Kalte Wut
gefunden?«
»Nein, bisher nicht. Ich weiß, daß er vor ein paar Tagen nach London zurückgeflogen ist, aber das habe ich zu spät erfahren.«
»Sie wollen doch wohl hoffentlich nicht sagen, daß er immer noch frei herumläuft – mit all den Informationen in seinem Kopf?«
»Ich habe in London ein Team darauf angesetzt, jeden Stein umzudrehen. Wir werden ihn bald gefunden haben. Und dann fällt für Mr. Reynolds der Vorhang.«
»Setzen Sie sich mit dem Anführer Ihres Teams in London in Verbindung. Sagen Sie ihm, daß er zehntausend Pfund bekommt, wenn Reynolds ein toter Mann ist. Vielleicht ist dann sogar für Sie eine Prämie drin. Aber nur vielleicht …«
Am Flughafen Heathrow saß Marier im besten Restaurant und verzehrte eine gegrillte Seezunge. Er hatte die Rechnung bereits bezahlt und ein großzügiges Trinkgeld auf den Tisch gelegt, weil er nicht wußte, wie lange er bleiben konnte.
Lisa Trent saß mit dem Rücken zu ihm an einem anderen Tisch.
Sie trug eine große Sonnenbrille, aß rasch und hatte wie Marier ihre Rechnung bereits bezahlt. Sie schaute immer wieder auf ihre mit Diamanten besetzte Uhr, und Marier hatte den Eindruck, daß sie auf jemanden wartete.
Miß Trent.
Ein Page war in das Restaurant gekommen und hielt eine Tafel mit ihrem mit Kreide geschriebenen Namen hoch. Lisa hob den Arm, gab dem Pagen ein Trinkgeld, riß den Umschlag auf, las die mit der Maschine geschriebene Nachricht.
Sie finden ihn in Cleaver Hall, Bosham, in der Nähe von Chichester. A. R.
Die Initialen standen für Alfred Reynolds, den Mann, der sich einbildete, er wäre ihr Freund. Sie stand schnell auf, verließ das Restaurant und ging die Treppe hinunter in die Abfertigungshalle.
Marier, der bedauerte, daß er seine Seezunge nicht aufessen konnte, folgte ihr.
Lisa steuerte direkt auf den Autoverleih-Schalter zu, zeigte ihre Papiere vor und eine Unmenge Kreditkarten.
»Ich brauche einen Jaguar, und zwar ganz dringend. Einen cremefarbenen Jaguar, wenn es möglich ist. Sie können sich aussuchen, welche Karte Sie benutzen wollen«, erklärte sie dem Mädchen am Schalter.
Marier hatte sich eine Zeitung gekauft und tat so, als läse er darin, während er dicht hinter ihr stand und mithörte, was sie sagte. Er selbst hatte bereits eine Weile zuvor denselben Schalter aufgesucht und einen Rover gemietet, den er, wie er gesagt hatte, später abholen würde.
Er wartete, bis Lisa hinausbegleitet wurde, um den Jaguar in Empfang zu nehmen, dann trat er an den Schalter. Er zeigte dem Mädchen sein Formular und gab ihm einen Zwanzig-Pfund–Schein.
»Das ist für Sie – ich brauche den Rover draußen, bevor Sie Paff sagen können.«
Sein freundliches Lächeln und das Trinkgeld bewirkten Wunder. Er wurde zu dem Rover hinausbegleitet und sah Lisa abfahren. Nachdem sie eingestiegen war, hatte sie erst noch eine Karte konsultiert.
»Ich wette, du entdeckst mich, Liebling«, sagte er, als er ihr durch den Tunnel folgte, »aber du hast es so verdammt eilig, daß du trotzdem weiterfahren wirst. Ich frage mich nur, wo du hinwillst.«
Butler, der gleichfalls in Heathrow wartete und Jill Seiborne im Auge behalten sollte, hatte es etwas schwerer. Nach dem Aussteigen aus der Maschine von München war sie in die Cafeteria gegangen.
Sie sah sich immer wieder um, als rechnete sie damit, verfolgt zu werden. Als sie ihr Gepäck und eine Tasse Kaffee zu einem Tisch trug, hatte es eine ganze Weile gedauert, bis sie sich entschieden hatte, wo sie sitzen wollte. Butler blieb am Tresen stehen, tat so, als könnte er sich nicht entschließen, was er nehmen wollte, bedeutete anderen Leuten, voranzugehen. Der einzige Faktor zu seinen Gunsten war die Tatsache, daß die Cafeteria überfüllt war.
Als Jill sich an einem kleinen Tisch niederließ, bestellte er gleichfalls Kaffee. Es gelang ihm, einen Platz an einem Tisch nahe beim Ausgang zu finden, so daß sie an ihm vorbei mußte, wenn sie ging. »Entscheiden Sie sich, meine Dame«, sagte er lautlos. Dann beging er den Fehler, einen Schluck von seinem Kaffee zu trinken, verzog das Gesicht und gelangte zu dem Schluß, daß er keinen Durst hatte.
Jill, die er von seinem Platz aus nicht hatte sehen können, ging plötzlich, mit ihren langen Beinen ausschreitend, an ihm vorbei.
Butler folgte ihr in einiger Entfernung. Sie ging zum Schalter der Autovermietung und unterhielt sich eine Weile mit dem dort beschäftigten Mädchen. Wie Marier hatte auch Butler einen Wagen gemietet, während Jill,
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