Kalte Wut
nachdem sie durch den Zoll gegangen war, eine ganze Weile damit verbracht hatte, Taschenbücher zu betrachten, und sich dabei immer wieder umgesehen hatte, um sich zu vergewissern, daß ihr wirklich niemand folgte.
Butler ging ein Risiko ein. Er trat zu einem zweiten Mädchen, zeigte sein Formular vor und bat um den Ford Sierra, den er bestellt hatte. Jill hatte einen Vauxhall Cavalier gemietet.
An einem strahlenden Dezember-Nachmittag mit der von einem türkisfarbenen Himmel herabstrahlenden Sonne herrschte nur sehr wenig Verkehr. Deshalb konnte Butler seinen Ford übernehmen und am Steuer sitzen, ohne bedrängt zu werden. Er studierte eine Karte von London, das er in– und auswendig kannte.
In seinem Rückspiegel beobachtete er, wie Jill in ihren Vauxhall einstieg. Sie fuhr an ihm vorbei, und er wartete noch ein paar Sekunden, dann folgte er ihr.
Tweed, Newman und Philip diskutierten über Cleaver Hall und erörterten die Details des Angriffs. Paula saß an ihrem Schreibtisch und hörte zu. Auch die anderen saßen, nur Tweed wanderte in seinem Zimmer am Park Crescent herum.
»Ich habe inzwischen Zweifel, ob es richtig ist, einen Hubschrauber einzusetzen«, sagte Philip. »Sie hören ihn kommen, und ich meine, es sollte eine lautlose Attacke sein – jedenfalls zu Beginn.«
»Sie wollten diesen Hubschrauber für einen Angriff auf das Kommunikationszentrum benutzen, wenn sie das Dach geöffnet haben«, erinnerte ihn Newman.
»Ich weiß, aber ich habe es mir anders überlegt …«
Paula fand, daß sie ihn noch nie so befehlsgewohnt erlebt hatte.
»Ich habe daran gedacht«, fuhr er fort, »wie Kuhlmann den Angriff auf Walvis’ Lagerhaus gehandhabt hat. Er benutzte Werfer mit Brandgranaten. Von dem Gelände hinter Cleaver Hall aus könnten wir es sehen, wenn das Dach geöffnet wird, und eine Salve von Brandgranaten ins Innere abfeuern.«
»Vorausgesetzt, Sie schaffen es, auf das Grundstück zu kommen, vorausgesetzt, wir sehen vom Boden aus, ob das Dach offen ist«, wendete Newman ein.
»Sehen Sie sich diese Fotos an.«
Philip wählte mehrere große Abzüge aus der Kollektion von Fotos aus, die mit Höchstgeschwindigkeit im Keller des Hauses angefertigt worden waren. Eine Weile zuvor hatten sie sich alle zusammen im Vorführraum den Film angesehen, den der Streifenwagen aus Battersea gebracht hatte, und Philip hatte immer wieder ›Anhalten!‹ gerufen.
Von den Aufnahmen, die er ausgewählt hatte, waren Hochglanzabzüge hergestellt worden. Tweed hatte zu seiner Verwunderung festgestellt, daß der Fotograf an Bord des Hubschraubers nicht nur den Raum unter dem offenen Dach des Hauses gefilmt hatte, sondern auch das ganze große Grundstück, das es umgab. Die Fotos, die Philip jetzt ausgewählt hatte und auf Tweeds Schreibtisch ausbreitete, waren Aufnahmen von dem Grundstück.
Sie versammelten sich alle um den Schreibtisch, um sie zu betrachten. Es war Tweed, der anhand dieser Fotos die Entscheidung traf.
»Philip hat recht. Und das Team, mit dem wir anrücken werden, ist behende genug. Zwei oder drei von ihnen könnten mit Werfern auf dem Rücken auf diese hohen Bäume an der Rückseite des Grundstücks klettern. Von dort aus hätten sie einen ungehinderten Blick in das offene Dach.«
»Das stimmt«, gab Newman zu. »Und ich halte Philips Idee, zuerst lautlos anzurücken, für vernünftig.«
Das Telefon läutete, und Monica, die sich zu ihnen gesellt hatte, eilte zu ihrem Schreibtisch.
»Butler ist eingetroffen«, teilte sie Tweed mit. »So schnell? Er soll heraufkommen …«
»Sie werden es nicht glauben«, waren Butlers erste Worte. »Sie werden es einfach nicht glauben.«
»Lassen Sie’s darauf ankommen«, sagte Tweed.
»Wie Sie angeordnet hatten, habe ich mich in Heathrow an Jill Seiborne gehängt. Sie weiß nicht, daß ich sie beschattet habe.
Aber sie hat sich ständig nach einem Verfolger umgesehen. Sie hat sich eine Weile in der Cafeteria aufgehalten und dann einen roten Vauxhall Cavalier gemietet. Ich hatte mir schon vorher einen Ford Sierra beschafft, der draußen vor der Tür steht.«
»Vor der Tür?« rief Tweed. »Soll das heißen, daß Sie sie verloren haben?«
»Haben Sie ein bißchen mehr Zutrauen zu Harry«, riet Paula.
»Danke, Paula«, sagte Butler. »Ich bin ihr also gefolgt, als sie den Flughafen verließ. Sie werden niemals erraten, wohin sie gefahren ist.«
»Ich hasse Ratespiele«, fuhr Tweed ihn an.
»Sie sitzt in diesem Moment am Steuer ihres Cavalier, gleich um die
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