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Kalte Stille - Kalte Stille

Titel: Kalte Stille - Kalte Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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entstellte Grinsen dieser Frau breiter.
    Wart’s ab, schien dieses Grinsen zu antworten. Wart’s einfach ab. Du wirst dich wundern.
     
    Wenig später saß Jan in dem ungewöhnlichsten Therapieraum, den er je gesehen hatte. Der Fußboden war mit rotem Teppich ausgelegt, und auch die Wände waren in tiefem Rot gehalten. Ein satter Farbton, von dem etwas Besänftigendes, aber gleichzeitig Beengendes ausging.
    Die hinter Deckenblenden verborgenen Leuchtkörper verströmten warmes, weiches Licht, so dass man glauben konnte, Wände und Decke seien mit Samt bezogen. Der Raum wirkte aber nicht nur warm, er war es auch, und auch die Luftfeuchtigkeit schien höher als im übrigen Gebäude.
    Den Mittelpunkt bildete ein niedriger Tisch aus dunklem Holz, der von einer Liege, einem Lehnsessel und einem schlichten Stuhl umstellt war. Als weiteres Möbelstück stand eine kleine Kommode an der Wand. Darauf waren ein Wasserkrug, eine Thermoskanne und mehrere Tassen und Gläser in schnurgerader Linie aufgereiht. Dem dezent-fruchtigen Aroma im Raum nach zu schließen, vermutete Jan, dass die Thermoskanne Tee enthielt.
    Abgesehen von der Kommode und den beiden dunklen Holztüren waren die Wände frei. Es gab kein Fenster, keine Bilder, nur eine größere Topfpflanze neben der Eingangstür.
    Jan hatte den Sessel ausgewählt, woraufhin Rauh auf dem Stuhl Platz genommen hatte, locker und entspannt, als säße er bei sich im Wohnzimmer. Heute trug er einen beigefarbenen Designerpullover und eine Freizeithose im selben Farbton.

    »Dieser Raum«, sagte Rauh, nachdem er Jan Zeit für einen ausgiebigen Rundumblick gelassen hatte, »dieser Raum ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit. Er ist so konzipiert, dass er in uns Assoziationen mit den ersten Eindrücken unseres irdischen Daseins weckt. Der Farbton der Wände gleicht dem des Uterus, ebenso die Temperierung und auch das leise Geräusch im Hintergrund, das Sie vielleicht noch gar nicht bewusst wahrgenommen haben.«
    Er verstummte kurz und bot Jan Gelegenheit, in die vermeintliche Stille des Raumes hineinzulauschen. Tatsächlich vernahm Jan nun ein Geräusch. Hätte ihn Rauh nicht darauf hingewiesen, wäre es ihm sicherlich nicht aufgefallen. Ein rhythmisches Pochen wie von einem schlagenden Herzen.
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Das freut mich«, sagte Rauh und schlug die Beine übereinander. »Vor allem, da ein Großteil dieser Idee, wie Sie wissen werden, auf Ihren Vater zurückgeht.«
    »Trotzdem will ich Ihnen nichts vormachen«, entgegnete Jan. »Im Gegensatz zu meinem Vater stehe ich der Hypnose im Allgemeinen und solchen Suggestionen im Besonderen skeptisch gegenüber. Um es vorsichtig auszudrücken. Natürlich gibt es genügend Belege für deren Wirksamkeit, aber für mich hat das alles auch einen unangenehmen Beigeschmack.«
    Jan erwartete, der Forscher würde nun zu einer feurigen Verteidigungsrede ansetzen und ihn mit Zahlen und Fakten aus einschlägigen Publikationen konfrontieren. Doch Rauh nickte nur und lächelte verständig.
    »Sie sorgen sich um Ihren freien Willen«, sagte er gelassen. »Mein lieber Jan, damit stehen Sie nicht allein. Fast jeder, der zu mir kommt, äußert diese Angst.«

    »Nun, immerhin handelt es sich um Beeinflussung, oder nicht?«
    »In gewisser Weise ja, aber leider vermitteln uns die Medien ein völlig falsches Bild der Hypnose. Man lässt die Leute glauben, sie würden jeglicher Selbstkontrolle beraubt, sie würden womöglich das willenlose Opfer in einer Art Show. Therapeutische Hypnose hat jedoch nichts mit Show zu tun. Ich werde Sie weder dazu bringen, als gackerndes Huhn durch den Raum zu laufen, noch werde ich Ihnen geheime Befehle eintrichtern, an die Sie sich danach nicht mehr erinnern können.«
    Er beugte sich zu Jan, und sein Gesicht wurde ernst. »Das ist alles Mumpitz. Auch werde ich Ihre Trance nicht mit einem Fingerschnippen auflösen. Das wäre unter Umständen sogar gefährlich, da die Gefahr eines Kreislaufkollapses besteht. Nein, Jan, alles, was wir tun werden, ist, Ihre Barrieren zu beseitigen, damit Sie einen ungestörten Ausflug in Ihr Innerstes unternehmen können. Sie werden auf Entdeckungsreise gehen, wie ein Detektiv Ihre Vergangenheit erforschen und sie in klaren Bildern vor sich sehen. So, wie sie tatsächlich gewesen ist, nicht so, wie Sie sie erinnern . Denn Erinnerungen sind trügerisch.«
    Rauh ließ sich wieder in die Lehne zurücksinken. »Dabei werden Sie nichts tun, was Sie nicht auch im Wachzustand tun

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