaßvogel hat das gerahmte Führerbild über die Kloschüssel gehängt.«
    Jan erwiderte Rauhs Grinsen. »Ein guter Ort.«
    »Eines ist allerdings seltsam. Dieses Schloss da vorn an der Tür … Da muss zuvor ein anderes gehangen haben. Sieht so aus, als hätte man es aufgestemmt und später durch ein neues ersetzt.«
    Ein Knall ließ sie zusammenfahren. Erschrocken sahen sie auf den Gang.
    »Was war das?«, flüsterte Rauh.
    »Ein Schuss?«
    »Hörte sich ganz so an.« Rauh zog seine Taschenlampe aus der Jacke, wog sie in der Hand, als wollte er ihre Schlagkraft überprüfen, trat vorsichtig zur Tür und spähte hinaus.
    »Und?«, flüsterte Jan und schalt sich insgeheim einen Narren, weil es keinen Grund mehr gab, zu flüstern. Wer
immer sich auch nebenan befand, musste sie längst gehört haben.
    »Nichts.« Rauh schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Gang abzuwenden. Dann ging er hinaus.
    Jan folgte ihm. Die Tür des Nebenraums stand nur einen Spaltbreit offen. Jan und Rauh positionierten sich zu beiden Seiten und wechselten einen zweifelnden Blick. Falls dies wirklich ein Schuss gewesen war, hatten sie dem Gegner nicht mehr als eine Taschenlampe entgegenzusetzen.
    »Kommen Sie heraus!«, rief Jan.
    Rauh fasste die erhobene Lampe noch fester.
    Stille.
    »Kommen Sie, wir wissen, dass Sie da drin sind.«
    Nichts.
    Wieder sahen sich die beiden an. Rauh deutete auf die Türklinke. Jan nickte.
    Im selben Moment begann das Licht auf dem Gang zu flackern. Jan schickte ein Stoßgebet an den Generator, er möge noch ein wenig durchhalten. Wenigstens so lange, bis sie wussten, wer außer ihnen noch hier unten war.
    Sein Gebet schien erhört zu werden. Das Flackern ließ nach. Jan packte den Griff und riss die Tür auf.
    Da war nur der dunkle Raum, sonst nichts. Rauh knipste die Taschenlampe an und suchte damit das Innere ab. Dann fing er an zu lachen. Jan trat neben ihn, und als er sah, was Rauh so belustigte, musste auch er lachen.
    Rauh schüttelte den Kopf und grinste. »Da platzt eine alte Glühbirne, und wir machen uns vor Angst fast in die Hosen.«
    »Psychiater sind einfach keine Helden.«

    »Nein, nicht so wirklich«, sagte Rauh und leuchtete den Raum ab.
    »Ich glaube es ja nicht«, staunte Jan und ging zu den Stapeln mit Konservendosen, die alle drei Wände des Raumes verdeckten. »Hier hatte Wagner also seinen Vorrat.«
    »Das müssen Tausende sein«, sagte Rauh. Er nahm eine der Dosen vom Stapel und beleuchtete den Deckel, auf dem das Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt war. »März 1989. Nicht gerade frisch, was?«
    Jan ging zurück auf den Gang und beobachtete den staunenden Rauh, der inmitten des Lagerraums stand und sich umsah wie ein Inventurhelfer in einem mittelgroßen Supermarkt.
    »Alles fein säuberlich gestapelt«, sagte Rauh und leuchtete die Dosenwand ab. »Jedes Etikett zeigt nach vorn.«
    Jan erkannte

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