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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einen Blick auf Tweed und war betroffen von seiner grimmigen Miene.
    »Sie gehen mit ziemlich starken Gefühlen an diese Sache heran, nicht wahr?«
    »Jean Cardon war eine außerordentlich intelligente und klarsichtige Frau. Ich mochte Sie. Aber ich muß außerdem an den Sinn und Zweck der Existenz des SIS denken. Ich vermute stark, daß sie im Lauf ihrer Arbeit etwas sehr Bedrohliches herausgefunden hat. Ich will wissen, was das war. Bob macht seine Sache gut …«
    Newman hatte, begleitet von Butler und Nield, die ein paar Schritte hinter ihm waren und von der Mauer verdeckt wurden, das Tor erreicht. Er hob die Kamera, richtete sie auf die kiesbestreute Zufahrt und begann, Cleaver Hall durch das Tor hindurch aufzunehmen. Ein unangenehm aussehender Mann von athletischem Körperbau tauchte hinter dem Tor auf, mit einem gefährlich aussehenden Schäferhund an der Leine. Er winkte und brüllte mit höchster Lautstärke.
    »Das ist verboten. Verschwinden Sie schleunigst, sonst hetze ich den Hund auf Sie.«
    In der Deckung der Mauer zog Butler einen Handschuh aus und schob einen Schlagring über seine Finger. Nield hob ein großes, wie eine Keule geformtes Stück Treibholz auf. Newman filmte weiter. Der Mann hinter dem Tor, ländlich gekleidet, kam ein paar Schritte näher, mit finsterer Miene.
    »Ich habe Sie gewarnt, Sie verdammter Schnüffler. Das hier ist Privatbesitz. Also gut, Sie haben es so gewollt …«
    Er löste die Leine, und der Schäferhund tat einen Satz vorwärts und warf sich, wütend knurrend, gegen das Tor. Newman filmte gelassen den Ansturm des Hundes. Zwei weitere Männer tauchten auf. Einer davon war ein kleiner, dicklicher Typ mit einem birnenförmigen Körper und einen über seinen Gürtel vorquellenden Bierbauch. Sein Verhalten ließ vermuten, daß er der Boß war.
    »Wenn ich dieses Tor aufmache, wird der Hund Sie zum Abendessen verspeisen.«
    »Wenn Sie das Tor aufmachen und dieses Biest herauslassen, dann wird es sein letztes Abendessen zu sich genommen haben.«
    Nield war aufgetaucht, seine schwere Keule schwenkend. Er sprach mit völlig gelassener Stimme, als gehörte dergleichen zu seinem Alltag.
    »Und da wir gerade über Verbote reden«, bohrte Newman weiter, »möchte ich Sie daran erinnern, daß es verboten ist, Wachhunde frei auf öffentlichem Gelände laufen zu lassen, und auf einem solchen stehe ich gerade. Und was das Fotografieren betrifft – Ihr Lakai da oben am Fenster im ersten Stock hat einen Mordspaß daran, uns zu fotografieren. Spreche ich mit Mr. Gulliver?«
    Irgend etwas flackerte in den Schweinsaugen des birnenförmigen Mannes, und Newman wußte, daß er einen Treffer gelandet hatte: Er hatte den geheimnisvollen Verwalter gefunden. Gulliver trug eine ärmellose Lederjacke und eine in Gummistiefeln steckende Cordhose. Sein schwarzes Haar war über seinen kuppelförmigen Kopf zurückgekämmt, und es ging eine Aura der Autorität von ihm aus.
    »Wer sind Sie?« fragte er gelassen.
    »Robert Newman.«
    »Ah, ich verstehe. Der Zeitungsschreiber. Also, hier gibt es keine Story für Sie, also verschwinden Sie, bevor Ihnen ein unerfreulicher Unfall passiert.«
    »Keine Story?« Newmans Stimme klang ungläubig. »Cleaver Hall wird bewacht wie Fort Knox – ich kann, halb im Gras verborgen, stählerne Fußangeln sehen. Die sind übrigens auch verboten. Ein
Enterprise-Flugzeug
landet hier, mit Fenstern aus Spiegelglas, damit niemand sehen kann, wer darin sitzt. Wir haben eine Verbindung hergestellt zwischen Ihnen und dem grauenhaften Mord in Amber Cottage. Hinter diesem Tor steckt vermutlich die größte Story des ganzen Jahrzehnts.«
    »Versuchen Sie nur, sie zu schreiben. Sie werden nicht lange genug leben, um sie fertigzukriegen.«
    »Das ist eine Drohung gegen Leib und Leben«, sagte Nield.
    »Ich bin Anwalt«, bluffte er.
    Gullivers dickes, fleischiges Gesicht war rot angelaufen.
    Newman hatte den Eindruck, daß er es bedauerte, die Beherrschung verloren zu haben. Er lächelte – das Lächeln eines Menschenfressers.
    »Weshalb bereden wir das alles nicht wie zivilisierte Leute? Sie drei könnten hereinkommen und ein Glas Champagner mit mir trinken. Krug. Nur das Allerbeste.«
    »Ich lehne die Einladung ab«, erwiderte Newman, hob die Kamera und filmte Gulliver. »Der Hauptgrund dafür ist, daß ich auf der anderen Seite dieses Tores keine zivilisierten Leute sehe.«
    Auf Gullivers Gesicht erschien ein Ausdruck äußerster Bösartigkeit. Für einen kleinen Mann konnte er sich

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