Kalte Wut
Vertrauter ist, der Mann, der die Aufträge von X ausführt. Aber was mir im Augenblick Sorgen macht«, erklärte Tweed, »ist die Tatsache, daß mir vermutlich, sobald wir zum Park Crescent zurückgekehrt sind, Chefinspektor Buchanan auf den Hals rücken wird. Ich wette, er hat bereits dafür gesorgt, daß Park Crescent rund um die Uhr von seinen Leuten beobachtet wird. Es gibt eine Menge Dinge, die ich ihn in diesem Stadium nicht wissen lassen will …«
Er brach ab, als Paula von der Telefonzelle zurückgerannt kam.
Er konnte ihrer Miene entnehmen, daß sie bei ihrem Gespräch mit Monica einiges erfahren hatte.
»Heraus mit der Sprache«, forderte er sie auf, nachdem sie sich auf dem Beifahrersitz niedergelassen und die Tür geschlossen hatte.
»Monica ist unheimlich fleißig gewesen und hat die ganze Nacht hindurch alle möglichen Leute angerufen. Inzwischen hat sie auch Gilbert Hartland erreicht. Von ihm hat sie erfahren, daß Reed & Roebuck gestern in aller Stille aufgekauft worden ist.
Raten Sie mal, von wem?«
»Wir haben keine Zeit für Ratespiele«, sagte Tweed scharf.
»Von International & Cosmopolitan Universal Communications. Reed & Roebuck war eine Privatfirma, das Geschäft konnte also in aller Heimlichkeit abgewickelt werden.
Aber Hartland hat es trotzdem herausgefunden.«
»Ein globales Monstrum beginnt aus dem Nebel aufzutauchen«, bemerkte Tweed. »Weiß Monica genau, was Reed & Roebuck taten? Die Übernahme muß gleich nach Jeans Tod erfolgt sein.«
»Und das ist noch ein Zufall, der mir nicht gefällt«, fuhr Paula fort. »Jemand versucht offenbar, alle Spuren zu verwischen.«
»Damit dürften Sie recht haben«, pflichtete Tweed ihr bei.
»Aber wer?«
»Lassen Sie mich weiter berichten. Hartland hat noch etwas herausgefunden. Der Preis, den International & Cosmopolitan für Reed & Roebuck gezahlt hat, betrug zwei Millionen Pfund – was weit über dem tatsächlichen Wert der Firma liegt. Bedingung war ein sofortiger Abschluß. Hartland wußte außerdem, daß sich der Top-Rechercheur von Reed & Roebuck mit International & Cosmopolitan beschäftigte. Und was meinen Sie, wer dieser Top–Rechercheur war? Jean Cardon.«
»Ein weiteres Glied in der Kette«, sagte Tweed, fast zu sich selbst. »Aber noch gibt es riesige Lücken, die wir ausfüllen müssen. Wer war Reed & Roebucks Auftraggeber? Für wen hat Jean gearbeitet?«
»Das ist etwas, das Hartland nicht wußte. Was er dagegen wußte, ist, daß mitten in der Nacht Transporter vor dem Gebäude von Reed & Roebuck vorfuhren und alle Unterlagen abholten.«
»Dann ist das eine Sackgasse«, sagte Newman.
»Nicht ganz«, widersprach Paula. »Monica hat unter anderem auch Keith Kent angerufen, Tweeds Freund in der City. Er ist Börsenmakler und Finanzberater, aber er wollte ihr gegenüber nichts sagen. Er sagte, er würde nur mit Ihnen sprechen, unter vier Augen.«
»Dann müssen seine Informationen Dynamit sein. Ich werde ihn aufsuchen, sobald wir wieder in London sind«, beschloß Tweed. »Was hat Monica über International & Cosmopolitan herausbekommen?«
»Leider nicht viel. Diese Firma scheint in einen Mantel der Geheimnistuerei eingehüllt zu sein. Keiner der Leute, die sie angerufen hat, konnte ihr etwas über sie sagen. Das kam ihr merkwürdig vor. Sie operiert zwar global, aber sie befindet sich in Privatbesitz. Nicht einmal Hartland wußte etwas über sie. Aber als sie in ihrer Verzweiflung Keith Kent anrief, wollte er nicht mit der Sprache herausrücken. Sie ist sicher, daß er etwas weiß.«
»Vielleicht sagt er es nur«, vermutete Tweed. »Und jetzt möchte ich Butler und Nield ein paar Instruktionen geben …«
Er verließ den Wagen und blieb mehrere Minuten fort. Als er zurückkehrte, schien er sehr zufrieden zu sein. Er stieg wieder in den Fond des Wagens ein und saß dann sehr aufrecht da.
»Butler und Nield bleiben hier und schnüffeln in der gesamten Gegend herum. Sie ziehen gleich von Chichester ins Millstream Hotel direkt hinter uns. Winter wird nicht wissen, daß sie noch hier sind. Ich bin sicher, daß Winter, sobald er sich von seiner kleinen Plauderei mit Marier erholt hat, das Ship überprüfen wird, in dem sie letzte Nacht geschlafen haben.«
»Und wohin jetzt?« erkundigte sich Newman. »Vergessen Sie nicht, daß ich heute abend um sieben mit Lisa Trent verabredet bin.«
»Falls sie überhaupt kommt«, zog Paula ihn auf.
»Oh, sie wird kommen«, warf Tweed ein. »Marier, Sie folgen uns in Ihrem Sierra.
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