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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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versuchte Rebecca zu erklären, als sich Carla mit einer einzigen schnellen Bewegung aus ihrem Griff befreite und ihr die Hand auf den Mund legte.
    »Polizei holen«, keuchte sie. »Gefahr!«

62
    Es war ein Gefühl wie das Auftauchen aus eisig schwarzem Wasser. Als er aus der Bewusstlosigkeit erwachte, fand sich Jan bäuchlings liegend auf staubigem Betonboden wieder. Er hatte grauenvolle Kopfschmerzen, und je klarer sein Verstand wurde, desto schlimmer wurden sie.
    Ihm war übel. Seine rechte Wange fühlte sich von der Kälte des Bodens taub an, aber er war noch zu benommen, um den Kopf zu heben. Blinzelnd kämpfte er gegen die Versuchung an, die schweren Lider wieder zu schließen und abermals ohnmächtig zu werden. Er bemühte sich, den Blick auf einen Punkt zu fokussieren, aber es wollte ihm nicht gelingen. Er sah doppelt, als wäre er sturzbetrunken.
    Doch trotz dieser Sehstörung, die Jan als die Folgen einer Gehirnerschütterung diagnostizierte, erkannte er, dass er sich nicht mehr in dem Lagerraum mit den Konserven befand. Dieser Raum war weitaus größer, hell erleuchtet und von einem penetranten Geruch nach Öl und Metall erfüllt.
    Olivfarbene Metallkisten stapelten sich an den Wänden. Sie waren staubig und voller Spinnweben. Zwar konnte Jan die weißen Siebdrucke auf den Vorderseiten nur undeutlich erkennen, aber er war sich dennoch sicher, dass es sich um Hakenkreuze handelte.
    Munitionskisten!
    Nun verstand er, wo er sich befand und weswegen dieser Raum durch ein großes Vorhängeschloss gesichert worden war.
    Ein Munitionsdepot. Deshalb wurde dieser Bunker so gut gegen Feuchtigkeit geschützt.

    Er winkelte die Arme an, durch die ganze Ameisenheere zu laufen schienen, und versuchte, sich hochzustemmen. Nach zwei erfolglosen Anläufen gelang es ihm schließlich. Er setzte sich auf und lehnte sich gegen einen der Kistenstapel.
    Er zitterte am ganzen Leib, die Schmerzen in seinem Kopf hämmerten wie wild gegen seine Schläfen. Doch als er eine Weile so dagesessen hatte, ebbte das Hämmern allmählich ab. Die tanzenden Bilder vor seinen Augen kamen zum Stillstand.
    Noch fiel ihm das Denken schwer. Doch bald erinnerte er sich, dass er einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen hatte. Er sah an sich herab und stöhnte entsetzt auf. Seine Hände waren voller Blut, und auch die Brustseite seiner Jacke war so nass, als hätte er ein Bad in roter Farbe genommen.
    Noch während sein Herz vor Panik Kapriolen schlug, versuchte ihn sein professioneller Verstand zu beruhigen. So viel Blut konnte unmöglich von ihm allein stammen. Andernfalls hätte er längst tot sein müssen.
    Als Jan den Kopf zur Seite drehte und Norbert Rauh sah, der knapp einen Meter von ihm entfernt lag, begriff er, von wem all das Blut stammte.
    Jemand hatte Rauh die Jacke und den Pullover ausgezogen. Der halbnackte Körper des Psychiaters lag in einer gewaltigen Blutlache. Sie bildete das Ende einer langen Schleifspur, die vom Gang hierherführte.
    Rauh hatte die Arme ausgestreckt und sah aus wie ein Turmspringer, der auf den Rücken gefallen war. Als Jan den fleischigen Klumpen zwischen den Armen sah, schnürte sich ihm die Kehle zu. Dort, wo sich einst ein markantes, solariumgebräuntes Gesicht befunden hatte, war nur noch ein Unterkiefer mit einer Reihe rot verfärbter
Zähne zu sehen. Vom Rest des Kopfes waren nur Knochensplitter und Hautstücke geblieben, an denen vereinzelte Haarbüschel hingen.
    Jan kämpfte gegen den Brechreiz. Er versuchte, sich hochzustemmen, doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Zitternd versagten sie ihm den Dienst, und er sank keuchend in seine Sitzposition zurück.
    Noch während er einen zweiten Anlauf unternahm, hörte er Schritte auf dem Gang. Sie kamen auf ihn zu, doch da die Tür nur halb offen stand, konnte er niemanden erkennen.
    Verzweifelt sah er sich um, doch er fand weder eine Möglichkeit zur Flucht noch etwas, womit er sich hätte wehren können. Zwar saß er inmitten von Kisten voller Patronen und Geschützprojektile, aber was hätte er damit schon anfangen können? Schweiß rann ihm übers Gesicht, vermischte sich mit dem Blut, das teils aus seiner Platzwunde, größtenteils jedoch von Norbert Rauh stammte.
    Es gab keinen Ausweg, nun würde er dem Tod ins Gesicht sehen müssen.
    Kurz vor der Tür hielten die Schritte an. Das tiefe Seufzen eines Mannes war zu hören. Jan glaubte, die Stimme zu erkennen, doch gleichzeitig schien dies ganz unmöglich zu sein.
    Das kann nicht sein, schoss es

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